Feuer bei BMW! Bei Testfahrten auf dem Lausitzring ging der von Marco Wittmann pilotierte M3 Joey Hands in Flammen auf und brannte vollkommen ab. Das Unglück als schlechtes Vorzeichen auf den weiteren Saisonverlauf zu interpretieren, würde allerdings zu weit gehen. Zum einen blieb Testfahrer Wittmann bei dem Brand völlig unverletzt, zum anderen war das Feuer auf dem EuroSpeedway so ziemlich der einzige Brandherd, den BMW in seiner Comeback-Saison löschen musste. Das Team aus München kam in den ersten vier Saisonrennen weitaus besser zurecht als erwartet.

Das Auto: Von Beginn an schnell

Dass der BMW M3 DTM kein Kanonenfutter ist, zeigte sich bereits beim ersten Kräftemessen auf dem Hockenheimring. Im Qualifying schafften gleich vier Piloten den Sprung unter die ersten Zehn. Und auch in den folgenden Rennen mischten die BMW-Piloten immer im Kampf um die vorderen Plätze mit. Der Höhepunkt war das Rennen auf dem EuroSpeedway Lausitz, als Bruno Spengler im zweiten Rennen nach der DTM-Rückkehr den ersten Sieg für BMW herausfuhr. Hoffnungen macht aber auch der Speed von Augusto Farfus - der Brasilianer war im Qualifying auf dem Lausitzring mit Abstand am schnellsten unterwegs, brachte aber im Q4 keine perfekte Runde zustande.

Dirk Werner ist als einziger BMW-Pilot noch ohne Punkte, Foto: BMW AG
Dirk Werner ist als einziger BMW-Pilot noch ohne Punkte, Foto: BMW AG

In Sachen Zuverlässigkeit gehört das Auto noch nicht zur absoluten Spitze. Spengler kämpfte in Brands Hatch und in Spielberg mit technischen Problemen. Insgesamt haben die sechs BMW-Piloten bereits sechs Ausfälle zu beklagen. Mercedes kommt ebenfalls auf sechs nicht beendete Rennen, Audi auf vier - allerdings starten die anderen beiden Hersteller auch mit jeweils acht statt mit sechs Fahrern. Ein kleines Fragezeichen steht auch noch hinter der Konstanz. Es wird interessant sein, ob BMW in der Lage ist, den Fahrern auf allen Strecken ein konkurrenzfähiges Auto hinzustellen. In Brands Hatch und Spielberg waren die fehlenden Erfahrungen vor allem im Qualifying ein Handicap.

Team & Fahrer: Zwei Spitzenfahrer, zwei Sorgenkinder

Dass die Bäume im ersten Jahr nicht in den Himmel wachsen, war den Verantwortlichen vor dem Saisonstart klar. Mit bislang 105 Punkten hat sich BMW im Vergleich zu Mercedes (158 Punkte) und Audi (141) achtbar geschlagen. Wären Spengler und Tomczyk im ersten Rennen nicht schuldlos abgeschossen worden, stünde das Team wahrscheinlich noch weitaus besser da. Auch der eine oder andere nicht ganz geglückte Boxenstopp konnte den guten Eindruck nicht trüben. "Wir sind definitiv mit von der Partie", bilanzierte Motorsportchef Jens Marquardt. "Wir kämpfen um das Podium und haben sogar schon einen Sieg. Für BMW ist es ein bisher sehr gelungenes Comeback."

Den größten Beitrag dazu leisteten Spengler (43 Zähler) und Tomczyk (36), die 79 Punkte für BMW einfuhren. Schnitzer-Pilot Spengler gehört trotz Rang vier in der Fahrerwertung bislang zu den Pechvögeln der aktuellen Saison. An seinen beiden Null-Punkte-Fahrten war der Kanadier schuldlos. Die daraus resultierenden 40 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Gary Paffett spiegeln die bislang starke Vorstellung Spenglers nur unzureichend wieder. Aber vielleicht ist in der zweiten Saisonhälfte das Glück ja auch einmal auf seiner Seite.

Mit Tomczyk hat er allerdings einen gefährlichen Konkurrenten direkt hinter sich. Die Formkurve des DTM-Champions, der sich bislang in jedem Rennen steigerte, zeigt steil nach oben. In Spielberg erreichte er nach einer rasanten Fahrt mit Platz zwei seine beste Saisonplatzierung. Geht der Gipfelsturm weiter, müsste auf dem Norisring in Nürnberg der erste Sieg folgen. In den Rennen fuhr Tomczyk nahezu fehlerfrei, im Qualifying hat er dagegen noch Luft nach oben. Bislang gelang es ihm im entscheidenden Moment noch nicht, eine perfekte Runde zu fahren.

Nach dem Sieg auf dem Lausitzring kannte der Jubel bei BMW keine Grenzen, Foto: DTM
Nach dem Sieg auf dem Lausitzring kannte der Jubel bei BMW keine Grenzen, Foto: DTM

Gute Ansätze sind auch bei Farfus und Joey Hand zu erkennen. Der Brasilianer lieferte auf dem Lausitzring ein Bravourstück ab und ist mit 16 Punkten der drittbeste BMW-Fahrer. Hand kommt ebenfalls mit jedem Rennen besser in der DTM zurecht und sicherte sich in Spielberg seine ersten beiden Punkte. Weniger gut sieht es dagegen bei Andy Priaulx und Dirk Werner aus. Beide waren nach einem guten Auftakt in die Saison zuletzt nicht mehr konkurrenzfähig. Priaulx blieb nach Platz sechs in Hockenheim ohne Punkte. Werner, der sich beim ersten Rennen überraschend den dritten Startplatz sicherte, fuhr bisher noch keinen einzigen Zähler ein.

Zwischenfazit: Zuverlässigkeit steigern

Der Start in das Abenteuer DTM verlief für BMW durchaus vielversprechend: ein Sieg, eine Pole und zwei Fahrer die noch Chancen haben, in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen. Doch auch bei den Münchenern ist noch nicht alles Gold was glänzt. Der Speed ist da, aber in Sachen Zuverlässigkeit gibt es durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten. Zudem wird interessant sein, wie sich die Fahrer auf den Strecken behaupten, auf denen BMW noch keine Erfahrungen gesammelt hat. Die Abhängigkeit von Spengler und Tomczyk, die für 75 Prozent der BMW-Punkte verantwortlich sind, ist ebenfalls zu groß. Es sollte das Ziel sein, alle Fahrer in die Position zu bringen, vorne reinzufahren - dann könnte es sogar noch mit Rang zwei in der Herstellerwertung klappen.