Pole Position und fünf Autos in den Top-6 - aus lauter Freude über das Qualifyingergebnis spendierte Wolfgang Schattling eine Runde Schnaps. Nach dem schwierigen Saisonstart, der hinter Mercedes liegt, scheint mit dem Qualifying auf dem Norisring sämtlichen Beteiligten ein schwerer Stein vom Herzen gefallen zu sein. "Es ist schön, wieder einmal ein konkurrenzfähiges Auto zu haben, mit dem man auch vorne reinfahren kann. Dieses Gefühl habe ich in den letzten Rennen vermisst", gab Christian Vietoris offen zu.

Auch Schattling räumte ein: "Wir hatten gehofft, dass wir hier besser aussehen. Aber damit gerechnet, dass wir so gut aussehen, haben wir definitiv nicht." Völlig überraschend ist die starke Performance der Mercedes-Fahrer allerdings nicht. Die Statistik zeigt: Mercedes und Norisring - das passt. Mit der Pole Position von Robert Wickens kommen die Stuttgarter auf insgesamt 16. Pole Positions auf dieser Strecke. "Es braucht hier ein ganz spezielles Setup", weiß Gary Paffett. "Der Norisring ist ein Straßenkurs. Die Strecke besitzt nur vier Kurven, dafür aber sehr viele Bodenwellen." Gefragt sind mechanischer Grip und Bremsvermögen, damit man gut aus den Ecken herauskommt und beim Bremsen Meter macht.

"Mechanisch war das Auto von Mercedes schon immer gut. Hier brauchst du keine Aerodynamik. Das Auto muss gut bremsen und so schnell wie möglich geradeaus fahren. Motorleistung und Mechanik scheinen also zu funktionieren", erklärte Timo Scheider. Die größte Schwachstelle der Mercedes-Fahrzeuge - der Abrtieb - kommt auf dem Kurs hingegen weniger zum Tragen. Zudem spielt das Gewicht der Autos eine nicht unwichtige Rolle. "Mercedes hat 10 Kilogramm weniger als wir. 5 Kilogramm bedeuten keinen großen Unterschied, aber ab 10 Kilogramm spürt man es schon. Das bringt mehr Performance", weiß Bruno Spengler.

Zwei Mercedes-Piloten in der ersten Startreihe, Foto: Audi
Zwei Mercedes-Piloten in der ersten Startreihe, Foto: Audi

Russland eine andere Geschichte

Aufgrund all dieser Punkte bleibt die Konkurrenz von BMW gelassen. "Realistisch gesehen sollte Mercedes nur hier stark sein. Wenn sie einen Leistungssprung gemacht haben, dann müsste man sich fragen, ob sie vorher so schnell gefahren sind wie sie konnten", erklärte Jens Marquardt. Zudem würde ein starkes Qualifying nicht gleich ein starkes Rennergebnis bedeuten. "Man muss die Geschwindigkeit nicht nur über eine Runde, sondern über das ganze Rennen hinweg bringen", betonte Marquardt. Nichtsdestotrotz hat Mattias Ekström die Mercedes-Fahrer auf der Siegrechnung.

"Wenn man genau hinschaut, dann sieht man, dass die Autos sehr gut auf der Bremse sind. Mercedes war heute eindeutig schneller als wir - Kompliment, Hut ab! Das muss man erst mal hinbekommen", erklärte der Audi-Pilot. Doch bei Mercedes ist man sich bewusst, dass man noch einen weiten Weg vor sich hat. "Die ersten Rennen dieser Saison waren eine sehr schmerzvolle Erfahrung für unser Team und wir wissen, dass wir noch lange nicht am Ziel angekommen sind", trat Paul di Resta auf die Euphoriebremse. "Es wird in Russland nicht automatisch so weitergehen. So einfach funktioniert das in der DTM nicht. Aber es ist eine schöne Belohnung für die harte Arbeit des Teams, das unermüdlich gearbeitet hat, um das Auto zu verbessern."