Die Mission Titelverteidigung lässt sich gut an. Beim ersten Saisonrennen in Hockenheim feierten Augusto Farfus und Dirk Werner einen Doppelsieg. Und damit nicht genug: Mit Bruno Spengler, Joey Hand und Rookie Marco Wittmann schafften insgesamt fünf Piloten den Sprung in die Top-10. Folgt beim zweiten Meisterschaftslauf in Brands Hatch nun die nächste Demonstration des Herstellers aus München? Die Vorzeichen sind auf jeden Fall günstig: Immerhin hat Martin Tomczyk 2011, damals im Audi, schon einmal auf dem Brands Hatch Circuit gewonnen und im Vorjahr landete der spätere Titelträger Bruno Spengler auf Platz zwei.

Das Team: BMW begann die neue Saison genauso, wie die vergangene beendet wurde: an der Spitze des Feldes. Ausschlaggebend dafür waren neben der starken Leistungen der Fahrer vor allem die richtigen Entscheidungen am Kommandostand. Von übermäßigem Selbstbewusstsein oder Überheblichkeit ist bei den Überfliegern dennoch nichts zu spüren. "Wie schon 2012 werden wir uns nicht dazu hinreißen lassen, vor den Rennen vollmundige Ankündigungen zu machen, sondern erst einmal unsere Hausaufgaben machen und uns akribisch vorbereiten", kündigte Motorsportchef Jens Marquardt an. "Dann werden wir sehen, wo wir nach den 98 Runden stehen."

Die Fahrer: Vor der Saison waren vor allem die Meister der beiden vergangenen Jahre, Spengler und Tomczyk, als Meisterschaftsfavoriten genannt worden. Nach dem Auftaktrennen muss Farfus dieser Liste hinzugefügt werden. Nach einer sehr guten Rookie-Saison scheint der RBM-Pilot zum Spitzenfahrer gereift. In Hockenheim stand er saisonübergreifend zum dritten Mal in Folge auf dem Podium. Der 29-Jährige fiebert dem nächsten Kräftemessen in Brands Hatch bereits entgegen. "Das Rennen wird aus einer Vielzahl von Gründen interessant. Zunächst einmal werden die 98 Runden auf diesem Kurs eine enorme Herausforderung", sagte er. "Wir haben in Hockenheim gesehen, welche Wirkung das neue DRS hat. Das könnte auch in Brands Hatch für Spannung sorgen." Und Farfus ist nicht der einzige Münchner, der in Hockenheim auftrumpfte - Werners furiose Fahrt von 20 auf zwei war ebenfalls bemerkenswert.

Konkurrenz dürfte den Aufsteigern vor allem aus dem eigenen Team erwachsen. Spengler ist nach dem nicht ganz zufriedenstellenden Saisonbeginn sicherlich hoch motiviert. "Nach meinem fünften Platz beim Auftakt in Hockenheim bin ich heiß auf das zweite Rennen", meinte der amtierende DTM-Champion. Im Blickpunkt steht zudem Andy Priaulx, der zum einzigen Mal im gesamten Saisonverlauf vor heimischem Publikum auf das Gaspedal tritt. "Ein Heimrennen kann immer für zusätzlichen Druck sorgen, aber den werde ich in etwas Positives verwandeln und versuchen, den Fans und meiner Familie an der Strecke eine gute Show zu bieten", sagte der BMW-Routinier. "Ich freue mich immer sehr auf diesen Kurs. Paddock Hill steht in jedem Fall oben auf meiner Liste der anspruchsvollsten Kurven im Motorsport."

Das Auto: In Hockenheim trumpften die Autos von BMW insbesondere im Rennen auf - beim zweiten Saisonrennen wäre das aller Voraussicht nach nicht die richtige Taktik. Grundvoraussetzung für ein gutes Ergebnis in Brands Hatch ist wegen der begrenzten Überholmöglichkeiten ein gutes Zeittraining. "Die Strecke ist mit 1,929 Kilometern recht kurz. Deshalb hat das Qualifying in Brands Hatch eine große Bedeutung. Nur, wer in der Startaufstellung weit vorn steht, hat überhaupt eine Chance auf eine Top-Platzierung", erklärte Spengler. Marquardt bestätigte die Aussage des Kanadiers. "Das Qualifying wird in Brands Hatch extrem wichtig. Trotz DRS und Option-Reifen wird es auf dem engen Kurs sehr schwierig zu überholen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Eigentlich müsste der Konkurrenz Angst und Bange werden. Hockenheim hat gezeigt, dass BMW nichts von seiner Meisterschaftsform eingebüßt hat. Im Gegenteil: Der Erfahrungsrückstand aus dem Vorjahr ist wettgemacht und mit Augusto Farfus und Dirk Werner haben die Münchner allem Anschein nach zwei weitere Siegfahrer in ihren Reihen. Fazit: BMW wird auch in Brands Hatch bei der Musik sein. Ein Sieg lässt sich in der DTM nur schwer voraussagen, aber mit dem Podium dürfte es klappen. (Olaf Mehlhose)