Noch in der Saison 2012 ist ein DTM-Rennen eigentlich immer gleich abgelaufen: Nachdem sich das Feld sortiert hat, begann irgendjemand mit dem ersten Boxenstopp, kurze Zeit später zog der Rest dann nach. Die Reihenfolge blieb in den meisten Fällen unverändert, die Unterschiede der Autos durch die gleichen Strategien ebenfalls. Das hat sich 2013 zum Glück geändert - den Optionsreifen sei Dank.

Selten hat eine Neuerungen in der DTM für so viel Diskussionsstoff gesorgt wie ein neuer, etwas weicherer Reifen, den die Fahrer im Rennen benutzen müssen. Die Kosten dabei waren verschwindend gering, immerhin musste für jedes Team und jeden Fahrer nur ein einziger weiterer Reifensatz für das Wochenende angeliefert werden. Gefahren werden durfte der Optionsreifen nämlich nur im Rennen - das sorgte gerade zu Saisonbeginn für zusätzliche Spannung, da niemand so genau wusste, wie er sich über die Distanz verhalten würde.

Farbverwirrung

"Der Reifen bietet den Fahrern insgesamt mehr Möglichkeiten, um im Rennen zu pushen und man kann in Verbindung mit DRS besser überholen", erklärte ein Experte von Reifenhersteller Hankook schon nach wenigen Rennen. Gerade Fahrer, die mit den Optionsreifen ihre ersten Runden drehten, waren deutlich schneller als Piloten, die auf gebrauchten Reifen unterwegs waren. Durch die entstehenden Geschwindigkeitsunterschiede gab es endlich wieder Duelle und Überholmanöver, so wie es sich die Fans immer gewünscht haben.

Gerade zu Saisonbeginn war die Verwirrung aber groß. Von außen waren die Unterschiede zwischen den verschiedenen Reifenmischungen kaum zu erkennen, selbst die Kommentatoren der ARD wussten oft nicht so genau, wer denn jetzt auf welchen Reifen unterwegs war. Hier zeigte sich aber, dass die DTM zusammen mit seinem Reifenpartner durchaus schnelle Lösungen liefern kann: Nachdem die farbliche Markierung schon beim Lauf in Spielberg verbessert wurde, waren ab dem Norisring sämtliche Reifen mit Sensoren markiert, die bei der Ausfahrt aus der Box einen entsprechenden Aufschluss über die gewählten Reifen boten.

Luft nach oben ist aber dennoch gegeben, so wie auch Ex-DTM-Pilot Paul Di Resta bei seinem Besuch in Oschersleben feststellte. "Ich weiß nicht, ob der Option-Reifen in der DTM so gut funktioniert, wie er gedacht war. Es sieht so aus, als ob die Teams am liebsten nur mit dem Option im Rennen fahren würden, anstatt mit dem eigentlichen Rennreifen", lautete das Urteil des Schotten - und damit hatte er nicht ganz Unrecht.

Gerade die Audi-Piloten haben es im Laufe der Saison immer wieder geschafft, mit dem Optionsreifen eine besonders lange Distanz zurückzulegen - ein rapider Reifenabbau war nicht gegeben. Insbesondere Mattias Ekström und Mike Rockenfeller konnten diese Tatsache immer wieder nutzen und mit langen Stints - abseits von allen anderen Strategien - nach vorne fahren.

Ende der Pflichtboxenstopps?

Dass Änderungen durchaus nicht unerwünscht sind, signalisierte Hankook schon einige Rennen vor dem Saisonende. Werden neue Reifen eingeführt, müsste allerdings auch das Reglement angepasst werden, um es auf das veränderte Renngeschehen abzustimmen. "Man könnte auch mit den Boxenstopps spielen oder alles freigeben, dann könnten die Teams machen, was sie wollen", ließ Hankook-Experte Michael Eckert seiner Fantasie freien Lauf und deutete an, dass die gegenwärtigen zwei Pflichtstopps nicht in Stein gemeißelt sind. "Wenn man einen Räikkönen hat, der mit einem Stopp durchfahren kann, spart man sich Zeit, die man mit den Options erst wieder reinholen müsste", gab er ein Beispiel. "Man hätte dann völlig unterschiedliche Strategien."

Festhalten lässt sich nach einer Saison mit neuen Regeln aber auf jeden Fall: Die Optionsreifen haben sich bewährt. Trotzdem sollte sich die DTM nicht auf seinen Errungenschaften ausruhen, sondern die Erfahrungen nutzen. Genau so sieht es auch Di Resta. "Im ersten Jahr muss man Erfahrungen sammeln und diese dann in Zukunft optimieren."