Eines waren die ersten vier DTM-Rennen in Timo Glocks Karriere mit Sicherheit nicht: Langweilig. Bereits beim Auftakt in Hockenheim ging es mit einem verlorenen Rad spektakulär los. Einer seiner Mechaniker hatte beim Boxenstopp das rechte Hinterrad nicht richtig angeschraubt, weshalb es sich auf der Outlap löste. Auf nunmehr drei Rädern ging es für Glock unsanft über die Wiese. Der Hesse nahm das Aus im Premierenrennen jedoch gelassen: "Fehler passieren eben."

In Brands Hatch gab's Lackaustausch mit Roberto Merhi., Foto: DTM
In Brands Hatch gab's Lackaustausch mit Roberto Merhi., Foto: DTM

Doch auch in seinem zweiten Rennen sollte er dem Grün neben der Strecke einen Besuch abstatten. Diesmal war jedoch nicht ein Rad im Alleingang, sondern Roberto Merhi im harten Gang die Ursache. "Er hat gesagt, er wäre komplett neben mir gewesen, aber komischerweise ist mein Auto am ganzen Hinterrad verkratzt. Ich habe mir die TV-Aufnahmen noch einmal angeschaut, er hat mich eindeutig weggedrückt", schimpfte Glock nach dem Rennen bei Motorsport-Magazin.com. "Er hat einfach null Ahnung. Er ist nicht qualifiziert in der DTM Auto zu fahren - er gehört nicht hier hin."

Speed und Farbenblindheit

Auf dem Red Bull Ring war der Ärger dann schnell vergessen, denn von Platz zwölf gestartet kämpfte sich Glock bis aufs Podest nach vorne. Nach gut vier Jahren durfte der ehemalige Marussia-Pilot endlich wieder mit Champagner spritzen. "Dass es jetzt so früh in der DTM geklappt hat, ist sensationell. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, gegen Saisonende vielleicht ein bisschen am Podium zu rütteln, umso mehr kann ich dieses Ergebnis jetzt genießen", erklärte er. "Es war gut zu sehen, dass der Speed da ist und ich vorne mitfahren kann."

Wie schnell so eine Welle des Erfolgs abebben kann, wenn das Auto mit einer Strecke nicht klarkommt, musste der BMW-Pilot beim vierten Rennen der Saison in der Lausitz erfahren. Mehr als Platz 14 war nicht drin, nachdem Glock nur von Position 17 ins Rennen gehen konnte. Die Stewards hatten ihn um drei Plätze nach hinten versetzt, weil er Mercedes-Junior Daniel Juncadella im Qualifying aufgehalten hatte. Glock akzeptierte die Strafe nicht nur, sondern trug die Tatsache, dass er die blaue Warnleuchte am Ende der Boxengasse übersehen hatte, mit Humor. "Vielleicht muss ich mal meine Augen kontrollieren lassen auf Farbblindheit..."

Wieder Spaß am Rennfahren

Keine Probleme hatte Glock hingegen mit den Option-Reifen, die in dieser Saison neu eingeführt wurden. In Spielberg zeigte er sich bei seiner Aufholjagd als Reifenflüsterer. Bei Hankook glaubt man, dass Glock dabei seine Erfahrung aus der Formel 1 zugute kommt. "Er hatte einen großen Vorteil gegenüber David Coulthard und Konsorten, die den Hochgrip-Reifen nicht zur Verfügung hatten", erklärten die Experten. Während Glock beim Option-Reifen seine Erfahrung aus der Königsklasse nutzen kann, ist er in Bezug auf die Standard-Pneus ein Novize. "Für den Standardreifen muss man ein extremer Spezialist sein, um gleich vorne mitzufahren", heißt es bei Hankook.

Doch was nicht ist, kann noch werden. Glock zeigte bislang keinerlei Anpassungsprobleme an die für ihn völlig neuen DTM-Boliden. "Ich fühle mich sehr wohl in der DTM und habe wieder richtig großen Spaß am Rennfahren", gestand er bei Speedacademy.de. "Und ich bin froh, die blauen Flaggen nicht mehr sehen zu müssen." Bei BMW fühlt er sich pudelwohl. "Ich bin sehr stolz, für BMW antreten zu können. Das ist eine tolle Marke mit großer Tradition. Wir haben ein tolles Team und die Arbeit mit den Jungs bereitet mir großen Spaß."

"Ich kann ein positives Zwischenfazit ziehen - das Wochenende auf dem Lausitzring einmal ausgenommen, aber da hatten wir alle bei BMW mit Problemen zu kämpfen", meinte er. Glock geht davon aus, dass er und seine Truppe sich von Rennen zu steigern werden und wird die Pause bis zum Norisring dafür nutzen, das Auto unter die Lupe zu nehmen, um vor allem den Problemen bei Bodenwellen Herr zu werden. "Ich bin mir sicher: Wir bekommen das in den Griff und können dann wieder vorn bei der Musik sein."