Es war der Aufreger des Rennens in Brands Hatch: In der 65. Runde verlangsamte Augusto Farfus plötzlich seine Fahrt und fiel vom zweiten Platz immer weiter zurück. Dann parkte der Brasilianer seinen BMW auf der Start/Ziel-Geraden und versuchte offenbar, das Auto wieder ans Laufen zu bekommen. Das klappte jedoch nicht und so musste er sich abschleppen lassen. Ein spektakulärer Vorgang, der Abschleppwagen transportierte Farfus' Boliden mitten über die Start/Ziel-Gerade in Richtung Boxengasse, obwohl gerade ein Pulk anderer DTM-Autos an ihm vorbei raste. Der Vorfall verlief glimpflich, sorgte im Fahrerlager jedoch für gemischte Gefühle. Motorsport-Magazin.com holte Meinungen ein.

"Den Vorfall selbst sah ich nicht, aber ich sah, wie der Abschleppwagen auf dem Scheitelpunkt zu Kurve 1 stand - das war unglaublich", sagte Gary Paffett. "Ich weiß nicht, was bei Farfus' Auto war, aber das war ein dummer Platz zum Stoppen. Warum fuhr er nicht an die Box?" Den Hockenheim-Sieger trifft hier jedoch keine Schuld, denn es gab Probleme mit der Kommunikation. "Wir haben ihn an die Box gerufen, aber wir hatten die Verbindung zum Auto verloren und er konnte uns nicht mehr hören", klärte Jens Marquardt die Situation auf. Farfus hatte offenbar Probleme mit dem Getriebe und konnte keinen Gang mehr einlegen, als er an der Einfahrt zur Boxengasse vorbeieierte und schließlich auf Start/Ziel anhalten musste.

"Nach meinem zweiten Boxenstopp hatte ich ein Getriebeproblem", klärte Farfus die Situation auf. "Ich steckte im dritten Gang fest und konnte weder rauf noch runter schalten. Ich habe versucht, das Auto am Rand der Strecke abzustellen und wieder einen anderen Gang zu finden, aber es war unmöglich."

Nicht wenige wunderten sich, warum die Rennleitung auf den Einsatz des Safety Cars verzichtete, während der Farfus-M3 abgeschleppt wurde. "Wahnsinn, Wahnsinn", prustete Timo Scheider. "Das ist eine Katastrophe. Ich dachte immer, England sei die Heimat des britischen Motorsports. So etwas darf nicht passieren, das kann schlimme Verletzungen geben. Ich will mir gar nicht ausmalen, was da hätte passieren können." Vielen stockte der Atem, als die DTM-Boliden nur knapp am Abschleppwagen vorbei fuhren und sicherlich wusste nicht jeder, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

"Es ist Chaos, nicht das Safety Car zu bringen", meinte Filipe Albuquerque. "Wir mussten raten, ob es reichte, das Gas wegzunehmen. Das gelingt manchen besser als anderen - und das ist schlimm. Wenn es einen gefährlichen Zwischenfall gibt, muss man das Safety Car bringen und nicht einfach nur unter gelben Flaggen fahren." Albuquerque habe sich zu diesem Zeitpunkt hinter seinem Markenkollegen und späterem Sieger Mike Rockenfeller befunden. "Ich war hinter ihm und musste hart bremsen - das war nicht schön."

Daniel Juncadella konnte die Entscheidung ebenfalls nur schwer nachvollziehen und hätte sich eine Safety-Car-Phase gewünscht. "Ich war nur knapp dahinter und dachte mir: Das ist aber echt gefährlich. Ich weiß nicht, was die da vorhatten", wunderte sich der Mercedes-Rookie. Weitere Zustimmung gab es aus dem Audi-Lager von Edoardo Mortara: "Sie müssen die Regeln ändern oder über die Sicherheit nachdenken. Man hätte das Safety Car auf die Strecke schicken sollen."