In der DTM begann mit Saisonbeginn eine neue Ära. Dank einer zweiten, weicheren Gummimischung, dem sogenannten Option-Reifen, der für einige Runden mehr Grip bietet und daher schnellere Zeiten ermöglicht, verfügen die Fahrer und Teams nun über erheblich größere strategische Möglichkeiten. Dies wirkte sich in den ersten vier Rennen bereits mehr als deutlich auf das Geschehen auf der Strecke aus. In Hockenheim bewies beispielsweise BMW-Pilot Dirk Werner gleich einmal, was mit den neuen Gummis alles möglich ist und fuhr vom Ende des Feldes auf den zweiten Platz nach vorne.

"Der Reifen bietet den Fahrern insgesamt mehr Möglichkeiten, um im Rennen zu pushen und man kann in Verbindung mit DRS besser überholen", erklärte ein Experte von Reifenhersteller Hankook. "Das Resümee ist positiv." Das Reglement sieht vor, dass die weicheren Reifen im Rennen für zumindest 60 km eingesetzt werden müssen, doch oftmals bleiben die Gummis deutlich länger an den Autos, allerdings falle dadurch der Vorteil weg. "Man kann den Option-Reifen wie den Standard-Reifen fahren, aber es wäre gescheiter, man holt sich einen neuen Satz Standard-Reifen, weil das Auto leichter wird und man den Peak am Anfang so besser nutzen kann, um konstant auf hohem Niveau zu fahren", sagte der Fachmann.

Geht es nach Hankook, setzen die Teams zu stark auf die Options und vernachlässigen dabei die härtere Mischung. "Wir schmeißen teils Reifen weg, die nur eine Runde auf dem Buckel haben. Die kann man dann höchstens noch für Taxifahrten verwenden", erklärte der Experte und deutete an, dass es im kommenden Jahr womöglich ein überarbeitetes Regelwerk geben könnte, welches vorsieht, dass auch die Standard-Reifen über eine gewisse Mindestdistanz gefahren werden müssen. "Es gibt natürlich einige Teams und Fahrer, die mehr Profit aus den Reifen ziehen. Die anderen sind aufgefordert, sich weiterzuentwickeln", so die Sichtweise der Koreaner.

Formel 1 kein Vorbild

Sorgen wie die F1 sie hat sind der DTM unbekannt, Foto: Sutton
Sorgen wie die F1 sie hat sind der DTM unbekannt, Foto: Sutton

Da die Option-Reifen dieselben Abmessungen wie die Standard-Pneus aufweisen müssen, gestaltete sich die Planungsphase durchaus schwierig. "Hätten wir einen anderen Reifen bauen können, wäre die Entwicklung einfacher gewesen", erklärte der Hankook-Experte. "Aber die Sicherheitskonstruktion ist eben gegeben und das muss auch so sein, weil sonst die Aerodynamik der Fahrzeuge nicht mehr funktioniert." Daher bietet der Option-Reifen die exakt gleichen Voraussetzungen wie der Standard, nur mit dem Unterschied, dass er über deutlich mehr Grip verfügt. "Wir gewährleisten 30 bis 60 km, alles andere ist eigenes Risiko, denn dann baut der Reifen ab", heißt es seitens Hankook.

Während die Formel 1 über vier verschiedene Gummimischungen verfügt, kommt die DTM lediglich mit der Hälfte aus und daran dürfte sich so rasch auch nichts ändern. "Neue Reifen sind teuer. Die Entwicklung ist nicht gerade billig", hielt der Hankook-Fachmann fest. "Die ITR entscheidet das und es ist die Frage, ob man wie in der Formel 1 alle drei Tage neue Reifen an der Strecke haben möchte. Man müsste dann auch die Logistik anpassen. Wir vertreten hier eine andere Philosophie."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Galt die DTM in den letzten Jahren oftmals als langweilig und eintönig, wurde mit den neuen Reifen viel Schwung in die Serie gebracht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Unterscheidbarkeit der beiden Mischungen wurde auch dieses Problem mittlerweile gelöst, sodass es an der neuen Gummi-Ära wenig auszusetzen gibt. Und im Gegensatz zur Formel 1 stellen die Pneus nicht das vorrangige Gesprächsthema dar, das alles andere überstrahlt - auch dieser Umstand ist äußerst erfreulich. (Philipp Schajer)