Am 13. Dezember wurde bekannt, dass Norbert Haug nach 22 Jahren im Amt seinen Hut bei Mercedes als Motorsportchef nehmen muss. Kaum eine Person hatte den Motorsport bei Mercedes so sehr geprägt wie Haug, der sich nicht nur um die Belange in der DTM kümmerte, sondern auch maßgeblich am Einstieg des Mercedes-Werksteams in der Formel 1 beteiligt war. Doch für die Saison 2013 sollte es einen neuen Leit-Wolf(f) geben. Der Österreicher Toto Wolff, der früher selbst Rennen gefahren ist und später den Motorsport speziell bei Williams in der Rolle des Finanzinvestors verfolgte, soll es also bei Mercedes richten.

Nach etwas mehr als einem halben Jahr im Amt zieht Wolff ein kleines Zwischenfazit. "Es ist immer noch ein Ankommen", bilanzierte er nach dem Rennen auf dem Nürburgring. Gänzlich unbekannt war ihm die silberne Welt allerdings nicht. "Ich habe mit Mercedes schon länger zu tun. Mich verbindet eine Partnerschaft, die eigentlich mit den ersten Piloten, mit Bruno [Spengler], 2002 oder 2003 begonnen hat, ich kenne die handelnden Personen sehr lange." Voll angekommen ist er allerdings noch nicht, der Aufgabenbereich dafür sei schlicht zu groß, schließlich gibt es neben Formel 1 und DTM auch noch die Formel 3 und den Mercedes-Kundensport. "Da alles richtig zu machen, bedarf es einfach Zeit", so Wolff.

Während die Erfolge von Mercedes in der Formel 1 unter der Leitung von Toto Wolff viele Kritiker verstummen ließen, ist es in der DTM nicht ganz so eindeutig. Zum einen konzentriert sich Wolff mehr auf die Königsklasse, kann deshalb nicht jeden DTM-Termin wahrnehmen und lässt sich gelegentlich von Wolfgang Schattling vertreten. Auch sind die Erfolge in der DTM nicht so glasklar wie in der Formel 1. Zwar rangieren mit Christian Vietoris und Robert Wickens zwei Piloten unter den ersten drei, doch die Chancen auf den Meistertitel sind bei 36, respektive 37 Punkten Rückstand bei noch drei verbleibenden Rennen nicht besonders groß. Und der noch vor der Saison als Speerspitze angesehene Gary Paffett hat nur etwas mehr als die Hälfe der Punkte des Meisterschaftsführenden Mike Rockenfeller auf dem Konto.

Ralf Schumacher mit neuer Rolle

Überraschender als die Ankunft von Toto Wolff bei Mercedes war der Werdegang von Ralf Schumacher. Zunächst noch als Fahrer bekanntgegeben, räumte Schumacher sein Cockpit für Pascal Wehrlein kurz vor dem Saisonstart und stieg beim Team Mücke Motorsport weiter ein. Schon seit 2010 engagiert sich Schumacher im GP3-Team von Peter Mücke in einer Teamchef-ähnlichen Rolle, gleiches macht der ehemalige Formel-1-Pilot nun auch bei RSC Mücke Motorsport, wie das Team seit diesem Jahr heißt. Der Kerpener begründete seinen überraschenden Wechsel damit, schon von Anfang an keine Lust mehr auf die DTM gehabt zu haben, allerdings Mercedes damit helfen wollte, den Fahrerkader zu komplettieren. In Pascal Wehrlein habe man dann ein hoffnungsvolles Talent gefunden und Ralf Schumacher räumte seinen Platz gerne.

Die Aufgaben von Ralf Schumacher ähneln jenen eines Teamchefs stark. "Mein Job ist es nun, gemeinsam mit dem Team sicherzustellen, dass wir die gesteckten Ziele auch erfüllen. Das betrifft sowohl die Strategie als auch Entscheidungen an der Boxengasse. Auch geht es darum, zu schauen, dass der Ablauf mit dem Team besser funktioniert und einfach, dass die Bindung zwischen Mücke und HWA noch enger wird als sie schon war", so Schumacher selbst.

Ralf Schumacher fühlt sich in seiner neuen Position wohl, Foto: Mercedes-Benz
Ralf Schumacher fühlt sich in seiner neuen Position wohl, Foto: Mercedes-Benz

Gleichzeitig kümmert sich der 38-Jährige um die jungen Piloten, vor allem Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella. Mit Erfolg, wie Toto Wolff meint: "Er hat unheimlich viel Erfahrung, die er den Jungen weitergeben kann und die Jungen hören auch auf ihn. Er ist glaubwürdig. Das ist eine Sache, die absolut erfreulich ist." Bisher ist das Team-Resultat mittelmäßig: Mücke sammelte 23 Punkte, fünf Punkte weniger als in der gesamten Vorsaison. Per se keine schlechte Leistung, in Anbetracht der Tatsache, dass Mücke näher an HWA herangewachsen ist, ausbaufähig.

Insgesamt stellt Wolff Ralf Schumacher aber ein überaus positives Zeugnis aus: "Er hat sich sehr gut eingefügt. Die Entscheidung ist am Anfang des Jahres erst relativ spät gefallen, aus einer Fahrer-Rolle in eine Management-Funktion zu wechseln. Als Miteigentümer des Teams ist er deswegen auch sehr engagiert, mir persönlich macht die Zusammenarbeit sehr viel Spaß." Und Ralf Schumacher fühlt sich in seiner neuen Rolle sehr wohl. "Ich finde das von draußen mittlerweile deutlich interessanter. Mir macht es mehr Spaß, das Ganze zu sehen, als nur im Auto sich selbst."