Wer dieser Tage auf Jamie Green trifft, der erlebt einen gutgelaunten und entspannten Rennfahrer. Der Gang von Mercedes zu Audi hat dem Briten frischen Wind eingehaucht, so scheint es. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gibt der 8-fache DTM-Sieger Einblick in die Hintergründe seines Wechsels. In Ingolstadt habe er jedenfalls schon einmal einen idealen Einstand gefeiert. "Es ist gut hier, ich genieße es und bin glücklich", so Green. Auch seine Aufnahme ins Team sei reibungslos verlaufen - inklusive dem Verzehr von Fish and Chips mit seinem neuen Teamchef Hans-Jürgen Abt, wie er lachend zum Besten gab.

Nur ein Manko wollte der 30-Jährige bis dato noch ausmachen: "Besonders viel bin ich noch nicht gefahren." Lediglich fünf Tage habe er bisher im Auto gehabt, verriet Green. Mit seinen Teamkollegen fühle es sich hingegen schon an, als würde man bereits seit Monaten zusammenarbeiten. "Ich komme mit all den Jungs gut aus, die Atmosphäre ist super und ich denke, ich werde hier eine gute Zeit haben." An Herausforderungen wird es in der neuen Saison jedenfalls nicht nur wegen seines neuen Umfeldes nicht mangeln. Auch mit dem DRS und den Options-Reifen kommen auf die Piloten Unbekannte zu. "Beide Neuerungen sind aber positiv", beteuerte Green, der glaubte: "Sie werden uns beim Überholen helfen und so die Rennen ein bisschen durcheinanderwirbeln. In jedem Fall sind es gute Ansätze für die DTM."

Gegen die Sicherheit entschieden

Auch Green findet: Das Leben bei Audi hat so manchen Vorzug, Foto: Frederik Hackbarth
Auch Green findet: Das Leben bei Audi hat so manchen Vorzug, Foto: Frederik Hackbarth

Was bei Audi nun genau anders sei als bei Mercedes, wollte der Mann aus Leicester hingegen nicht verraten. "Sagen wir es so: Es ist einfach eine andere Art des Vorgehens und auch ein wenig eine andere Philosophie. Aber für mich ist das gut: Ich wollte andere Dinge ausprobieren und genau das kann ich hier... mir gefällt's!" Green stellte klar: "Ich wollte Abwechslung in meinem Leben haben - ich war acht Jahre lang bei Mercedes und bin nun altersmäßig doch schon so ziemlich in der Mitte meiner DTM-Karriere. Die sichere Variante wäre bestimmt gewesen, wie gehabt mit Mercedes weiterzumachen, weil ich weiß, wie dort die Abläufe sind." Doch der Routinier entschied sich bekanntlich anders.

Ob er damit auch seine fast schon unheimliche Strähne auf dem Norisring aufgebe, wollte er allerdings noch nicht vorhersagen. "Es geht ja nicht nur um den Norisring: Bei Mercedes hatte ich einfach die bekannte Kontinuität, wohingegen ich bei Audi nun das Unbekannte vorfinde. Aber ich denke, es ist gut, im Leben einmal verschiedene Dinge zu erfahren - deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen", sagte der Audi-Pilot am Rande der Teamvorstellung des Konzerns in München. Wie weit nach vorne die Reise mit seinem neuen Arbeitgeber 2013 gehen könne, sei aber noch schwer zu bestimmen.

"Mein Ziel für dieses Jahr ist es, die Saison zu genießen und das Beste aus dem Auto herauszuholen. Was wir in Sachen Resultate herausholen können, ist derzeit noch schwer abzuschätzen, da habe ich noch nicht wirklich eine feste Vorstellung im Kopf", so Green, der anfügte: "Ich hoffe aber schon auf viele Rennsiege und letztendlich natürlich auch auf die Meisterschaft." Auf die Frage, ob seine Entscheidung nach Ingolstadt zu wechseln, trotz Audis schwierigem letzten Jahr in der DTM und der gleichzeitigen Einschränkung aller technischen Weiterentwicklungen, nicht doch sehr mutig gewesen sei, konterte Green mit einem Augenzwinkern. "Ja - aber die Deutschen sagen doch oft: 'No risk - no fun!' Ich denke, das trifft ganz gut zu..."