Dass Robert Wickens in seinem DTM-Debütjahr keine Berge versetzen würde, war von vorneherein klar. Respektabel war die Vorstellung des Mercedes-Rookies im Jahr 2012 allemal, auch wenn der Wechsel vom Formelsport in die Tourenwagenserie nicht vollkommen reibungslos von statten ging: in den ersten vier Rennen setzte es vier Nullrunden für den Neuling. Entmutigen ließ sich Wickens von dem punktelosen Auftakt ins Abenteuer DTM nicht - und die Beharrlichkeit des Kanadiers zahlte sich aus. Im Laufe der Saison entwickelte er sich zu einem konstanten Top-10-Kandidaten und schloss das Jahr als fünftbester Fahrer und bester Rookie der Mercedes-Armada auf Rang 16 ab.

Seine Punkte-Premiere feierte der 23-Jährige beim fünften Saisonrennen auf dem Stadtkurs in Nürnberg, dass er als Neunter beendete. "Im ersten Teil der Saison hatte ich ein bisschen Pech, darum hat es mit Punkten nicht geklappt", meinte Wickens. "Am Norisring ist dann alles zusammengekommen, danach ging es aufwärts." In der Tat: Bei den Rennen auf dem Nürburgring und in Oschersleben ließ er zwei weitere Punktefahrten - in beiden Fällen Platz sieben - folgen. Der Mercedes-Chefetage blieb die positive Entwicklung des Youngsters nicht verborgen. "Robert Wickens ist der konstanteste Junior-Fahrer", lobte ihn der frühere Mercedes-Mortorsportchef Norbert Haug seinerzeit bei Motorsport-Magazin.com. "Bei ihm klappt das Zusammenspiel mit den Ingenieuren schon sehr gut."

Nicht nur in den Rennen, sondern auch im Zeittraining steigerte sich der Youngster in der zweiten Jahreshälfte. "Ich hatte in der zweiten Saisonhälfte einen guten Lauf im Qualifying. Ich habe es immer in Q2 geschafft", bilanzierte er. Höhepunkt war das Rennen auf dem Nürburgring, wo er zum einzigen Mal den Sprung in Q3 schaffte und die 49 Runden auf dem Traditionskurs in der Eifel von Startplatz neun begann. Die Leistung beim Qualifying in Valencia war ebenfalls beachtlich. An einem Wochenende, an dem Mercedes überhaupt nicht zurecht kam, war er mit Platz 14 der beste Sternenfahrer über eine schnelle Runde.

Wickens selbst zeigte sich vor allem mit dem in der Regel guten Rennbeginn zufrieden. "Ich hatte dieses Jahr in allen Rennen gute Starts, abgesehen von Zandvoort, wo ich einen Unfall hatte", sagte er. "Ansonsten bin ich bei jedem Start dieses Jahr nach vorne gekommen." Allerdings war auch bei Wickens nicht alles Gold, was glänzt. Vier Rennen waren für ihn vorzeitig beendet. Und in Valencia zog er sich den Zorn vom 2011er-Champion Martin Tomczyk zu, als er diesen gleich in der ersten Runde aus dem Rennen bugsierte. "Robert Wickens hat mich in der ersten Kurve abgeschossen, er hat viel zu spät gebremst, ist auch von keinem anderen berührt worden. Er ist ganz klar in mein Heck hinten reingefahren", beschwerte sich der BMW-Fahrer.

Alles in allem dürften der Pilot aus Toronto und sein Arbeitgeber aber mit der Performance in der Saison 2012 zufrieden sein. Wickens zumindest zog nach seinen ersten zehn Rennen in einem Tourenwagen ein zufriedenes Fazit. "Natürlich habe ich ein paar Möglichkeiten ausgelassen", resümierte er. "Aber als Rookie dreimal in die Top-10 zu fahren, ist ein gutes Ergebnis." Zumal es schon eine große Herausforderung sei, sich im ausgeglichen Fahrerfeld der Serie zu behaupten. "Die Leistungsdichte in der DTM ist sehr hoch", urteilte der Neueinsteiger. Sorgen sollte ihm das allerdings nicht machen. Zeigt Wickens im kommenden Jahr eine ähnlich steile Lernkurve wie in seiner ersten Saison, ist ihm die eine oder andere Überraschung zuzutrauen.