Die DTM will ihr Rennformat für die kommende Saison überdenken. Zuletzt machten Überlegungen über die Rückkehr zu zwei Rennen pro Wochenende die Runde in den Medien. ITR-Chef Hans Werner Aufrecht machte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com jedoch bereits klar, dass Doppel-Rennen keine Option für die Zukunft sind. "Wir wollen einen Sieger am Wochenende", sagte er.

Dabei klingt die Idee von zwei Rennen zumindest auf den ersten Blick nicht schlecht. Dem Zuschauer würde mehr Spektakel geboten - zwei Starts und zwei Zieleinläufe pro Wochenende sind natürlich spannend. Damit würden auch die Zuschauer versöhnt, die sich über den Wegfall des Trainings am Freitag beschwert hatten. Außerdem würde die Serie dem allgemeinen Wunsch der Fahrer und Fans entgegenkommen, mehr Rennen im Jahr zu fahren, ohne dabei den Rennkalender vergrößern zu müssen. Mehr als zehn Austragungsorte sind wegen der finanziell angespannten Lage aktuell nicht drin, zwei Rennen pro Wochenende hören sich aber zumindest finanzierbarer an.

Ein genauerer Blick auf das Konzept der Doppel-Rennen, ob an einem Tag hintereinander oder an zwei Tagen, zeigt jedoch einige Schwächen auf. Motorsport-Magazin.com liefert fünf gute Gründe, warum die DTM bei ihren Leisten bleiben sollte.

Das spricht gegen 2 Rennen pro Rennwochenende

Die Autos: Von 1988 bis 1996 und 2000 fuhr die DTM zwei Rennen pro Wochenende, hauptsächlich bestehend aus zwei Sprintrennen über je 100 km. Zwischen beiden Rennen, die am gleichen Tag ausgetragen wurden, gab es eine 10-minütige Reparaturphase. Das wäre heute undenkbar. Wenn es in der DTM Rad an Rad geht, fliegen schnell Splitter durch die Luft und die Aerodynamik ist dahin. Es ist quasi unmöglich, innerhalb kürzester Zeit Schäden zu reparieren. Früher war dies viel einfacher möglich, weil die DTM-Autos wesentlich weniger Aero-Komponenten aufwiesen. Ein Kotflügel war damals schnell gewechselt... Heutzutage wäre ein Unfall im ersten Rennen quasi gleichbedeutend mit einem Totalausfall am Wochenende - und das will niemand sehen.

So sehen Tourenwagen aus..., Foto: Mercedes-Benz
So sehen Tourenwagen aus..., Foto: Mercedes-Benz

Das Verständnis: Die DTM hat ein Image-Problem. Heute weiß schon kaum jemand, wer das Qualifying für sich entschieden hat. Das allgemeine Interesse fehlt trotz TV-Präsenz. Wie soll man dem Zuschauer dann klarmachen, dass es an einem Wochenende zwei Sieger gibt? Medienpräsenz funktioniert nur über große Ereignisse, im Sport ist das eben der Sieg. Je mehr Sieger, desto geringer die Relevanz des einzelnen Resultats. Da die DTM bemüht ist, Stars innerhalb der Serie aufzubauen, würden Doppel-Sieger diesen Plan nur verwässern. Den einen dominanten Seriensieger und damit mögliches Zugpferd - siehe Sebastian Vettel in der Formel 1 - würde es wahrscheinlich sowieso nicht geben, dafür sind die Abstände viel zu eng.

Abkehr von der Formel 1: Punktesystem, DRS-Flügel, Option-Reifen - die DTM ist die Formel 1 der Tourenwagen. Seit Jahren eifert die Serie der Königsklasse des Formelsports nach. Vom Konzept her passt das, schließlich sind DTM-Autos vielmehr Prototypen als reinrassige Tourenwagen. Warum das Konzept der Doppel-Rennen nicht funktionieren wird: Es ist nicht wie in der Formel 1. Vereinfacht ausgedrückt: Eine ambitionierte Serie muss zum großen Teil nach der F1-Pfeife tanzen, um Akzeptanz in der breiten Masse zu erfahren. In der Formel 1 gibt es seit vielen Jahren Training, Qualifying am Samstag, Rennen am Sonntag - fertig. Für jedermann verständlich und bewährt. Das ADAC GT Masters versucht es über die Schiene mit zwei Rennen pro Wochenende für mehr Spektakel - doch der Fan nimmt dies kaum wahr. Sonntag ist in Deutschland Rennsonntag und dabei wird es auch bleiben solange das in der Formel 1 der Fall ist.

Das Finale war gut besucht, Foto: DTM
Das Finale war gut besucht, Foto: DTM

Die Kosten: Dieses Jahr sagte die DTM bereits die traditionelle - und gut besuchte - Saisoneröffnung in Wiesbaden ab - aus Kostengründen. Dazu der Wegfall der Freitagstrainings und des Warmups. Die Serie spart an allen Ecken und Enden. Damit fällt die Option, je ein Rennen am Samstag und Sonntag zu fahren, schon einmal weg. Bei diesem Szenario müssten Training und Qualifying schon am Freitag steigen und das lehnte ITR-Chef Hans Werner Aufrecht im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com entschieden ab. Bliebe also nur die Option mit zwei Rennen am Sonntag. Warum das nicht ins Konzept der DTM passt, wurde an dieser Stelle etwas weiter oben erwähnt.

Die Kontinuität: Die meisten Beobachter haben das Prinzip der neuen Reifen, des DRS und des überarbeiteten Strafkatalogs inzwischen verstanden. Wenn die DTM jetzt den Hammer auspackt und das gesamte Rennkonzept auf den Kopf stellt, macht sich die Serie ganz einfach lächerlich. Motorsport braucht eine gewisse Konstante, wer jedes Jahr die Regeln ändert, verliert schnell sein professionelles Image. In der DTM gibt es genügend andere Stellschrauben, die erst einmal in den Griff bekommen werden müssen. Den Verantwortlichen steht im Winter einiges an Arbeit bevor, Gespräche laufen schon. Blaue Flaggen weg, keine Pflicht-Boxenstopps mehr, verständlichere Strafen-Regelung und DRS-Gebrauch bis zur letzten Runde Änderungsvorschläge, die hoffentlich umgesetzt werden und sowohl dem Verständnis als auch der Renn-Action zuträglich wären. Das reicht an Änderungen völlig aus.