Die Weihnachtszeit neigt sich dem Ende zu und die Karusselle auf den Christkindlesmärkten werden langsam in den Winterschlaf geschickt. Das Fahrerkarussell in der DTM hingegen muss sich unermüdlich weiterdrehen, schließlich sind noch zahlreiche Cockpits für die Saison 2013 offen. Motorsport-Magazin.com verschafft auf dem unübersichtlichen Fahrermarkt einen Überblick und analysiert die Chancen der verschiedenen Kandidaten.

Wer wird die Nummer acht bei BMW?

BMW gab bei seiner Weihnachtsfeier in Maisach bereits den Großteil des Aufgebots für die kommende Saison bekannt. Schon länger stand fest, dass die Münchner 2013 mit acht Autos an den Start gehen werden. Weil mit Bruno Spengler, Augusto Farfus, Martin Tomczyk, Dirk Werner, Andy Priaulx und Joey Hand alle Fahrer der abgelaufenen Saison bestätigt wurden, sind nur noch zwei Plätze zu besetzen. Einen davon erhält Marco Wittmann, der sich bereits als Testfahrer in den Reihen der Bayern beweisen konnte.

"Wir sind in alle Richtungen und für alles offen", ließ BMW-Motorsport Direktor Jens Marquardt im Bezug auf den fehlenden achten Piloten wissen. Man wolle sich nicht auf eine bestimmte Rennserie konzentrieren. Gleichzeitig nannte Marquardt auch die Voraussetzungen für einen Neuankömmling: "Wir müssen ihn bezahlen können und er muss eine Performance bringen, wie wir sie erwarten." Ein Profil, das auf ein breites Spektrum möglicher Kandidaten zutrifft.

Mattias Ekström: Sollte der Schwede von Audi zu BMW wechseln, wäre es sicherlich der größte Kracher. Zwölf Saisons, in denen er sich zwei Mal zum Meister krönen konnte, bestritt Ekström für die Ingolstädter. Für Audi wäre sein Abgang alles andere als erfreulich, könnte Ekström doch viel Know-how aus Ingolstadt zum Erzrivalen mitnehmen.

Einschätzung: Schon länger kursiert das Gerücht, der Schwede könnte das Lager wechseln. Dass BMW bei der Abschlussfeier noch nicht alle Fahrer bekanntgegeben hat, passt ins Bild.

Maxime Martin: Der Belgier zählt zu den talentiertesten GT3-Piloten Europas und fuhr im ADAC GT Masters in einem BMW Alpina B6. Bei der BMW-Feier wurde er bereits als Werksfahrer vorgestellt, in welcher Rennserie Martin an den Start gehen wird, ließen die Münchner noch offen.

Einschätzung: Martin zählt zweifellos zu den größten Talenten im GT-Sport und ist sicherlich eine interessante Personalie für BMW. Doch dass er bereits als Werksfahrer vorgestellt wurde und nicht als DTM-Pilot, macht einen Einsatz in der DTM unwahrscheinlich.

Alex Zanardi saß bereits im M3 DTM, Foto: BMW
Alex Zanardi saß bereits im M3 DTM, Foto: BMW

Alessandro Zanardi: Der beinamputierte Italiener erhielt nach der Saison bereits einen Test auf dem Nürburgring in einem umgerüsteten BMW M3 DTM. In der FIA WTCC konnte Zanardi schon einmal für BMW überzeugen und drei Rennsiege einfahren. Außerdem bewies er in diesem Jahr Kampfgeist, als er bei den paralympischen Spielen Goldmedaillen im Handbike gewinnen konnte.

Einschätzung: Alessandro Zanardi ist ein wahrer Publikumsliebling. Um das Markenimage weiter zu pflegen, wäre der Italiener eine Überlegung wert. Ob es aus sportlicher Sicht Sinn macht, darf jedoch hinterfragt werden.

Baustelle Mercedes

Der Nachfolger von Nobert Haug steht vor der Mammut-Aufgabe, ein beinahe komplett neues Fahrerfeld für die Stuttgarter aufzustellen. Dabei gab es sogar Spekulationen, dass Mercedes nur noch mit sechs statt acht Autos antreten könnte. Während diese Gerüchte noch in den Suppentöpfen der Gerüchteköche brodeln, steht fest: David Coulthard und Susie Wolff haben die DTM-Bühne fix verlassen, Jamie Green wechselt zu Audi.

Auf der Habenseite steht Gary Paffett als Fixstern fest. Der Brite verlängerte seinen Vertrag im vergangenen Jahr langfristig. Auch die drei Fahrer des 2012 wiederbelebten Mercedes-Benz DTM Junior Teams haben gute Aussichten, in der kommenden Saison erneut an den Start zu gehen, namentlich sind dies der Kanadier Robert Wickens, der vor allem in der zweiten Saisonhälfte zu überzeugen wusste, Christian Vietoris und Roberto Merhi, der jedoch recht häufig Feindkontakt mit anderen Autos hatte. Motorsport-Magazin.com analysiert die aussichtsreichsten Kandidaten auf ein Mercedes-Cockpit.

Christian Vietoris: Der Gönnersdorfer konnte in seiner zweiten DTM-Saison noch nicht vollends überzeugen. Beim Auftakt in Hockenheim erreichte er mit Platz vier sein bestes Saisonergebnis. Im weiteren Saisonverlauf konnte er nur 13 weitere Zähler sammeln, was ihn in der Endabrechnung auf Rang zwölf in der Fahrerwertung brachte. Sein Teamkollege Gary Paffet kämpfte bekanntlich bis zuletzt um die Meisterschaft.

