Mercedes erlebte nach 2012 einen Paradigmenwechsel im Motorsport. Nicht nur, dass Toto Wolff Norbert Haug nach mehr als zwanzig Jahren als Motorsportchef ersetzte, auch beim Fahrerkader gab es gravierende Wechsel. Während Michael Schumacher in der Königsklasse durch Lewis Hamilton ersetzt wurde, wurde das Engagement in der DTM von acht auf sechs Autos zurückgefahren. Gleichzeitig verließen mit Jamie Green und Ralf Schumacher zwei Motorsport-Urgesteine Mercedes - wobei Schumacher der Marke in anderer Funktion erhalten blieb. Motorsport-Magazin.com blickt auf den Umbruch der Marke Mercedes in der DTM.

Auf dem Nürburgring konnte Robert Wickens seinen ersten Sieg feiern, Foto: RACE-PRESS
Auf dem Nürburgring konnte Robert Wickens seinen ersten Sieg feiern, Foto: RACE-PRESS

Obwohl es nur noch sechs statt acht Cockpits zu besetzen galt, wurden zwei Plätze frei. Mit Daniel Juncadella und Pascal Wehrlein erhielten zwei junge Piloten die Chance, sich in der DTM zu beweisen. Mit Robert Wickens, Roberto Merhi und Christian Vietoris sind fünf Piloten des sechsköpfigen Mercedes-Kaders unter 25 Jahren. "Ich würde sagen, dass das Experiment gelungen ist", meinte Toto Wolff nach dem siebten von zehn Läufen. Lediglich Roberto Merhi bereitet dem Österreicher noch etwas Kopfzerbrechen. "Roberto Merhi hat großes Talent, ist aber ein bisschen ein Nerverl."

"Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, die Jungen zu unterstützen. Da muss man es auch in Kauf nehmen, dass ein 22-Jähriger manchmal durch eine schwierige Zeit geht und da werden wir ihn so gut wie möglich unterstützen", versprach Wolff. "Deshalb würde ich sagen: Das Experiment ist uneingeschränkt gelungen." Und das Schöne daran: "Die Früchte werden sich meiner Meinung nach erst in den nächsten Jahren zeigen." In der Tat scheint Mercedes mit der neuen Strategie Erfolg zu haben.

Pascal Wehrlein startete in Hockenheim als jüngster DTM-Pilot aller Zeit und schaffte es bei seinem ersten Qualifying gleich auf Startplatz acht. Dass es bisher lediglich zu drei Punkten reichte, ist eher Pech als Unvermögen zuzuschreiben. Robert Wickens konnte indes schon sein erstes Rennen gewinnen und liegt in der Meisterschaft auf Rang drei - unmittelbar hinter Christian Vietoris, der schon viermal in dieser Saison auf dem Podium stand. Dabei hält Mercedes weiterhin nach jungen Nachwuchspiloten Ausschau, statt sich ausschließlich mit prominenten Neuzugängen verstärken zu wollen.

Deshalb erhalten Maximilian Buhk und Maximilian Götz am 17. September einen DTM-Test. Beide konnten im vergangenen Jahr in unterschiedlichen Sportwagenserien im Mercedes-Benz SLS AMG GT3 überzeugen und gelten als aussichtsreiche Kandidaten, sollte ein Cockpit in der DTM frei werden. "Mit ihren Erfolgen im SLS AMG GT3 nutzten die beiden Maximilians die Chance, ihr Talent in einem leistungsstarken Fahrzeug und gegen starke Konkurrenz unter Beweis zu stellen und empfahlen sich so für weitere Aufgaben", so Wolff.

"Es gibt einige Kriterien", erklärte Wolff: "Das wichtigste Kriterium ist der Speed. Wir wollen die Autos bestmöglich besetzten, dann muss es nicht unbedingt ein ganz Junger sein." Allerdings wäre die Verjüngung eine "Hauptstrategie im Sinne der Entwicklung des gesamten Teams", auch Zugänge aus anderen Serien seien aber denkbar. Bei den anderen Serien ist Wolff wenig wählerisch, ob GT-Auto oder Formel 1 ist dabei nicht entscheidend. "Solange der Speed da ist."

Bei den GT-Fahrern konnte Wolff aber schon ein wenig einschränken: "Alle die schnell sind und die auf einem SLS unterwegs sind. Und alle die gut unterwegs sind, sind auf unseren Autos unterwegs, weil wir sie besser kennen." Außerdem gehe es dem Motorsportchef auch um den Teamspirit. Ein zukünftiger Fahrer müsse unbedingt zur Marke Mercedes-Benz passen. "Das ist ein weicher Faktor, der sich nicht direkt in Rundenzeiten umsetzten lässt aber Spirit macht alles möglich."

Zurücklehnen dürfe sich aber in dieser Saison noch niemand, egal ob mit sechs oder mit acht Autos in das kommende Jahr gegangen wird, manifestiert sei die Fahrerbesetzung noch auf keinen Fall. "Wir sind gerade mal knapp über der Halbzeit der Saison. Es wäre zu früh, den Druck rauszunehmen." Einen Piloten, den der 41-Jährige vermutlich mit Handkuss empfangen würde, gibt es auch: "Einer meiner Favoriten für den nächsten jungen Sitz und pfeilschnell ist Bernd Schneider, den wir wieder zurückholen", scherze er.

In den nächsten Tagen lesen Sie auf Motorsport-Magazin.com, ob Mercedes im nächsten Jahr schon wieder mit acht Autos plant und wie sich der Wechsel mit Toto Wolff und Ralf Schumacher in den Führungspositionen gestaltete. In der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins wird zudem Mercedes' Erfolgs-Story in der Formel 1 beleuchtet.