Wie kam Vietoris von Platz 16 auf Rang eins nach vorne?

Im unterlegenen Mercedes gelang Christian Vietoris der erste DTM-Sieg. Dabei sah es nach einigen Runden gar nicht gut aus: Vietoris pokerte hoch und holte sich am Ende der Einführungsrunde Regenreifen, doch die Strecke war noch nicht nass genug. Nur durch die Safety-Car-Phasen und einen frühen Pflichtboxenstopp kam Vietoris an die Spitze, glänzte mit Überholmanövern gegen Mortara sowie Rockenfeller und konnte die Führung bis ins Ziel retten.

"Uns ist natürlich bewusst, dass diese Chance nicht oft kommen wird, und es galt, die Chance zu nutzen. Unsere Strategie war riskant, aber ging perfekt auf. Auch die Stopps waren perfekt", freute sich Vietoris nach dem ersten Sieg. "Dass es so gut geklappt hat ist einfach unglaublich, vor allem, da die Safety-Car-Phasen immer genau im richtigen Moment kamen und mich abgeschlagen am Ende des Feldes wieder zurück ins Rennen gebracht haben."

Warum war der Podestplatz für Mortara so besonders?

Mortara stand fast zwei Jahre lang nicht auf dem Podium, Foto: DTM
Mortara stand fast zwei Jahre lang nicht auf dem Podium, Foto: DTM

Nach seinen Erfolgen in der Formel 3 galt Edoardo Mortara als große Nachwuchshoffnung bei Audi. Bereits in der Debüt-Saison fuhr der Italiener zwei Mal auf das Podium, im zweiten Jahr gab es den ersten Sieg. Doch seit dem Triumph in Zandvoort 2012 durchlebte Mortara eine lange Durststrecke. 2013 war Platz neun am Lausitzring sein bestes Ergebnis, auch das diesjährige Auftaktrennen in Hockenheim ging gründlich in die Hose. Umso größer war die Freude, als es Mortara heute unverhofft auf den dritten Rang schaffte: "Ein tolles Gefühl nach einem so enttäuschenden vergangenen Jahr. Der dritte Platz ist ein gutes Ergebnis."

Wer löste die Safety-Car-Phasen aus?

Anders als beim ADAC GT Masters blieb bei der DTM in Oschersleben der große Knall aus. Dennoch kam das Safety-Car gleich drei Mal zum Einsatz: Zunächst rutschte Robert Wickens in Kurve drei ins Kies, dann drehte sich Timo Glock spektakulär ins Abseits. Den Schlusspunkt setzte Pascal Wehrlein im letzten Renndrittel, als er seinen Mercedes in der ersten Kurve vor dem Reifenstapel parkte. Aus Sicht von Bruno Spengler war der Einsatz des Safety-Cars in allen drei Fällen nicht zu vermeiden: "Alle Safety-Car-Phasen waren okay, denn die Stellen, an denen die Autos standen, sind sehr gefährlich."

Wieso stoppte Gary Paffett so spät?

Ein Mercedes in Führung? Damit hätte nach dem Auftakt in Hockenheim und dem Qualifying in Oschersleben wohl niemand gerechnet. Als der Regen im Rennen immer stärker wurde, stoppten alle anderen Fahrer, abgesehen von Antonio Felix da Costa und Gary Paffett. Als das Safety-Car zum ersten Mal auf die Strecke fuhr, bog der BMW-Pilot gerade noch rechtzeitig in die Boxengasse ein, bei Paffett war sie dagegen schon geschlossen. Bei Mercedes versuchte man nun, Paffett auf Slicks bis in das Boxenstoppfenster zu bringen.

"Das zweite Safety-Car war nicht so optimal, denn nach dem Neustart muss man zwei Runden fahren, bevor man zum Boxenstopp hereinkommen darf. Das war zum schlechtesten Zeitpunkt überhaupt", ärgerte sich Paffett ein wenig. Das Regelwerk machte dem schnellen Briten heute also gleich zwei Mal einen Strich durch die Rechnung.

Warum konnte Green das Rennen nicht gewinnen?

Jamie Green fuhr dem Feld davon, Foto: Audi
Jamie Green fuhr dem Feld davon, Foto: Audi

Im Regen war Jamie Green ohne Zweifel der schnellste Mann im Feld, teilweise setzte er sich an der Spitze drei Sekunden pro Runde ab und fuhr sich über zwölf Sekunden Vorsprung heraus. Anders als Vietoris, Rockenfeller und einige andere hatte er seinen Pflichtboxenstopp aber noch nicht absolviert, als das Safety-Car zum dritten Mal auf die Strecke gerufen wurde. Da die Boxengasse in Oschersleben besonders lang ist, konnte Green in den verbleibenden Runden nicht mehr genügend Vorsprung herausfahren, um die Führung auch nach dem Stopp zu verteidigen.

"Leider habe ich es wieder nicht ins Ziel geschafft", sagte Green, der sich in der letzten Runde auf Slicks ins Aus drehte. "Aber ich bin gut gefahren und habe mein Potenzial gezeigt. Frustriert bin ich nicht, denn es war ja nur ein Rennen. Wir haben auf jeder Strecke eine Chance, daher bin ich weiter optimistisch."

Warum fiel Wittmann so weit zurück?

Nach dem Start von der Pole Position setzte sich Wittmann bei Mischbedingungen drei Sekunden von seinen Verfolgern ab. Nach dem Wechsel auf Regenreifen ging es für Wittmann nach hinten: Beim ersten Neustart verbremste er sich beim Angriff auf Gary Paffett und verlor mehrere Positionen. Während der dritten Safety-Car-Phase wurde Wittmann plötzlich langsamer und musste sogar die Boxengasse ansteuern.

"Es gab ein technisches Problem am Auto, ich konnte nicht mehr schalten und hing im ersten Gang fest", so Wittmann über den großen Zeitverlust. An der Box konnte man das Problem irgendwie beheben, doch mit einem Rückstand von über einer Sekunde war das Rennen für den Auftakt-Sieger gelaufen. "Schade, denn es war ein gutes Wochenende für uns und das Auto war schnell. Wir sind unglücklich ohne Punkte geblieben.

Ist Mercedes jetzt wieder so stark wie früher?

Obwohl man in Oschersleben zum Sieg fuhr, rechnet bei Mercedes wohl niemand damit, dass man diesen Erfolg beim nächsten Rennen in Budapest wiederholen kann. Die wahre Performance der Sternenflotte zeigte sich nicht nur in Hockenheim, sondern auch im trockenen Qualifying in Oschersleben. Erst als die Aerodynamik bei nassen Bedingungen nicht mehr so ins Gewicht fiel, kam der Benz in Schwung.

Regen in Ungarn sollte Anfang Juni so gut wie ausgeschlossen sein. Stattdessen kommt es für Mercedes noch dicker: Aufgrund des Rennsieges muss man wieder ein paar Zusatz-Gewichte nachlegen. "Als wir dort getestet haben, hat noch nicht jeder seine Karten auf den Tisch gelegt", sagt BMW-Pilot Martin Tomczyk. "Wir haben hier im Trockenen aber gesehen, dass Audi und BMW weiterhin die Pace angeben. Mercedes hat hier nur durch die Wetterkapriolen viel Glück gehabt und den Sieg geholt."