Auch wenn er von nun an in der DTM und nicht mehr in der Formel 1 startet - von einem Abstieg würde Timo Glock sicher nicht sprechen. Der Wechsel in die neue Serie hat für den 31-Jährigen durchaus etwas Gutes. Während er in der Königsklasse bei Hinterbänkler Marussia zum Hinterherfahren verurteilt war, startet er in der DTM nun für den überragenden Hersteller des vergangenen Jahres. BMW räumte mit den Titeln in der Fahrer-, Team- und Herstellerwertung alles ab, was es zu gewinnen gab.

Ob es die Aussicht auf Rennsiege und Podestplätze ist? Glock fiebert dem Startschuss zur neuen Saison auf dem Hockenheimring auf jeden Fall entgegen. Kein Wunder: Sein letzte offizielle Rennen bestritt er Ende November 2012 beim Großen Preis von Brasilien. "Zunächst haben wir in der nächsten Woche noch zwei Testtage vor uns, darauf konzentrieren wir uns als Erstes", sagte der BMW-Neuling bei Motorsport-Magazin.com. "Aber natürlich freue ich mich, dass es endlich losgeht. Das erste Rennen des Jahres ist immer ein Highlight - und mein erstes Rennen in einem DTM-Auto wird sicher spannend."

Für Spannung sorgen auch die Neuerungen, mit denen die DTM-Rennen 2013 spektakulärer gestaltet werden sollen. Nach dem Vorbild der Königsklasse gibt es in diesem Jahr einen zusätzlichen Reifentypen, der Teams und Fahrern multiple Möglichkeiten bei der Strategie verschafft. Darüber hinaus sind die Autos mit einem verstellbaren Heckflügel ausgerüstet worden, der den Piloten das Überholen erleichtern soll. Und Glock ist der einzige Fahrer, der mit den beiden Neuheiten schon Erfahrungen gesammelt hat. Dass ihm die Erkenntnisse, die er in der Formel 1 gesammelt hat, in diesem Jahr einen Vorteil verschaffen, glaubt er allerdings nicht.

"Der Hankook-Reifen ist ganz anders als der von Pirelli. Die beiden Reifentypen unterscheiden sich sehr stark", erklärte der MTEK-Pilot. Und die Kenntnis der Überhol-Hilfe sei für ihn ebenfalls von keinem besonderen Nutzen. "Der DRS-Effekt am DTM-Auto ist viel geringer. Auch wenn ich das System aus der Formel 1 schon kenne, habe ich sicher keinen Vorteil. Einen Knopf drücken, kann jeder Fahrer." Wesentlich schwieriger sei hingegen die Aufgabe, die er zu bewältigen habe, meinte Glock. Der Gewöhnungsprozess an die neue Serie, insbesondere das neue Auto, sei noch lange nicht abgeschlossen.

"Die größte Umstellung ist die Sicht aus dem Auto heraus", erläuterte er. "Man sitzt im Käfig, hat ein Dach über dem Kopf und sieht die Räder nicht. Das ist nicht leicht." Zumal in Sachen Fahrstil in der DTM eine vollkommen neue Herausforderung auf ihn wartet. "Die Fahrweise, mit dem vielen Gewicht und der geringeren Leistung, muss ich erst einmal verinnerlichen. Alles in allem ist es ein ganz anderes Fahren als in der Formel 1."

Vielleicht auch deshalb hält sich Glock mit Prognosen und Zielsetzungen für die kommende Saison zurück. "Ich muss erst einmal in der DTM ankommen, ich habe noch viel zu lernen", bekräftigte er. "Wir müssen schauen, dass wir an den kurzen Rennwochenenden alles auf den Punkt hinbekommen." Glock machte allerdings keinen Hehl daraus, dass er möglichst schnell um die Top-Plätze kämpfen will. "Natürlich würde ich mich freuen, so schnell wie möglich konkurrenzfähig zu sein", betonte der berühmte DTM-Rookie. "Mein Ziel ist es aus den ersten Rennen ein paar Punkte mitzunehmen. Und wenn ich am Ende des Jahres in Richtung Top-5 vorstoßen könnte, wäre das schön."

Dass es kein Spaziergang wird, in die Regionen der Top-Fahrer vorzustoßen, ist dem Odenwalder allerdings klar. Insbesondere, weil das Team von ihm und Kollege Marco Wittmann, MTEK, sein erste Jahr in der Tourenwagenserie bestreitet. "Das ist ein langer, harter Weg", sagte der BMW-Lenker. "Wir sind ein neues Team und müssen erstmal unsere Erfahrungen auf der Strecke sammeln, zum Beispiel in puncto Boxenstopps. Es liegt viel Arbeit vor uns." Sollte diese Arbeit allerdings die erhofften Ergebnisse bringen, würde Glock wahrscheinlich sogar von einem Aufstieg sprechen.