Martin, hat das Privatleben eines Rennfahrers eigentlich Einfluss auf seine sportlichen Leistungen?
Martin Tomczyk: Ja, das denke ich schon. In anderen Berufen ist es doch genauso: Wenn dich etwas belastet und du mit den Gedanken nicht bei der Sache bist, ist das nicht förderlich für deine Leistungen im Job. Ich denke, dass Rennfahrer so etwas allerdings besser ausblenden können als 'normale' Berufstätige.

Im Gegensatz zu den meisten Menschen seid ihr Rennfahrer ständig dem öffentlichen Druck ausgesetzt.
Martin Tomczyk: Die meisten Rennfahrer können private Probleme im öffentlichen Leben recht gut unterdrücken. Aber: Nur, weil ich etwas unterdrücke, bedeutet das nicht, dass es einfach weg ist.

Viele Rennfahrer teilen ihr privates Leben gern bei Facebook und Twitter mit...
Martin Tomczyk: Facebook und Co. sind für uns Rennfahrer mediale Mittel, um uns in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es wird ja schon fast erwartet, dass du als Rennfahrer bei Facebook und Twitter aktiv bist. Wir Motorsportler, die Dreiviertel des Jahres um die Welt reisen, haben so die Möglichkeit, uns Fans und auch Freunden mitzuteilen. Da kann man auch einmal zeigen, was wir so alles unter der Woche treiben.

Schreibst du deine Einträge bei Facebook selbst oder übernimmt das jemand für dich?
Martin Tomczyk: Zu 80 Prozent verfasse ich die Posts selber, zusätzlich bekomme ich noch etwas Unterstützung.

Lewis Hamilton gehört zu den Viel-Twitterern und gibt gern Privates preis. Was hältst du davon?
Martin Tomczyk: Ich beurteile andere Leute nicht, aber es kommt immer darauf an, ob ich das selbst möchte oder nicht. Ich mache so etwas zum Beispiel nicht. Ich poste nichts aus meinem Privatleben, weil das eine Sache ist, die nur mich etwas angeht. Aber da ist jeder Mensch unterschiedlich.

Wie wichtig ist es dir, dein Privatleben zu schützen?
Martin Tomczyk: Als DTM-Fahrer hast du es nicht so hart wie etwa als Formel-1-Pilot. Die Top-Fahrer der Formel 1 stehen ja permanent im Fokus und da ist es schon wichtig, sein Privatleben so gut wie möglich zu schützen. In der DTM relativiert sich das ein bisschen, weil unser Bekanntheitsgrad nicht so hoch ist im Vergleich zur Formel 1. Wenn ich mit meiner Frau und Kind durch meine Heimatstadt Rosenheim spaziere, werde ich zwar gelegentlich auf der Straße angesprochen, aber da ist man eben unter sich.

Wie sieht es aus, wenn du in anderen Städten unterwegs bist, etwa in Köln - erkennt man dich da auch auf der Straße?
Martin Tomczyk: Selten bis nie.

Dabei hast du 2011, also vor nicht allzu langer Zeit, die DTM-Meisterschaft gewonnen.
Martin Tomczyk: Ja, aber es kommt ja auch darauf an, was medial aus dem Meister gemacht wird...

Schnelles Paar: Christina Surer & Martin Tomczyk, Foto: Audi
Schnelles Paar: Christina Surer & Martin Tomczyk, Foto: Audi

Im Gegensatz zu den Lebensgefährtinnen vieler anderer DTM-Fahrer steht deine Frau Christina Surer oft im Rampenlicht. Wie gehst du damit um?
Martin Tomczyk: In ihrer Heimat, der Schweiz, wird Christina sehr häufig in der Öffentlichkeit erkannt - mich kennt da keiner. Aber das ist auch völlig in Ordnung, sie hat sich das ja selber erarbeitet.

Man sieht euch beide häufiger als deine DTM-Kollegen bei Veranstaltungen und auf roten Teppichen. Wie geht ihr damit um?
Martin Tomczyk: Wir gehen zu den Events, die uns Spaß machen und bei denen wir die Gastgeber persönlich kennen. Wir hüpfen aber nicht auf jeder Hinz-und-Kunz-Party rum, bloß weil wir eingeladen wurden. Wir suchen uns die Veranstaltungen schon genau aus und gehen da souverän hin, weil wir es ja auch nicht anders kennen.

Sebastian Vettel ist es gelungen, seine Freundin Hanna quasi komplett aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Ist das die richtige Entscheidung?
Martin Tomczyk: Logisch! Es ist doch perfekt, wenn das so funktioniert und die Medien das auch respektieren. Das kommt aber ganz auf den Typen an: Die Nicole Scherzinger ist zum Beispiel immer da, aber die steht natürlich auch anders im Rampenlicht. Viele Frauen oder Freundinnen der Fahrer sind immer an der Rennstrecke dabei. Bei Sebastian ist genau das Gegenteil der Fall, weil die beiden diese Entscheidung wahrscheinlich bewusst so getroffen haben.

Verfolgst du eigentlich die Berichterstattung der Medien über dich, etwa nach einem Rennwochenende?
Martin Tomczyk: Ja, ich lese die meisten Artikel in Zeitschriften und auf Webseiten - nur die User-Kommentare und Foreneinträge spare ich mir. Ich lese aber natürlich nicht nur die Geschichten über mich selbst, als Rennfahrer interessiert mich der Motorsport im Allgemeinen.

Fühlst du dich manchmal ungerecht behandelt, wenn wir Medien über dich berichten?
Martin Tomczyk: Das gehört im Motorsport dazu, ich kann ja nicht auf jeden Bericht Einfluss nehmen. Aber ich vertraue hier einfach auf seriöse Berichterstattung.