Normalerweise stehen teaminterne Duelle in der DTM nicht gerade im Rampenlicht. Überhaupt sind die Teamkonstellationen der drei Hersteller nur Randthema in der Tourenwagenserie - der Fokus liegt auf den Fahrern und Herstellern. In der kommenden Saison bahnt sich jedoch ein wirklich spannendes Teamduell im Audi-Lager an: Ex-Champion trifft auf aktuellen Meister. Timo Scheider versus Mike Rockenfeller - dieses Duell verspricht einiges an Brisanz. Der zweifache Meister Scheider agierte in den vergangenen zwei Jahren mit Abt und Abt Sportsline ziemlich glücklos. Zeit für einen Wechsel: 2014 startet der DTM-Veteran erstmals für Phoenix Racing, das erfolgreichste Team der vergangenen Jahre.

Die Truppe von Ernst Moser gewann mit Martin Tomczyk und Rockenfeller zwei der letzten drei Meisterschaften und gilt als stärkstes Team der Ingolstädter. Jetzt ist Scheider gefordert - der 35-Jährige will es nach den Meisterschaftssiegen 2008 und 2009 noch einmal allen beweisen. Sollte Audis neuer A5 DTM-Bolide ähnlich konkurrenzfähig sein wie zuletzt, steht Scheider mit dem starken Team im Rücken in der Pflicht.

Scheider und Rockenfeller: 2014 erstmals Teamkollegen, Foto: DTM
Scheider und Rockenfeller: 2014 erstmals Teamkollegen, Foto: DTM

"Ich habe mich gemeinsam mit Audi zu diesem Schritt entschieden, weil ich glaube, dass mir ein Neuanfang mit neuen Menschen, neuer Energie und einem freien Kopf gut tun wird", so Scheider über den Neuanfang vor seiner 14. Saison in der DTM. Mit Rockenfeller steht ihm allerdings ein top-motivierter Teamkollege gegenüber, der sich spätestens nach seinem Titelgewinn nicht die Rolle des Teamleaders nehmen lassen wird. Welchen Effekt diese Rolle haben kann, zeigte das Beispiel Martin Tomczyk 2011: Nach seinem Abschied von Abt war er bei Phoenix neben Rahel Frey der klare Chef innerhalb des Teams - prompt gewann er seine erste Meisterschaft im Vorjahresauto.

Phoenix steht 2014 vor dem Luxusproblem, nicht nur zwei starke Fahrer, sondern auch zwei Platzhirsche in seinen Reihen zu haben. Sowohl Rockenfeller als auch Scheider haben bereits deutlich gemacht, dass sie sich im teaminternen Kampf durchsetzen wollen. "Jeder wird für sich selbst versuchen, das Beste herauszuholen", sagte Rockenfeller unlängst. Von einem Meister-Bonus wollte er nichts wissen: "Das ist abgehakt. Am Ende werde ich wieder an meinen Leistungen gemessen."

Scheider nahm den Kampf gern an und sah im Duell mit Rocky schließlich auch die Chance, sich nach der Kritik der vergangenen Jahre zu rehabilitieren. Zuletzt gewann er 2010 das Rennen auf dem Adria Raceway, seitdem konnte er nur selten sportliche Highlights setzen. "Ich will mich auf der Strecke mit ihm messen und wenn möglich natürlich schlagen", schickte Scheider eine erste Kampfansage in Richtung seines Teamkollegen. "Auf diesen Wettkampf freue ich mich und er sich auch." Beide Piloten sind erfahren genug um zu wissen, dass sie auch voneinander profitieren können. Ein gutes Auto-Setup ist in der DTM angesichts der extrem eingeschränkten Möglichkeiten oftmals Gold wert.

"Wenn wir es clever anstellen, haben wir beide etwas davon, weil wir uns gegenseitig pushen", fand Rockenfeller noch einen weiteren Vorteil dieser brisanten Fahrerpaarung. "Das sollte das Ziel sein am Ende. Das ist eine neue Herausforderung für mich." Gleichzeitig auch eine Herausforderung für Teamchef Moser, zwei starke Charaktere mit großen Ambitionen unter einen Hut zu bekommen.

Scheider und Rockenfeller im Vergleich

Fahrer Rennen Siege Podiums Poles Schnellste Runden Führungsrunden
Timo Scheider 136 6 22 11 9 366
Mike Rockenfeller 71 3 11 3 3 219