Es war ein Rennen ganz nach dem Geschmack der Fans. Heiße Duelle zwischen den Fahrern, verschiedene Strategien der Teams und am Ende ein Sieger, für den sich fast jeder freut. Das Finale auf dem Hockenheimring hatte einiges zu bieten, aber was war am Ende die richtige Strategie, wer machte alles richtig und wer entschied sich für die falschen Optionen?

Bereits nach 25 Runden zeigte sich, was die bessere Wahl war. Timo Glock, Roberto Merhi, Daniel Juncadella und Mattias Ekström fuhren die längsten Stints auf dem ersten Reifensatz, am längsten fuhr Glock mit 31 Runden am Stück. Christian Vietoris, der aus einer ähnlichen Position ins Rennen ging wie Merhi, kam nach seinem ersten Boxenstopp in der siebten Runde dagegen nur auf den siebten Platz.

"Es ist schwer zu verstehen, warum sich die Reifen so verhalten haben", sagte Juncadella, der einen Podestplatz nur verpasste, weil er mit Mattias Ekström kollidierte. "Bei uns war der Reifendruck wohl sehr gut eingestellt, denn es wurde jede Runde besser, das Auto hat sich super angefühlt. Die Fahrer, die früher gestoppt haben, sind dann vielleicht mit einem zu hohen Reifendruck gefahren. Unsere Strategie war ganz klar die beste."

Neben dem Reifendruck, der bei einem Boxenstopp natürlich angepasst werden kann, spielt auch die Konstruktion der Reifen eine wichtige Rolle. "Wir waren nicht überrascht, dass die Regenreifen so lange halten. Da haben wir schon mehrfach Erfahrungen gesammelt und haben genau das erwartet", so Spengler, der trotzdem schon nach 14 Runden zum Boxenstopp kam. Dort bekam er ganz neue Reifen, die noch deutlich mehr Profil aufwiesen - das ist bei einer leicht abtrocknenden Strecke ein großer Nachteil, Spengler war zunächst rund eine Sekunde pro Runde langsamer, bis sich auch seine Reifen wieder fingen.

Tomczyk spielte das Versuchskaninchen

Und dann gab es ja noch die Kandidaten, die völlig daneben griffen. Dazu zählte unter anderem Jamie Green, der nach einer soliden Startphase in der neunten Runde stoppte und danach eigentlich einen langen Stint einlegen wollte. "Wir wollten solange fahren, bis wir beim zweiten Stopp Slicks aufziehen können", sagte Green gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Leider haben sich die Reifen bei mir zu stark abgenutzt, dann sind die Rundenzeiten immer schlechter geworden. Wir waren uns dann nicht sicher, ob wir schon Slicks nehmen sollen oder wieder Regenreifen. In diesen fünf, sechs runden haben wir fast 15 Sekunden verloren, weil wir so langsam waren."

Timo Scheider wollte auf Regenreifen bleiben, Foto: DTM
Timo Scheider wollte auf Regenreifen bleiben, Foto: DTM

Während sich Green für Regenreifen entschied, versuchten sich sechs andere Piloten mit Slicks. Bei Timo Scheider und Martin Tomczyk war das aber alles andere als eine Fahrer-Entscheidung. "Das Traurige war leider Gottes am Ende die Entscheidung, die der Ingenieur getroffen hat, es mit vollem Risiko auf den Optionsreifen zu probieren. Das hat aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht funktioniert, deswegen ist es schade, wenn man um einen möglichen Top-5 Platz gebracht wird und 13. wird", klagte Scheider. "Ich hätte gerne einen gebrauchten Regenreifen. Aber den hat man mir nicht gegeben weil man in der Box - mit der Übersicht auf der Strecke - der Meinung war, dass der Optionsreifen am Ende der schnellere ist."

Tomczyk hatte dagegen keine Probleme, die Entscheidung des Teams zu akzeptieren, sein Rennen war zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon gelaufen. "Ich habe das Versuchskaninchen gespielt. Wir haben dann gesehen, dass es nicht funktioniert, und das war genau das Resultat, dass sie sehen wollten", so Tomczyk. "Wir wollten die Markenmeisterschaft gewinnen und dass dabei ein oder zwei Fahrer in den sauren Apfel beißen müssen, ist verständlich für mich. Ich mache das gerne für meine Teamkollegen." Und zumindest diese Strategie ist aufgegangen: BMW holte im letzten Rennen 30 Punkte mehr als Audi und gewann damit die Herstellerwertung.