Top: Eifelwetter

Nach unerträglich heißen Bedingungen im Vorjahr zeigte sich die Eifel heute wieder von der Seite, die Motorsport-Fans am liebsten haben. Pünktlich zum Start des Rennens öffneten sich die Schleusen und die DTM-Piloten rutschten um den Kurs. Für Spannung sorgten die Akteure dann mit zahlreichen Zweikämpfen und kuriosen Strategien.

"Es war jedenfalls sehr aufregend und es gab 75 Minuten volle Unterhaltung", freute sich Mattias Ekström für die Zuschauer. Für ihn selbst war es teilweise doch etwas zu viel. "Teilweise war es schon über die Grenze. Besser wäre es, wenn es harte, faire Zweikämpfe gibt, bei denen beide Fahrer auf der Strecke bleiben." Man mag sich allerdings kaum ausmalen, was bei normalen Bedingungen passiert wäre - sicher nicht so viel.

Flop: TV-Übertragung der ARD

Die ARD schaltete ins falsche Stadion, Foto: Sutton
Die ARD schaltete ins falsche Stadion, Foto: Sutton

Zunächst die wichtigste Nachricht für alle DTM-Fans, die nach der Zieldurchfahrt abgeschaltet haben: Es wurde keinem Fahrer Wasser in den Overall geschüttet und Deutschland hat Gold im Speerwerfen geholt.

Zuvor hatte man während der 47 Rennrunden mehrfach das Gefühl, dass gerade während der spannendsten Situationen zur Leichtathletik-WM geschaltet wurde. Ob hier Putin wie im Moskauer-Qualifying seine Finger im Spiel hatte? Aber wie dem auch sei: Es hätte sicherlich keinen Leichtathletik-Fan geärgert, wenn er die Ereignisse aus dem Stadion erst nach der Zieldurchfahrt gezeigt bekommen hätte. Zumal die ARD am Ende der DTM-Übertragung ja auch ganz entspannt auf die Fortsetzung der Sendung im Internet hingewiesen hat.

Top: Wickens' Überholmanöver

Noch keine zwei Jahre in der DTM, aber schon ein echter Profi. Mehrere Runden lang schaute sich Robert Wickens den Zweikampf zwischen Adrien Tambay und Augusto Farfus an, dann schlug er zu: In der Mercedes-Arena zog er auf der Außenbahn gleich an beiden Konkurrenten vorbei und legte so den Grundstein zum späteren Rennsieg, den er wohl alleine für dieses Manöver verdient gehabt hätte.

"Ich hatte eigentlich bloß die Hoffnung, etwas anderes zu machen als die beiden vor mir und wollte auch nur nur einen von ihnen überholen. Da war aber viel Glück dabei, denn wenn die beiden [Farfus und Tambay] sich berührt hätten, wäre ich derjenige gewesen, der außen alles abbekommt", bejubelte der Kanadier seine Entscheidung.

Flop: Reifen-Strategie bei Mercedes

Dass es ausgerechnet zum Rennstart anfing zu regnen und Gary Paffett nach der Entscheidung am Samstagabend auf den härteren Reifen losfahren musste, kann man Mercedes verzeihen. Was danach mit dem bis dato heißesten Titelkandidaten der Stuttgarter passierte, blieb aber unverständlich: Anstatt wie alle anderen auf Regenreifen zu setzen, bekam er die weichen Slicks und war auf der nassen Fahrbahn chancenlos. Als man den Fehler dutzende Runden später korrigierte, war schon alles zu spät.

Dabei wusste Mercedes auch, wie es richtig geht: Bei Robert Wickens und Christian Vietoris, die am Ende auf dem Podium landeten, machte man alles richtig. Das nutzt Paffett, der verärgert aus der Eifel abreiste, allerdings auch nichts mehr...

Top: Rockenfellers Aufholjagd

Man mag sich kaum ausmalen, was in der Startrunde im Cockpit von Mike Rockenfeller los war: Mit Übersicht und etwas Glück kommt er heile durch die erste Kurve, ist dann aber Letzter. Direkt danach gibt es die Anweisung, in die Box zu kommen: "Das habe ich zunächst gar nicht verstanden, denn das Boxenstoppfenster war ja noch gar nicht offen", wunderte sich Rockenfeller, der aber direkt richtig aufdrehte.

