Robert Wickens war der Mann des Rennens. Der Mercedes-Pilot preschte im Rennen von Startplatz 13 auf Rang drei nach vorne. Dass er nach dem 98 Runden andauernden Kraftakt tatsächlich noch den Sprung aufs Podium schaffte, hatte er allerdings auch dem Pech seines Teamkollegen Gary Paffett zu verdanken, der wegen zu schnellen Fahrens während der Gelbphase disqualifiziert wurde. "Es ist sehr schade für Gary", meinte Wickens bei Motorsport-Magazin.com. "Er ist ein tolles Rennen gefahren und hätte einen Platz auf dem Podium verdient gehabt."

Wirklich trüben konnte das die Freude über seinen unerwarteten Gipfelsturm aber nicht. "Es ist ein Wunder", jubelt der Kanadier. "Ich habe wirklich nicht erwartet, dass es so weit nach vorne geht. Eigentlich ging es heute um Schadensbegrenzung. Ich wollte nur Punkte holen." Ausschlaggebend für die Aufholjagd war seiner Meinung nach die gute Strategie. "Ich bin auf Options losgefahren und konnte die Fahrer um mich herum, die auf dem Standard-Reifen unterwegs waren, gleich am Start überholen. Das war der der Schlüssel."

Mindestens genauso gut wie der erste Stint auf den weichen Pneus funktionierte allerdings sein Run auf der harten Mischung. "Ich bin auf den Standards sehr lange draußen geblieben, hinzu kam, dass ich das Tempo der Fahrer auf den Options problemlos mitgehen konnte und die ganze Zeit DRS eingesetzt habe", erläuterte der 24-Jährige und fügte hinzu: "Der Mittelstint war perfekt. Ich bin von Platz zehn auf Rang vier nach vorne gefahren."

Dank zweier sehr guter Boxenstopps fand er sich nach dem zweiten Reifenwechsel plötzlich auf Rang vier wieder. Doch nachdem er die Ziellinie überquert hatte, wurde er unverhofft zur Siegerehrung gerufen. "Ich war mir zuerst gar nicht sicher, ob ich wirklich gemeint war. Ich war mitten in einem Interview", erzählte Wickens. "Aber sie haben mir gesagt, dass ich zur Siegerehrung soll. Da musste ich noch einen Sprint einlegen."

Nach dem kräftezehrenden Rennen nicht unbedingt die Art von Erholung, die er sich gewünscht hatte, gestand Wickens. "Ich wollte nicht mehr laufen, ich war gerade erst 98 Runde gefahren", so der Mercedes-Lenker. "Aber ich bin natürlich sehr glücklich, dass ich erstmals den Champagner schmecken durfte. Jeder will aufs Podium, deshalb ist das ein tolles Ergebnis für mich - vor allem, weil es vor dem Rennen nicht so gut aussah."

Ausgiebig feiern werde er seinen Sieg aber nicht, sagte Wickens. Dazu bliebe gar keine Zeit, da er schon am Sonntagabend zurück nach Stuttgart fliegen werde. "Es wird keine große Party geben", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß auch nicht, ob das auf einem eineinhalbstündigen Flug möglich ist.