Die Ereignisse um die Disqualifikation von Mattias Ekström am Norisring schlagen noch immer hohe Wellen. Motorsport-Legende Walter Röhrl ist entsetzt über die in seinen Augen unverhältnismäßige Strafe gegen den Audi-Piloten und hat das Gefühl, dass nicht mehr der Sport, sondern Politik im Vordergrund stehe. Für ihn ist klar: Er hätte auf der Stelle der Rennserie den Rücken gekehrt! Das wird er auch als nicht mehr aktiver Fahrer tun, sollte sich in der DTM nicht schnellstens etwas ändern.

"Das schadet dem Motorsport! Es rückt ihn in ein schlechtes Licht, sodass kein normaler Mensch mehr zuschauen mag", poltert der zweifache Rallye-Weltmeister und frühere DTM-Pilot gegenüber der Bild. Wäre er an der Stelle des Schweden gewesen, wäre seine Reaktion deutlich ausgefallen: "Ich hätte gesagt: Meine Herren, ihr könnt mich alle mal. Ich hätte meine Lizenz zurückgegeben und wäre heim gefahren." Wobei er schmunzelnd feststellt, dass er wahrscheinlich sowieso schon längst keine Lizenz mehr hätte, wäre er heute noch aktiv.

Mattias Ekström war nach dem Rennen disqualifiziert worden, weil sein Vater ihm eine offene Flasche Wasser beim Jubel im Parc Ferme in die Hosentasche gesteckt und dort entleert hatte, was gegen die Parc-Ferme-Regel verstieß, die besagt, dass an Fahrer und Fahrzeug nichts verändert werden darf. Röhrl kann es nicht fassen: "Ich bitte Sie! Ja, natürlich müssen Regeln eingehalten werden. Aber was ist denn passiert? Es hat doch alles dem Reglement entsprochen! Das Auto war sogar sieben Kilo zu schwer. Und dann wird Ekström disqualifiziert, weil ihn sein Vater aus Freude nassspritzt, oder um ihn bei der Hitze zu kühlen? Also, das ist unverhältnismäßig und Irrsinn!"

Machen Funktionäre den Motorsport kaputt?

Röhrl hält Ekström für den derzeit besten Tourenwagen-Piloten, Foto: DTM
Röhrl hält Ekström für den derzeit besten Tourenwagen-Piloten, Foto: DTM

Der Fan könne es nicht nachvollziehen, wenn nach einem spannenden Rennen mit einem verdienten Sieger plötzlich alles anders sei, glaubt der 66-Jährige, dem die Strenge der Regelhüter ein Dorn im Auge ist: "Ein Fahrer entscheidet auf der Strecke in einer Hundertstelsekunde, was er macht. Und dann sitzen da hinterher ein paar Krautköpfe und suchen stundenlang nach irgendwelchen Fehlern. Wenn die so weitermachen, machen Sie den Motorsport kaputt." Er glaubt, dass die Disqualifikation vor dem DMSB-Gericht in eine Geldstrafe umgewandelt werden wird.

Doch egal, wie es ausgeht, für Röhrl müssen sich grundsätzliche Dinge ändern. Den Verantwortlichen setzt er die Pistole auf die Brust: "Wenn es so bleibt, schaue ich kein DTM-Rennen mehr. Weil ich mich von den Offiziellen nicht an der Nase herumführen lasse."