Wenn Erfolg bestraft wird... 2014 halten die Platzierungsgewichte Einzug in die DTM. Den meisten wohl besser bekannt als Erfolgsballast, sollen sie das Feld enger zusammenführen und so für mehr Spannung auf der Strecke sorgen.

Das Konzept klingt zunächst einmal kompliziert: Abhängig von den erzielten Resultaten muss eine Marke maximal 10 kg (pro Rennen maximal 5 kg) zuladen oder darf maximal 10 kg (pro Rennen maximal 5 kg) ausladen. So erhält der Sieger eines Rennens beispielsweise 5 Kilo mehr beim nächsten Rennen, seine Markenkollegen innerhalb der Top-10 je 2,5 Kilogramm Zusatzgewicht. Beim Saisonauftakt in Hockenheim starten alle Autos mit 10 Kilo mehr an Bord.

Timo Glock gewann das Finale 2013 - noch ohne Erfolgsballast, Foto: BMW
Timo Glock gewann das Finale 2013 - noch ohne Erfolgsballast, Foto: BMW

Glock: Kein Bock auf Ballast

Die Meinungen über die Einführung des Erfolgsballasts gehen arg auseinander. Motorsport-Magazin.com hat sich vor dem ersten Rennen der Saison im Fahrerlager umgehört. "Ich bin davon nicht der größte Fan", machte Timo Glock kein Geheimnis aus seiner Abneigung. "Meiner Meinung nach ist das nicht der richtige Weg. Das ist auch zu konfus für den Fan. Der ist nicht immer voll im Geschehen drin und versteht nicht, warum der eine plötzlich schwerer und der andere leichter ist."

In der Tat dürften sich nicht wenige Zuschauer über den Saisonverlauf wundern, in dem wahrscheinlich nicht ein einzelner Fahrer respektive eine Marke deutlich den Ton angeben wird. Bis zu 10 Kilo wirken sich doch zu deutlich auf die Performance aus. Damit dürfte klar sein, dass die Performancegewichte in diesem Jahr an jedem Rennwochenende eine tragende Rolle spielen.

Erfolgsballast als willkommenes Argument für die Fahrer, Foto: Audi
Erfolgsballast als willkommenes Argument für die Fahrer, Foto: Audi

Wesentliches Thema

Die Möglichkeit, diesen Aspekt wegen seiner Komplexität etwas unter den Tisch fallen zu lassen, dürfte nicht bestehen, wie Timo Scheider ausführte. "Wenn über Erfolgsgewichte gesprochen wird, kommt immer wieder die Diskussion auf: 'Man muss das ja nicht so laut kommunizieren und auf die Fensterscheibe kleben, welcher Fahrer mit wie viel Zusatzgewicht fährt'", so der Audi-Pilot. "Wenn ein Fahrer aber nur Zehnter wird, benutzt er den Erfolgsballast als Argument dafür. Die Jungs, die vorn fahren, werden das natürlich nicht erwähnen. Man kann es also nicht einfach unter den Tisch kehren."

Für den Einzelnen eine Last - für das Gesamtbild aber wohl positiv. So könnte das erste Fazit zum Erfolgsballast ausfallen. Zwar hat die DTM selbst das größte Interesse daran, spannende Rennen zu produzieren, doch auch die Fahrer wissen, worauf es ankommt - obwohl bei jedem der persönliche Erfolg Vorrang hat. "Wenn wir gewinnen, finde ich die Regel natürlich Mist", sagte Christian Vietoris mit einem Grinsen im Gesicht gegenüber Motorsport-Magazin.com. Klar: Nur wer Erfolg hat, wird bestraft.

Der Mercedes-Pilot weiter: "Ich denke, dass die Gewichte positiv für die Zuschauer und die Serie sind, denn so sollte es bis zum Ende spannend bleiben. Wahrscheinlich wird es viel Abwechslung im Feld geben, wenn mal der eine und mal der andere vorn steht." Ähnliche Stimmen auch aus dem Audi-Lager, wo Mike Rockenfeller Stellung zur Regelneuerung bezog. "So garantiert man den Fans, dass es noch enger zugeht und kein Fahrer beziehungsweise Hersteller die Serie dominiert", sagte der amtierende Champion.

Die Saison könnte bis zum Ende spannend bleiben, Foto: Audi
Die Saison könnte bis zum Ende spannend bleiben, Foto: Audi

Rockenfeller: Unnötige Änderung

Rockenfeller hätte allerdings auf das künstliche Spannungselement verzichten können, die Tourenwagenserie produziere sowieso schon spannende Rennen. "Die DTM liegt technisch so eng beieinander, dass man diese Sache mit dem Gewicht nicht gebraucht hätte", meinte der Audi-Pilot.

Wie immer in der DTM, gilt also: Auf der einen Seite die Serie, auf der anderen die Fahrer - nur, dass sich die Piloten mehr oder weniger ungefragt mit den Regeländerungen abfinden müssen. "Aus Fahrersicht gefällt es mir nicht so gut", sagte Bruno Spengler und lieferte gleichzeitig die Erklärung: Warum werde ich für einen Sieg bestraft?" Der BMW-Pilot verstand aber die Idee dahinter: "Wenn wir so einen guten Kampf bekommen und die Saison spannender wird, ist es schon gut. Das sind zwei unterschiedliche Sichtweisen, die beide angesprochen werden müssen."