Der DTM-Boom nach der BMW-Rückkehr 2012 hat nachgelassen. Stattdessen bestimmt eine Diskussion das Geschehen abseits der Rennstrecke: Braucht die populärste internationale Tourenwagenserie - wie sie sich selbst gern bezeichnet - mehr Stars? Woran liegt es, dass der eigentlich schön anzuschauende Rennsport nicht in der Gunst der Zuschauer steht respektive im Fernsehen nicht mehr so gut ankommt? "Es liegt nicht an den Autos. Die Zuschauer interessieren sich für die Menschen", sagte jüngst ARD-Sportchef Axel Balkausky und wehrte sich gegen die Kritik am Sender. "Wir müssen den Leuten die Typen näher bringen. Die Fahrer sind noch nicht bekannt genug. Das ist das größte Problem."

Bereits am Rande des Saisonfinales in Hockenheim unterhielt sich Motorsport-Magazin.com ausführlich mit ITR-Boss Hans Werner Aufrecht. Sein Vorschlag zum Schluss: "Wir möchten wissen, was der Fan will. Fragen Sie doch einmal nach." Gesagt, getan, Herr Aufrecht. In einer Umfrage haben wir die Motorsport-Magazin.com-User gefragt: "Wo sollte eurer Meinung nach nachgebessert werden?"

Foto: Simninja Photodesignagentur
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Trotz der schwelenden Star-Debatte sind es gar nicht die oft geforderten Typen oder Helden, bei denen die Leser den größten Aufholbedarf sehen. Stattdessen waren 64 Prozent der Meinung, dass 'Weniger Regelchaos und mehr Durchblick' die größte Schwachstelle in der DTM seien. Nicht zu Unrecht: In der abgelaufenen Saison sorgten teils kuriose Entscheidungen, gern auch nach Ende der TV-Übertragung, für reichlich Unmut. Ob die unsägliche Watergate-Affäre um Mattias Ekström, spontanes DRS-Verbot in Zandvoort oder die schwer verständlichen Laptime-Strafen: Oftmals ließen die Regelhüter Fans - und gelegentlich auch Journalisten - im Argen.

Im Fahrerlager heißt es nicht nur bei Fahrern, sondern auch bei zahlreichen Offiziellen und Experten: Macht die Regeln wieder einfacher! Tourenwagensport lebt seit jeher von offen geführten Kämpfen auf der Rennstrecke. "Kotflügel waren früher im Rennen Ersatzteile", sagte Ellen Lohr einmal stellvertretend für die 'alte Garde'. Wenn es bei jedem zweiten Kontakt eine Strafe gibt, verliert der Zuschauer irgendwann die Lust. Problem: Die Autos sind nicht mehr die Tourenwagen von früher, sondern hochgezüchtete Prototypen mit Unmengen an Spoilern, Flaps und Downforce. Nicht wenige fordern eine Zurückrüstung und damit einen Schritt hin zu den alten Zeiten mit packenden Rad-an-Rand-Duellen.

Foto: Sutton
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"Die Fans wollen doch sehen, wie ein Fahrer einen halben Meter über den Kerb fliegt", sagte etwa DTM-Legende Klaus Ludwig im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Der dreimalige Champion ist gleichzeitig Sinnbild für das bereits erwähnte, vermeintliche Problem der DTM: Wo sind die Stars? Entsprechend forderten immerhin 13 Prozent unserer User 'Mehr Typen - egal ob Ex-F1-Piloten oder Haudegen aus anderen Serien'. Bernd Schneider, Walter Röhrl, Strietzel Stuck, Ludwig und Co. hießen die Helden von früher - heutzutage steht eher der Hersteller im Fokus, der Fahrer rückt in den Hintergrund, wirkt fast austauschbar.

Ein Punkt, in dem sich zumindest alle einig sind und kollektiv beschlossen haben, hier in Zukunft nachzubessern. Mit Teilnahmen von Timo Glock und Timo Scheider bei Events wie der TV Total Stock Car Crash Challenge wurden bereits erste Schritte eingeleitet. "Wir verbieten unseren Fahrern nicht, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen", gab BMW-Motorsportchef Jens Marquardt grünes Licht.

Foto: BMW AG
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Interessant: Die Typ-Frage landete in unserer Umfrage lediglich auf dem dritten Platz. P2 ging an 'Mehr Rennen in Deutschland' - dafür machten sich 16 Prozent unserer Leser stark. Nachwehen der Entscheidung, dass die DTM ab 2014 wieder im ungeliebten China, diesmal in Guangzhou, fährt? Immerhin werden nächstes Jahr wieder sechs der zehn Rennen auf deutschem Boden ausgetragen und Aufrecht setzte sich verstärkt dafür ein, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Trotz der Expansionsansprüche der Hersteller in bester Ecclestone-Manier.

Wo viel kritisiert wird - oftmals zu Recht - muss auch einmal gelobt werden. Unsere Leser taten dies in Form unserer Umfrage, wo die DTM nachbessern sollte. Abgeschlagen auf dem vierten Platz landete die Auswahlmöglichkeit 'Mehr Nähe zum Fan'. Gerade einmal 7 Prozent forderten Fanfreundlichere Bedingungen am Rande der Rennwochenenden. Ein fast schon überraschendes Ergebnis, wenn man sich einmal die Aufstände zu Saisonbeginn in Erinnerung ruft, als der Trainingsfreitag ersatzlos gestrichen und eigentlich nicht kompensiert wurde. Inzwischen scheint vielen Fans die Wichtigkeit der Kostenfrage bewusst worden zu sein und die Hersteller, wie etwa Mercedes mit dem freitäglichen Fan-Treff, taten ihr Bestes, den zahlenden Besucher versöhnlicher zu stimmen.