Mit Joey Hand startete 2012 erstmals ein US-Amerikaner in der DTM. Der bereits seit vielen Jahren an BMW gebundene und über reichlich Sportwagen-Erfahrung verfügende Kalifornier erwies sich dabei auf dem europäischen Parkett durchaus als willkommener Farbtupfer. Noch mehr Zeit als im Auto verbrachte Hand heuer aber wohl im Flugzeug, wollte sich der passionierte Rennsportfanatiker doch sein Parallelengagement in der ALMS trotz des damit verbundenen Reiseaufwandes nicht nehmen lassen. An der Strecke waren ihm die Strapazen zumindest nicht anzumerken - akribisch arbeitete sich der für seine Redseligkeit bekannte US-Boy in das ungewohnte Umfeld hinein, schnell konnte er durch seine kommunikative Art mit den Mechanikern Lerneffekte erzielen, die sich schlussendlich auch in einem klaren Formanstieg zu Saisonende hin ausdrückten.

Mangelnden Einsatz brauchte sich Joey Hand nicht vorwerfen lassen, Foto: BMW AG
Mangelnden Einsatz brauchte sich Joey Hand nicht vorwerfen lassen, Foto: BMW AG

Dass der Start in die DTM-Karriere jedoch kein einfacher werden würde, darüber machte sich der RMG-Pilot von Anfang an keine Illusionen, und wurde mit einem 16. Startplatz beim Auftakt in Hockenheim zu seinem Leidwesen bestätigt. Im Rennen lernte Hand dann auch gleich die raue Gangart einiger seiner Kollegen kennen - Roberto Merhi fuhr ihm ins Auto, Edoardo Mortara drehte ihn um. Dass es trotz des beschädigten Wagens noch zu Rang 13 reichte, war Beleg seines guten Grundspeeds. Beim zweiten Lauf in der Lausitz blieb der 33-Jährige von derlei Zwischenfällen weitestgehend verschont. Dafür machte ihm auf dem Weg zu P14 vor allem am Anfang und Ende des Rennens der Verkehr seine unkonventionelle Strategie zunichte, blieb Hand doch bis Rennmitte auf seinem ersten Reifensatz auf der Strecke, ohne in puncto respektabler Rundenzeiten merklich einzubrechen.

Erstes Highlight in den Alpen

In Brands Hatch setzte sich der leichte Aufwärtstrend fort - abermals hatte der letztendlich an 13. Stelle platzierte Hand mit dem dichten Mittelfeldgetümmel zu kämpfen. Bereits beim vierten Lauf in Österreich war es dann aber soweit: Auf dem Red-Bull-Ring krönte der BMW-Pilot ein starkes Wochenende nach Startplatz fünf und dem ersten Einzug in Q3 mit den ersten Punkten am Sonntag. Für Rang neun gab es zwei Zähler - und auf der Alpenstrecke das ein oder andere sehenswerte Duell des angriffslustigen Punkte-Debütanten zu bewundern. Im Chaosrennen auf dem Norisring musste der Amerikaner dann jedoch wieder kleinere Brötchen backen.

Nachdem er schon in der Qualifikation nicht über Platz 15 hinausgekommen war, konnte er sich am Sonntag von Reifenproblemen gehemmt nur noch um eine Position nach vorne arbeiten. Beim Showevent in München verlagerte Hand den Fokus weg vom rein Sportlichen hin zum Entertainment-Charakter der Veranstaltung und lieferte seinen Fans immerhin einen Achtelfinaleinzug ab. Mit neuem Mut ging es anschließend in die Eifel - auf dem Nürburgring warf die mangelnde Streckenkenntnis den RMG-Fahrer jedoch wieder aus den Top-10 heraus. Nach einem eigentlich guten Start kassierte er einen Rempler und drehte sich - da auch die Abstimmung nicht passte, kam er am Ende nur auf Rang 18 ins Ziel.

In Zandvoort setzte die erhoffte Besserung nicht wirklich ein. Bereits das Qualifying verlief wenig zufriedenstellend, das Rennen war bei wechselhaften Wetterbedingungen auf einem Trocken-Set-Up dann kein leichtes - auch ein später wie mutiger Reifenwechsel auf Regenpneus wurde nicht mehr belohnt. In Oschersleben kam Hand zunächst nicht gut zurecht und im Zeittraining nur mit Mühe unter die Top-20. Umso beeindruckender war dann aber sein elfter Platz im Ziel - nach einem guten Start kämpfte sich der Amerikaner nach vorne, um ein Haar wurde das noch mit einem Punkt belohnt.

Mit starkem Finale in den Winter

Weniger positiv verlief dann jedoch das vorletzte Saisonrennen im spanischen Valencia. Das Q3 verpasste er am Samstag einmal mehr knapp. Kurz nach dem Start auf dem Circuit Ricardo Tormo wurde er dann von Meisterschaftsaspirant Gary Paffett berührt, wobei sich Hand Beschädigungen an seinem M3 zuzog, die sich nachhaltig auf die Rennperformance auswirkten und ihn kurz vor Schluss sogar zur Aufgabe zwangen. Trotzdem wurde der RMG-Pilot aber noch als 15. gewertet und schaffte es damit gleich in seiner Debütsaison zumindest nominell als nur einer von drei Piloten im Feld alle Rennen des Jahres zu beenden, denn auch beim Finale in Hockenheim sah er die Zielflagge. Erstmals wieder auf einer Strecke, die er bereits im DTM-Auto kannte, zeigte Hand sofort, dass er dazu imstande war, das Gelernte auch umzusetzen. Mit P5 konnte er am Samstag seine bis dato beste Startposition egalisieren.

Joey Hand wusste sich zu steigern, Foto: RACE-PRESS
Joey Hand wusste sich zu steigern, Foto: RACE-PRESS

Im Finale am Sonntag wurde er dann auf den ersten Metern gleich zweimal vom unfair agierenden Mattias Ekström touchiert und fiel etwas zurück. "Ich hoffe nur, er erinnert sich daran, dass er das gemacht hat, wenn ich das mit ihm auch einmal mache", erklärte der US-Boy anschließend mit einem Augenzwinkern und demonstrierte dabei gleich, dass er seinen Blick - wie eigentlich immer - schon wieder nach vorne und auf 2013 gerichtet hatte. Mit Rang acht und seinem besten Saisonresultat zum Abschluss konnte Hand in Hockenheim gut leben, machte BMW zudem doch gleich alle drei Meisterschaften klar. "Viele Punkte habe ich dazu zwar nicht beisteuern können, aber immerhin ein paar. Ich denke, wir haben alle unsere Rolle gespielt", freute sich der gut gelaunte Familienvater gegenüber Motorsport-Magazin.com. Fazit: Lagen Hands Schwierigkeiten heuer doch vornehmlich an seiner mangelnden DTM-Erfahrung, dürfte anhand der Formkurve kommende Saison als regelmäßigem Punktelieferanten mit ihm zu rechnen sein.