Die DTM musste sich in Vergangenheit oftmals den Vorwurf gefallen lassen, die Spannung nicht unbedingt auf die Spitze zu treiben, sondern durch Langeweile zu glänzen. Zu wenige Überholmanöver und zu wenige unterschiedliche Strategien ergaben unter dem Strich zumeist Rennen, die die Zuschauer weder vor Ort auf den Tribünen noch in den Wohnzimmern vor den Fernsehgeräten vom Hocker rissen. Ab dieser Saison ist damit jedoch Schluss, denn die Verantwortlichen machten sich über den Winter viele Gedanken und führten mit einer weicheren Reifemischung sowie dem DR-System zwei Neuheiten ein, die sich bereits in der Formel 1 bewährt haben.

Während in der Formel 1 die Reifen derzeit das Gesprächsthema schlechthin sind - und das keinesfalls im positiven Sinne -, schwärmt das DTM-Fahrerlager von den neuen Option-Pneus, die deutlich schneller als die härtere Standardmischung sind, dafür aber auch rascher abbauen und daher eine Vielzahl von Strategien ermöglichen. "Wir haben den Verantwortlichen immer gesagt, dass wir keine Formel-1-Reifen bauen", sagte ein Vertreter von Hankook, der anfügte: "Wir wollten nicht das Chaos." Damit spielte der Fachmann auf die derzeit vorherrschenden Zustände in der Königsklasse an, wo Pirelli während der Saison eine neue Mischung einführen wollte, um die Anzahl der Boxenstopps zu reduzieren, jedoch am Veto einiger Teams scheiterte.

Hockenheim und Zandvoort als Gradmesser

Zandvoort wartet mit viel Sand auf, Foto: RACE-PRESS
Zandvoort wartet mit viel Sand auf, Foto: RACE-PRESS

"Das hat nichts mit dem Reifenhersteller zu tun, sondern mit anderen Faktoren. Wir wollten das hier nicht haben. Wir bauen keinen Reifen, der nicht hält", erläuterte der Hankook-Experte, warum man nicht denselben Weg wie Pirelli beschritt. "Wir haben uns das in der Formel 1 angeschaut: Der Hersteller hat die Reifen so gebaut, wie die FIA es wollte, aber jetzt sagt die FIA, wir wollen es doch nicht." In der DTM seien die Rahmenbedingungen hingegen ganz andere und die Sicherheit das oberste Gebot, weshalb man sich mit der ITR zusammengesetzt habe, um zu erörtern, welche Eigenschaften die Gummis aufweisen sollen. "Wir wollen keine Reifenplatzer oder Materialverlust", so die eindeutige Aussage.

Im Gegensatz zur Formel 1, in der es vier unterschiedliche Reifenmischungen gibt, von denen auf jeder Strecke lediglich zwei zum Einsatz kommen, werden in der DTM alle zehn im Saisonkalender befindlichen Kurse mit denselben Gummis befahren, was Hankook beim Entwurf naturgemäß vor einige Herausforderungen stellte. "Hockenheim ist wegen der hohen Randsteine schwierig und in Zandvoort überhitzen die Reifen durch den Sand", führte der Experte aus. "Das sind die Extremrennen. Wenn der Reifen diese beiden Strecken aushält und dazu auch noch Brands Hatch, wo die Runde so kurz ist, dann ist er auf den anderen Strecken entsprechend besser."