"Die Meisterschaft ist nun völlig offen, darauf hat jeder gehofft." BMW-Motorsportchef Jens Marquardt rieb sich nach dem Rennen in Valencia die Hände. Augusto Farfus feierte den bereits vierten Saisonsieg des DTM-Rückkehrers aus München und Bruno Spengler verfügt beim Saisonfinale in Hockenheim nun über gute Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen.

Dabei hatte das Rennen an der spanischen Mittelmeerküste für den Kanadier alles andere als gut begonnen, denn nach einem Frühstart, den er zunächst nicht wahrhaben wollte, wurde Spengler zu einer Durchfahrtsstrafe verdonnert und fand sich damit nur mehr im hinteren Teil des Feldes. Schlussendlich schaffte er aber noch den Sprung auf den sechsten Rang, während Gary Paffett, sein schärfster Konkurrent im Titelkampf, wie alle Mercedes-Piloten äußerst blass blieb und das Rennen sogar aufgeben musste.

Vor dem großen Saisonfinale rangiert Spengler nun nur mehr drei Punkte hinter Paffett und hat es damit selbst in der Hand, seinen ersten Titel zu holen - mit einem Sieg wäre der Kanadier definitiv der neue Meister. Sollte der Titel tatsächlich an BMW gehen, würden sich Norbert Haugs mahnende Worte bewahrheiten, denn der starke Mann bei Mercedes warnte bereits im Sommer eindringlich davor, Paffett schon als designierten Champion zu titulieren. Mit zahlreichen Podiumsergebnissen in der ersten Saisonhälfte legte der Brite den Grundstein dafür, dass er trotz zuletzt schwacher Resultate im Klassement noch immer in Front liegt.

Verbaler Schlagabtausch und ein lachender Dritter?

Dass das Finale wohl auch zu einer Nervenfrage wird, ließ Paffett bereits unmittelbar nach dem Rennen anklingen. "Bruno ist nicht so gut gewesen, wie er hätte sein sollen", stichelte er. "Wir hatten als Team ein schlechtes Wochenende, Bruno hatte als Fahrer ein schlechtes Wochenende. Vielleicht zeigt das, dass er nicht damit zurechtkommt. Wir werden das in Hockenheim sehen."

Spengler ließ sich von diesen Aussagen jedoch nicht aus der Contenance bringen und hat keine Angst davor, den so nahe scheinenden Titel ein weiteres Mal zu verlieren. "Ich kümmere mich gar nicht darum, was andere sagen", betonte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wenn man sich anschaut, was er dieses Wochenende alles gesagt hat, macht es eher den Anschein, als würde er nervös", setzte er gleich zum verbalen Gegenangriff an.

Beim ersten Saisonrennen in Hockenheim jubelten Paffett und Green, Foto: Mercedes-Benz
Beim ersten Saisonrennen in Hockenheim jubelten Paffett und Green, Foto: Mercedes-Benz

Sollten sich die beiden großen Favoriten nicht nur im Vorfeld, sondern auch auf der Rennstrecke von Hockenheim bekriegen, könnte Jamie Green zum lachenden Dritten avancieren. Der Brite ergatterte in Valencia den einzigen Punkt für Mercedes und weist in der Tabelle einen Rückstand von 18 Zählern auf Paffett auf, weswegen er die Meisterschaft nur für sich entscheiden kann, wenn er gewinnt, Paffett nicht besser als Siebter und Spengler maximal Sechster wird. "Wenn ich gewinne, werde ich die besten Chancen haben. Wenn Gary und Bruno ein solides Ergebnis einfahren, bin ich aber selbst dann nur Dritter", gab sich Green keinen Illusionen hin.

Auch wenn Spengler der Mann der Stunde zu sein scheint, macht ein Blick in die Statistik Mercedes Mut. Beim Saisonauftakt, der ebenfalls in Hockenheim stattfand, feierten Paffett und Green einen Doppelsieg, während Spengler ausschied.