Während die Konkurrenz bis zur fünften Runde warten musste, überholte Rockenfeller links und rechts, außen und innen. Als er dann in Führung lag, fuhr er sich über 20 Sekunden Vorsprung heraus. Das reichte am Ende für den vierten Platz, der sich wie ein Sieg anfühlte - schließlich gingen die Konkurrenten Spengler und Paffett leer aus.

Flop: Scheiders Pechsträhne

Einmal mehr ging bei Timo Scheider - gar nichts zusammen. Schon am Samstagvormittag setzte sich die schwarze Serie des Lahnsteiners fort: Unbeabsichtigt wurde der Onboard-Feuerlöscher ausgelöst. "Das Pulver war im ganzen Auto, in der ganzen Elektronik verteilt, so dass die Jungs das ganze Auto mit Luftpistolen sauberblasen mussten, die ganze Elektrik musste auseinandergenommen werden und alle Schaltpaneele mussten gereinigt werden, weil das Pulver auch zum Material aggressiv ist", erklärte Scheider später. Die Folge: Der Audi-Pilot verlor beim ohnehin schon sehr engen Zeitplan eine dreiviertel Stunde. Doch damit nicht genug. Als Scheider im Qualifying seine Zeit verbessern wollte, streikte das Tanksystem. "Es ist zum Mäusemelken", stellte er frustriert fest.

Scheider hatte einmal mehr vorzeitig Feierabend, Foto: Audi
Scheider hatte einmal mehr vorzeitig Feierabend, Foto: Audi

Doch damit immer noch nicht genug: Nach einem guten Start, wurde Scheider in Turn zwei gedreht. Das muss alles Pech gewesen sein? Nicht für Timo Scheider. Der Abt-Sportsline-Pilot zeigte eine sehenswerte Aufholjagd, die dann allerdings ein jähes Ende fand. "Leider Gottes gab es dann Ausgangs der Mercedes-Arena - nachdem ich Filipe Albuquerque überholt hatte - eine Kollision." Ein trauriges Ende eines traurigen Wochenendes. Besonders bitter: Die Pace am Nürburgring war nicht schlecht. "Wir haben hie und da gute Performance und nehmen keine Punkte mit, das ist das schlimmste, was man sich vorstellen kann."

Top: Tomczyks erste Punkte

In den letzten Monaten hat man kaum glauben können, dass Tomczyk in der DTM mal einen Meistertitel geholt hat. Zumindest in den Geschichtsbüchern ist vermerkt, dass er 2011 den Titel geholt hat. Fast genau so lange ist es her, dass der Rosenheimer Punkte gesammelt hat - seine letzten sammelte er vor ziemlich genau einem Jahr, ebenfalls am Nürburgring.

Nach dem Qualifying sah es aber noch lange nicht nach einem fünften Platz aus, schließlich war Tomczyk einmal mehr in Q1 ausgeschieden. "Schon die erste Runde war sensationell. Ich konnte mich bis auf Position neun nach vorn schieben. Es hat großen Spaß gemacht, im Regen zu fahren", so Tomczyk über sein Rennen. "Am Ende bin ich als Fünfter ins Ziel gekommen. Wenn man bedenkt, dass ich von Startplatz 20 ins Rennen gegangen bin, bin ich damit sehr zufrieden."

Flop: Bruno Spengler

Bruno Spengler ging als großer Favorit auf den Meistertitel in die neue Saison und wurde dieser Rolle zu Beginn auch gerecht. Führte der Kanadier die Wertung nach dem dritten Rennen in Spielberg noch an, geht es seitdem nur noch bergab. In den letzten vier Rennen konnte er lediglich 14 Punkte holen, in Moskau und am Nürburgring ging er sogar leer aus. Innerhalb von zwei Rennen wurden aus zwei Punkten Rückstand derer 39. Bei lediglich drei verbleibenden Rennen scheint die Meisterschaft nun ein aussichtsloses Unterfangen. Top hingegen: Sein Kampfgeist "Das war natürlich ein Rückschlag für uns. Aber wir werden garantiert nicht aufgeben. Schon in Oschersleben werde ich wieder kämpfen wie ein Löwe."