Top: Mercedes-Rennpace

Im Qualifying erlebte Mercedes ein Debakel. Vier Fahrer schieden in der ersten Qualifikationsrunde aus, die restlichen beiden, Gary Paffett und Robert Wickens, mussten in Q2 die Segel streichen. Doch im Gegensatz zur Formel 1 schlägt die Stunde der Mercedes-Fahrer in der DTM im Rennen. Paffett zeigte eine starke Vorstellung und fuhr als Dritter über die Ziellinie. Und auch wenn er den Podiumsplatz wegen einer umstrittenen Zeitstrafe an Teamkollege Wickens abtreten musste, der Speed war in jedem Fall vorhanden. Insgesamt schafften mit Paffett, Wickens, Christian Vietoris und Pascal Wehrlein vier Fahrer den Sprung in die Punkteränge.

Mercedes gab im Rennen Gas, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes gab im Rennen Gas, Foto: Mercedes-Benz

"Über Nacht hat sich fast ein kleines Wunder ereignet: Der Sonntag war für uns viel besser als der Samstag", meinte Mercedes-Boss Toto Wolff. "Das würde ich nächste Woche auch gerne bei der Formel 1 behaupten können, denn dort war es zuletzt ja leider umgekehrt. " Der Österreicher betonte zudem, dass die Serie dank der guten Leistungen aller drei Hersteller weiterhin ausgeglichen sei. "Mike Rockenfeller und Audi haben den Sieg verdient und auch BMW war an diesem Wochenende sehr stark", so Wolff. "Das Rennergebnis ist gut für die DTM - alle drei Hersteller standen auf dem Podium." Allerdings: Um mit Konkurrenz gleichzuziehen, braucht Mercedes jetzt auch noch einen Sieg.

Flop: Farfus' Abschleppaktion

Es war die Szene des Rennens. Augusto Farfus verlor aufgrund eines Getriebeproblems an Tempo und schleppte sich nur mehr um den Kurs, doch der Brasilianer lief nicht etwa die Box an, sondern begann eine neue Runde, da die Kommunikation mit seiner Crew nicht funktionierte. Nach nur wenigen Metern kam sein Bolide am Rande der Zielgeraden jedoch endgültig zum Stehen, woraufhin ein Abschleppwagen angerollt kam, der den havarierten BMW während des laufenden Rennens quer über die Strecke zog und damit sowohl Farfus als auch die weiteren Piloten in große Gefahr brachte.

"Wahnsinn, Wahnsinn", prustete Timo Scheider. "Das ist eine Katastrophe. Ich dachte immer, England sei die Heimat des britischen Motorsports. So etwas darf nicht passieren, das kann schlimme Verletzungen geben. Ich will mir gar nicht ausmalen, was da hätte passieren können", war der Audi-Pilot ob der riskanten Aktion entsetzt und auch Filipe Albuquerque schüttelte nur den Kopf. "Es ist Chaos, nicht das Safety Car zu bringen. Wir mussten raten, ob es reichte, das Gas wegzunehmen"

Top: Keine Prozession

Die Befürchtung war groß, doch sie stellte sich als unbegründet heraus. Sah Brands Hatch in den letzten Jahren aufgrund der eigentümlichen Streckencharakteristik äußerst wenige Überholmanöver, machten sich DRS und die Option-Reifen auch auf der lediglich 1,929 km langen Bahn bezahlt und lieferten jede Menge Action.

So gelang es etwas Pascal Wehrlein, vom Ende des Feldes bis auf den zehnten Platz zu stürmen und sich seine ersten Punkte zu sichern und auch sonst gab es zahlreiche Zweikämpfe, die jedoch teilweise am Rande der Legalität geführt wurden. Dennoch: der positive Eindruck bleibt. Brands Hatch steht nicht mehr automatisch synonym für langweilige Rennen, sondern auch auf dem eigenwilligen Kurs ist es möglich, Überholmanöver zu setzen.

