Martin, mit drei Wochen Abstand: Ist der Frust über die Strafversetzung nach Ihrer Kollision mit Gary Paffett verflogen?
Martin Tomczyk: Nein, nicht wirklich. Ich empfinde die Strafe nach wie vor als sehr hart. Trotzdem akzeptiere ich die Entscheidung der Rennleitung und muss nun damit leben. Der Verlust von fünf Plätzen in der Startaufstellung ist sicherlich eine Hypothek. Aber ich werde in Oschersleben kämpfen.

Wird es zwischen Ihnen und Gary in Oschersleben noch ein Gespräch geben?
Martin Tomczyk: Dass Gary unmittelbar nach dem turbulenten Rennen aufgebracht war, kann ich gut nachvollziehen. Das ist völlig normal, dass er da so reagiert und Emotionen gezeigt hat. Nach der Zieldurchfahrt steht man immer völlig unter Strom. Ich kenne und schätze Garry als fairen Sportsmann. Allerdings ist er auf der Strecke auch kein Kind von Traurigkeit und vor allem beim Überholen nicht gerade zimperlich. Ich denke, am Ende war auch ihm klar, dass es sich bei dem Zwischenfall um einen normalen Rennunfall gehandelt hat. Letztendlich musste ich das Rennen sogar aufgeben, während er noch weiterfahren und Punkte sammeln konnte. So etwas passiert im Rennsport. Meine Meinung nach ist die Sache jetzt ausgestanden, und man muss nicht mehr groß darüber sprechen.

Wie sieht in Anbetracht der Strafe Ihre Strategie für das Wochenende aus?
Martin Tomczyk: Auf dieser Strecke fünf Plätze in der Startaufstellung zu verlieren, ist nicht ohne. Selbst wenn ich die Poleposition erreichen sollte, stünde ich bestenfalls auf dem sechsten Startplatz. Es wird immens wichtig sein, im Qualifying eine Top-Leistung abzuliefern. Ich bin hoch motiviert, auch wenn es für mich jetzt natürlich nicht mehr um die Meisterschaft geht. Die Möglichkeit, noch mal ganz vorne anzugreifen, ist nicht mehr gegeben.

Wie lauten Ihre Ziele für den Rest der Saison?
Martin Tomczyk: Jeder bei BMW - und dazu zähle ich auch - kann stolz auf das bisher Erreichte sein. Aber unser Hunger auf Erfolg ist natürlich noch lange nicht gestillt. Ich stand 2012 schon mehrere Male auf dem Podium, allerdings noch nicht auf der obersten Stufe des Treppchens. Da will ich bis zum Saisonende unbedingt wieder hin. Aus den bekannten Gründen wird das in Oschersleben natürlich schwierig, obwohl ich dort in der vergangenen Saison von relativ weit hinten auf Platz zwei vorgefahren bin. Allerdings hat es da geregnet. Deshalb spekuliere ich auch in diesem Jahr darauf, dass die Strecke im Rennen nass ist. Das würde meine Chancen deutlich erhöhen.

Die Saison biegt auf die Zielgerade. Wie fällt Ihr Fazit nach sieben Rennen mit BMW aus?
Martin Tomczyk: Insgesamt können BMW und auch ich mit dem bisherigen Saisonverlauf mehr als zufrieden sein. Ich denke, wir konnten unsere eigenen Erwartungen - und auch die der Öffentlichkeit - deutlich übertreffen. Wir haben bewiesen, dass wir nicht nur mithalten können, sondern absolut konkurrenzfähig sind. Unsere Leistungen waren konstant gut. Wir haben allerdings noch Luft nach oben und wollen uns mit jedem Rennen weiter verbessern.

Das BMW Team RMG ist neu in der DTM. Fühlen Sie sich wohl in der Mannschaft von Teamchef Stefan Reinhold?
Martin Tomczyk: Die Zusammenarbeit mit Stefan Reinhold und der Crew war von Anfang an sehr professionell. Von Rennen zu Rennen ist das Team stärker geworden. Wichtig ist, dass wir aus unseren Fehlern gelernt und uns kontinuierlich verbessert haben. Das beweisen auch die drei Podestplätze, die wir errungen haben. Zu meinem Teamkollegen Joey Hand habe ich ein tolles Verhältnis. Es macht wahnsinnig viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er bringt bei aller Professionalität die nötige Ruhe und Gelassenheit mit. Mit seiner amerikanischen Leichtigkeit trägt er zum hervorragenden Klima im Team bei. So geht jeder top-motiviert in jedes Rennwochenende und ist bereit, alles für den Erfolg zu geben.