Einschätzung: Obwohl der 23-Jährige nur Zwölfter in der Fahrerwertung war, so war er dennoch drittbester Mercedes-Pilot. In Anbetracht der Tatsache, dass man mit Jamie Green die Nummer zwei im Team verliert, dürfte Mercedes daran interessiert sein, zumindest die Nummer drei zu halten. Die Chancen auf einen Verbleib stehen gut.

Ralf Schumacher: Nach einem Aufwärtstrend 2011 konnte Ralf Schumacher im vergangenen Jahr bei weitem nicht mehr an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen. Nur zehn Punkte und ein 17. Gesamtrang sind die Saisonbilanz des sechsmaligen GP-Siegers. Nach fünf DTM-Saisons ist Schumacher noch immer nicht vollends im Tourenwagensport angekommen.

Schumacher und Heidfeld: alte Bekannte aus der Formel 1, Foto: Sutton
Schumacher und Heidfeld: alte Bekannte aus der Formel 1, Foto: Sutton

Einschätzung:. Dass Ralf Schumacher in seine sechste DTM-Saison geht, darf bezweifelt werden. Natürlich ist der Name Schumacher ein Aushängeschild für Mercedes, jedoch müssen die Stuttgarter wieder zurück zum sportlichen Erfolg. Dafür gibt es bessere Alternativen. Aus Marketingsicht wäre er erneut die beste Lösung und ein Segen für die DTM.

Nick Heidfeld: Der ehemalige Formel-1-Pilot hat bereits Erfahrung mit Mercedes. Immerhin war der Mönchengladbacher 2010 Testfahrer für die Silberpfeile. Dass Heidfeld nicht nur Formel 1 fahren kann, hat er in diesem Jahr bewiesen. Unter anderem überzeugte er bei einem Gaststart im Porsche Supercup im Rahmen des Deutschland GP und in einigen Läufen der WEC.

Einschätzung: Nick Heidfeld wurde in der Vergangenheit nicht müde, zu betonen, dass die Formel 1 sein großes Ziel ist. Doch die Tür in der Königsklasse scheint geschlossen. BMW und Audi sind nicht sonderlich an ehemaligen Formel-1-Piloten interessiert. Bei Mercedes könnte Heidfeld medial in die Fußstapfen von Häkkinen, Alesi und Schumacher treten, sportlich bliebe abzuwarten, wie er mit den Autos zurechtkommt.

Bruno Senna: Der Neffe von Ayrton Senna musste sein Formel-1-Cockpit an Valtteri Bottas abgeben. Der Brasilianer würde gerne weiter in der Formel 1 an den Start gehen, doch Cockpits sind rar. Bei inoffiziellen Tests im portugiesischen Estoril griff Senna bereits in Lenkrad eines DTM-Mercedes. Schon 2009 testete er für die Marke mit dem Stern und wurde damals mit einem DTM-Engagement in Verbindung gebracht.

Einschätzung: Mit Bruno Senna steht der nächste (gescheiterte) Formel-1-Pilot in den Startlöchern. Der 29-Jährige ist verglichen mit Heidfeld und Schumacher ein unbeschriebenes Blatt und dürfte somit aus medialer Sicht die geringsten Chancen haben.

Daniel Juncadella und Pascal Wehrlein: Die beiden Formel-3-Euroserie-Piloten erhielten in Valencia die Möglichkeit, die DTM-Version des Mercedes C-Coupés zu fahren. Der Spanier Juncadella sicherte sich 2012 die Meisterschaft, Wehrlein musste sich mit Platz zwei und dem Titel "Rookie of the year" zufrieden geben.

Einschätzung: Beide Piloten gelten als sehr talentiert. Mit dem 18-jährigen Pascal Wehrlein hätten die Stuttgarter ein sehr junges deutsches Talent in ihren Reihen, mit Juncadella wäre Mercedes sicherlich auch nicht schlecht beraten. Die Chancen stehen gut, zumindest einen der beiden nächstes Jahr in der DTM zu sehen. Allerdings muss dann vielleicht einer des bisherigen Junioren-Trios zittern.

Viele Fragezeichen bei Audi

Ist Mike Rockenfeller auch 2013 wieder Speerspitze bei Audi?, Foto: DTM
Ist Mike Rockenfeller auch 2013 wieder Speerspitze bei Audi?, Foto: DTM

Mit Jamie Green bestätigte Audi lediglich einen Piloten für das Fahreraufgebot 2013. Das soll sich allerdings heute Abend ändern. Im Rahmen des Audi Sport Finales soll zumindest ein Teil des Fahrerkaders bekanntgegeben werden. Mattias Ekström wackelt. Bei der Verlängerung mit Timo Scheider, Mike Rockenfeller, Miguel Molina und Edoardo Mortara soll es sich lediglich um eine Formsache handeln.

Die Zukunft von Adrien Tambay, Felipe Albuquerque und Rahel Frey ist ungewiss. Ganz oben auf der Abschussliste steht die letzte verblieben Dame im PS-Zirkus der DTM. Die Schweizerin belegte als schlechteste Audi-Pilotin Rang 19 und konnte nur beim Rennen in Valencia ansatzweise überzeugen. Wie Motorsport-Magazin.com berichtete, gab Audi in den vergangenen Wochen gleich acht Nachwuchsfahrern die Möglichkeit, sich am Steuer des A5 DTM zu beweisen.

Einschätzung: Mit Mattias Ekström scheint Audi einen langjährigen Weggefährten zu verlieren, dessen Abgang die Ingolstädter mit Jamie Green zu kompensieren versuchen. Dazu dürfte mit Scheider, Rockenfeller und Mortara ein wichtiger Kern erhalten bleiben und mit einer großen Auswahl an Nachwuchspiloten der Kader sinnvoll ergänzt werden. Wir blicken gespannt auf das Audi Sport Finale.