Wenn die DTM am kommenden Wochenende zum Saisonfinale in Hockenheim gastiert, wird es noch einmal richtig spannend. Die Titelfrage in der Fahrerwertung ist zwar entschieden, aber in Baden kommt es zum Novum: Erstmals fährt die DTM auf einer Strecke, auf der sie bereits mit den neuen Option-Reifen unterwegs war. Beim Saisonauftakt Anfang Mai waren sich die Teams noch überhaupt nicht sicher, wie sie mit den schnelleren Mischungen umgehen sollten - es war ein Ritt ins Blaue. Nach acht weiteren Rennwochenenden verfügen Mercedes, Audi und BMW über wertvolle Daten und können Vergleiche zum ersten Rennen in Hockenheim heranziehen.

Aus diesem Grund erwartet Hankook, dass sich die Strategien im Vergleich zum ersten Rennen vor knapp sechs Monaten stark unterscheiden werden. "Wenn wir wieder ähnliche Bedingungen haben wie beim ersten Rennen, sieht man wirklich, wie das Kräfteverhältnis der Saison 2013 ausgesehen hätte", sagt Hankooks Chef-Ingenieur Michael Eckert im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das Saisonfinale ist der Moment, wo alle viel mehr ans Limit kommen. Das Kompromiss-Setup wird sich von den bisherigen sicherlich unterscheiden."

Augusto Farfus gewann den Saisonauftakt, Foto: BMW AG
Augusto Farfus gewann den Saisonauftakt, Foto: BMW AG

Gerade beim ersten Lauf in Hockenheim fischten die Teams in Sachen Setup ziemlich im Trüben. Zum einen sollten die Autos im Qualifying schnell sein, andererseits bestand die berechtigte Sorge, dass die Boliden unter Rennbedingungen Probleme mit den Option-Reifen bekommen würden. Vor dem Saisonstart war lediglich klar, dass die Options ihren Standard-Pendants bei den Rundenzeiten deutlich überlegen sind. Das sollte sich bewahrheiten, die Options waren auf einer Runde im Schnitt mehr als eine Sekunde schneller. Eckert: "Beim Auftakt war alles etwas im nebulösen Bereich, weil alle durch das Rennen kommen wollten. Da wurden im Qualifying lieber fünf, sechs Plätze geopfert, um dann im Rennen gut dazustehen." Wegen der neuen Parc-fermé-Regelung mussten sich die Teams schon vor dem Qualifying für ein Setup entscheiden.

Mit den gesammelten Daten können die Teams nun vor dem Qualifying ein wesentlich schärferes Setup einstellen, bei dem sich die Kompromisse zwischen Zeittraining und Rennen weitaus mehr in Grenzen halten. Allerdings spielen hier zwei wichtige Faktoren eine Rolle, die die Arbeit erschweren: Wetter und Rennverlauf. Im Mai war es am Rennsonntag auf dem Hockenheimring sehr warm, kommendes Wochenende sollten hingegen wesentlich kühlere Temperaturen herrschen. Deshalb wird das Training am Samstagmorgen umso wichtiger, um die Setups entsprechend anzupassen. Immerhin: Beim Saisonstart war es samstags recht kühl, sonntags kletterten die Temperaturen merklich in die Höhe - einen ähnlichen Temperaturunterschied sollte es beim Finale eher nicht geben.

Timo Scheider startete in Hockenheim I von der Pole, Foto: Audi
Timo Scheider startete in Hockenheim I von der Pole, Foto: Audi

Zweites Problem: Die Teams und Ingenieure können zwar auf die Daten von Hockenheim I zurückgreifen, doch die Aussagekraft hält sich in bestimmten Bereichen in Grenzen. Im ersten Rennen gab es schon nach der sechsten Runde eine Safety-Car-Phase, in deren Folge die meisten Piloten wegen der Strategie die Boxengasse zum Reifenwechsel ansteuerten. Die Werte der jeweiligen zweiten und dritten Stints sollten jedoch genügend Aufschluss über das Verhalten der Reifen bringen. "Wenn man jetzt sieht, was man da damals im Rennen verschenkt hat, kann man fürs Saisonfinale das Setup für das Qualifying noch einmal anders wählen und im Rennen klappt es dann trotzdem", so Eckert.