Passiert es, oder passiert es doch erst beim großen Saisonfinale in Hockenheim? Alle DTM-Fans fiebern gespannt auf das vorletzte Rennen in Zandvoort hin, denn Mike Rockenfeller hat an der Nordseeküste die besten Chancen, um sich den Meisterschaftstitel unter den Nagel zu reißen. Die ärgsten Konkurrenten Christian Vietoris, Robert Wickens und Bruno Spengler haben sich bereits in Oschersleben aus dem Titelkampf verabschiedet - übrig geblieben ist lediglich BMW-Pilot Augusto Farfus mit 33 Punkten Rückstand auf Rockenfeller. Seine Aussichten auf den Titel sind sehr gering, aber nicht unmöglich, denn in den verbleibenden zwei Rennen gibt es immerhin noch 50 Punkte zu holen.

Audi meisterlich

Auf keinem anderen Kurs im DTM-Kalender war Audi in den vergangenen Jahren so erfolgreich. Zandvoort ist ein gutes Pflaster für die Mannschaft mit den vier Ringen - vor allem für Mattias Ekström. Der Schwede gewann bereits drei Mal auf dem niederländischen Dünenkurs. Doch an diesem Wochenende richten sich alle Augen auf Mike Rockenfeller. Der Audi-Pilot kann am Sonntag zum ersten Mal DTM-Champion werden und bereits zwei Rennen vor Saisonende alles in trockene Tücher bringen. Rockenfeller steht vor seinem bisher größten Erfolg in seiner DTM-Karriere und nur einer kann dem Deutschen noch gefährlich werden. Der BMW-Pilot Augusto Farfus liegt 33 Punkte hinter dem Tabellenführenden und muss den Abstand am Sonntag auf maximal 25 Punkte verkürzen, sonst sind auch die Titelchancen des Brasilianer futsch.

Laurent Aiello hat es 2002 in Zandvoort vorgemacht. Gelingt es nun auch Rocky?, Foto: Sutton
Laurent Aiello hat es 2002 in Zandvoort vorgemacht. Gelingt es nun auch Rocky?, Foto: Sutton

Mit der überaus positiven Mannschaftsleistung aus Oschersleben im Gepäck, reisen die Ingolstädter gestärkt und hoch motiviert an die Nordseeküste. Zandvoort könnte ein gutes Omen für Rockenfeller sein, weiß Hans-Jürgen Abt. "Unser Team hat an Zandvoort ganz besondere Erinnerungen. Am 29. September 2002, also exakt vor elf Jahren, haben wir dort mit Laurent Aiello unseren ersten DTM-Titel gewonnen. In diesem Jahr ist es Mike Rockenfeller, der um die Meisterschaft kämpft." Nicht nur den Meisterschaftstitel hat man bei Audi stark im Visier. Mit der guten Ausgangsposition in der Herstellerwertung will Audi mit einer starken Mannschaftsleistung BMW die Führung abnehmen. Neun Punkte trennen die Ingolstädter von den Münchnern.

Mercedes in der Verteidigung

Die Stuttgarter reisen mit genau einem Ziel im Gepäck nach Zandvoort: Die Führung in der Teamwertung behüten, denn in der Hersteller- und Fahrerwertung können die Silbernen nichts mehr reißen. Das schwierige und durchwachsene Wochenende in Oschersleben hat Mercedes-Piloten nun erst einmal verdrängt. Das Motto lautet nun: Nach vorne schauen und Audi und BMW versuchen zu jagen. "Die Mannschaft hat in den vergangenen anderthalb Wochen hart gearbeitet und die Performance im Qualifying und im Rennen in Oschersleben analysiert ", erklärte Mercedes-Benz-Motorsportchef Toto Wolff. Dass Zandvoort kein einfacher Kurs zum Überholen ist, weiß auch Roberto Merhi und freut sich daher auf den Einsatz vom DRS. "Im Vergleich zu anderen Strecken ist der Kurs nicht ganz so breit, was das Überholen zu einer großen Herausforderung macht. Hier kommen in diesem Jahr DRS und die Option-Reifen neu ins Spiel, die auf dieser Strecke hoffentlich für bessere Überholchancen sorgen sollten", so Mercedes-Pilot Merhi.

Im Meisterschaftskampf haben Christian Vietoris und Robert Wickens keine Chance mehr. Doch für Vietoris ist die Niederlage kein Grund, um aufzugeben. "Ich werde in Zandvoort alles geben, um diese Enttäuschung mit einem guten Ergebnis auf einem so anspruchsvollen Kurs vergessen zu machen", so der Mercedes-Pilot. "Mein Ziel für den Rest der Saison ist es, den dritten Platz in der Gesamtwertung zu verteidigen und vielleicht sogar noch Vizemeister zu werden. Damit würde ich mein Saisonziel, in die Top-Fünf der Meisterschaft zu kommen, mehr als erfüllen." Nach dem Jubiläums-Wochenende in Oschersleben gibt es in Zandvoort für die Silbernen wieder einen Grund zum Feiern, denn Wickens und Merhi fahren dort ihr 20. DTM-Rennen.

BMW in Lauerstellung

Bei BMW liebäugelt man nicht nur mit dem Gewinn der Herstellerwertung, sondern auch mit dem Titel in der Fahrermeisterschaft. Augusto Farfus kann das Unmögliche noch möglich machen. Der Brasilianer ist der einzig verbliebende Konkurrent von Audi-Pilot Rockenfeller, doch seine Chancen sind minimal - aber sie bestehen. "Nur wer im Rennen die perfekte Strategie hat, kann hier gewinnen. Ich habe nichts zu verlieren und gehe top-motiviert ins Wochenende", so Farfus' indirekte Kampfansage. "Wir sollten eine gute Performance zeigen können, denn die Strecke liegt unserem Auto."

Die Mannschaft aus München muss in Zandvoort jedoch eine starke Mannschaftsleistung an den Tag bringen, denn sonst wandert der Herstellerpokal möglicherweise bald nach Ingolstadt. Denn die alleinige Leistung von Farfus im Rennen reicht nicht aus, um den jetztigen Vorsprung von neun Zählern auf Audi (267 Zähler) zu sichern. "In der Herstellerwertung liegen wir vorne (276 Zähler). Diese Führung wollen wir in Zandvoort verteidigen. Um das zu erreichen, müssen wir in der Breite ein besseres Ergebnis erreichen als zuletzt in Oschersleben. Genau das ist unser Ziel", erklärte BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt. Der Motivationsschwung aus Oschersleben ist bei den weiß/blauen immer noch vorhanden. In Zandvoort will man alles erdenkliche geben, um die Titelentscheidung zu vertagen und den Fans einen wahnsinns Showdown in Hockenheim zu liefern.