Flop: Strafen-Wirrwarr

Gary Paffett wollte bereits den Weg auf das Podium antreten, doch dann erfuhr der Brite, dass er um fünf Sekunden zurückgestuft wurde, da er während einer Gelb-Phase sein Tempo nicht in ausreichendem Maße reduziert hatte. Die neue Regelung besagt nämlich, dass die Piloten unter Gelb in den jeweiligen Sektoren eine halbe Sekunde langsamer als in der Vorrunde fahren müssen - eine äußerst fragwürdige Geschichte. Und so kam es, dass es in Brands Hatch mehrere Strafen hagelte, da es einigen Fahrern nicht gelang, die Geschwindigkeit ausreichend zu reduzieren. "Das ist eine dumme Regelung", schimpfe Paffett bei Motorsport-Magazin.com. "Das ist keine sichere, sondern eine gefährliche Regel."

Top: Das Wetter

Wenn es einen steten Begleiter der Briten gibt, dann ist das der Regenschirm, doch an diesem Wochenende hatte Petrus Gnade und sah davon ab, die Regenwolken über Brands Hatch ihre Schleusen öffnen zu lassen. Obwohl bereits einige Piloten auf Nass von oben gehofft hatten, um unter chaotischen Zuständen einige Positionen zu gewinnen, hielt das englische Frühlingswetter, sodass die Zuschauer auf den Wiesen ihre Schirme in den Rucksäcken lassen und sich ganz ungestört der Faszination DTM hingeben konnten. Kann ein Pfingstsonntag schöner sein?

Flop: Glocks Boxenstopps

Timo Glock ist mittlerweile zwar in der DTM angekommen, doch die Boxenstopps bereiten dem BMW-Piloten noch gewisse Probleme. Bereits in Hockenheim ging der Reifenwechsel unter Zeitdruck viel zu langsam vonstatten und auch in Brands Hatch zeigte sich, dass das Team MTEK noch einigen Verbesserungsbedarf aufweist. Glock verlor rund sechs Sekunden an der Box - definitiv zu viel für höhere Ansprüche. Da kann man nur von Glück sagen, dass es für ihn nicht um eine Spitzenplatzierung ging...

Button und di Resta schauten vorbei, Foto: Mercedes-Benz
Button und di Resta schauten vorbei, Foto: Mercedes-Benz

Top: Formel-1-Fahrer zu Besuch

Mercedes-Benz ließ sich für die Fans in Brands Hatch etwas Besonderes einfallen: Die beiden Formel-1-Piloten Jenson Button und Paul di Resta statteten dem zweiten Rennen des Jahres einen Besuch ab, bevor es nächste Woche nach Monaco geht. Button drehte, wie schon 2012, Runden im Renntaxi und sorgte damit für gute Stimmung auf den Tribünen. Überhaupt war der Lokalmatador richtig beliebt bei den Zuschauern: Bei einer öffentlichen Interview-Runde grölten und johlten die Zuhörer jedes Mal lauthals, wenn Button die Worte 'Brands' und 'Hatch' in den Mund nahm - fast wie ein Rockstar auf einem Konzert.

Button durfte diesmal in die neueste Generation des AMG Mercedes C-Coupé steigen und war beeindruckt: "Ich würde das nicht als Tourenwagen bezeichnen, diese Autos sind rein für den Rennsport konzipiert. Sie verfügen über viel Leistung und hohe Downforce - in den Kurven muss man extrem präzise fahren." Force-India-Pilot Di Resta ließ es eher gewohnt ruhig angehen, lobte aber seine alte Heimat, in der er sich 2010 zum Champion krönte - Rückkehr nach der F1-Karriere nicht ausgeschlossen.

Flop: Roberto Merhi

Roberto Merhi befindet sich in seiner zweiten DTM-Saison, doch mit Ruhm hat sich der Spanier bisher noch nicht bekleckert. So war es auch in Brands Hatch, wo er sowohl Timo Glock als auch Martin Tomczyk neben die Strecke drückte, woraufhin die erfahrenen Piloten viel Zeit verloren und auf den Mercedes-Mann daher alles andere als gut zu sprechen waren. Besonders Glock ging mit Merhi hart ins Gericht.

"Er hat einfach null Ahnung. Er ist nicht qualifiziert in der DTM Auto zu fahren - er gehört nicht hier hin", lautete das harsche Urteil des BMW-Piloten. Doch damit nicht genug: "Komischerweise ist er in fast jeden Crash involviert. Ich wäre an seiner Stelle vorsichtig. Es gibt einige Fahrer, die nicht zögern würden, ihn in die Mauer zu schicken." Merhi steht also keine einfache Zeit bevor - sollte es zu einem erneuten Aufeinandertreffen mit einem der BMW-Piloten kommen, ist Krach programmiert!