Der Start bei einem Rennen entscheidet oftmals über Erfolg oder Niederlage. Bei keiner anderen Renn-Aktion kann man mehr Plätze auf einen Schlag gutmachen - oder auch verlieren. Dabei kommt es zu Beginn nicht nur darauf an, rechtzeitig aufs Gaspedal zu treten und den Start nicht zu verschlafen; das Prozedere auf dem Weg dorthin ist weitaus komplexer. Häufig sprechen die DTM-Piloten von der Vorspannung beim Start - aber was ist das eigentlich? Motorsport-Magazin.com erklärt das Vorspannen im Technik-Feature.

Ein wesentlicher Bestandteil des Starts ist der Brake-Knopf am Lenkrad. Ist der Pilot in der Startaufstellung an seiner Position angelangt, betätigt er zunächst das Bremspedal. Anschließend drückt er den kleinen Brake-Knopf, der sich links am Lenkrad neben den Schaltwippen befindet, im ersten Gang oder in der Neutral-Stellung. Wichtig dabei: Der Pilot muss erst einmal permanent den Brems-Knopf am Volant gedrückt halten. Während der Fuß noch auf dem Bremspedal steht, drückt der Fahrer nun die Kupplung - somit baut sich Bremsdruck an der Vorder- sowie an der Hinterachse auf.

Beim Start ist volle Konzentration angesagt, Foto: DTM
Beim Start ist volle Konzentration angesagt, Foto: DTM

Als nächster Schritt erfolgt die Betätigung des Bremsventil-Kippschalters in der Mittelkonsole. Hierbei handelt es sich um ein elektronisches Sperrventil, das im Bremskreislauf entweder vorn oder hinten platziert ist. Sobald das Bremsventil gesperrt ist, kann der Fahrer zum ersten Mal den Fuß vom Bremspedal nehmen - der Wagen steht. Der Brake-Knopf muss jedoch weiterhin gedrückt werden. Mittels dieses Vorgangs wird der Bremsdruck im Auto konserviert. Jetzt geht's ans Eingemachte: Der Pilot tritt aufs Gaspedal und sucht den richtigen Kupplungspunkt - quasi wie bei einem herkömmlichen Straßen-Pkw.

Sobald der Start freigegeben ist, lässt der Pilot den Brake-Knopf am Lenkrad ruckartig los - dann geht es nur noch nach vorn. Vorspannen bedeutet im Prinzip, den richtigen Bremsdruck zu erzeugen und dann das Auto mit kontrolliertem Gas und Kupplung startbereit zu machen. Diesen äußerst komplexen Vorgang erkennt man auch optisch: Beim Start geht das Auto förmlich in die Knie - Bremsdruck sei Dank. "Das ist eine heiße Kiste, die man trainieren muss", erklärt Stefan Aicher, Konstruktionsleiter bei Audi Sport. "Wir sind natürlich nicht begeistert, wenn ein Fahrer den Start versemmelt - aber es gehört auch viel Technik dazu. Brems- und Kupplungsdruck müssen genauestens passen." Die Piloten werden über die entsprechenden Drücke per Anzeigen auf ihren Displays informiert.

Beim Vorspannungs-Vorgang spielt die Thermik eine große Rolle, wie Aicher ausführt: "Wenn der Fahrer vorspannt, reibt er die Kupplung ganz brutal. Je heißer die Kupplung wird, desto mehr will das Auto nach vorn. Wenn der Fahrer die Kupplung zu stark kommen lässt, wird das Antriebsmoment größer, weil die Kupplung quasi zu macht. Dann schiebt es den Fahrer nach vorn weg." Das Resultat: der klassische Frühstart. Als ob das alles noch nicht genug wäre, kommt noch eine weitere Komponente hinzu: die Start-Ampel. Diese schaltet nicht an jedem Austragungsort gleich schnell, es gibt Unterschiede von ein paar Sekunden.

"Wenn der Fahrer wüsste, dass die Ampel immer genau drei Sekunden auf Rot steht, käme er im Schnitt viel besser weg", so Aicher. "Es ist schwierig, den richtigen Mittelweg zu finden. Wenn der Pilot viel riskiert, die Ampel aber länger auf Rot bleibt, dann überhitzt die Kupplung und er kann sie nicht mehr richtig modulieren." Aus diesem Grund sind Start-Übungen ein extrem wichtiger Aspekt der Vorbereitung. Die Ingenieure loten in der Entwicklung die Grenzen aus, damit die Fahrer das Maximum kennen lernen. Im Vergleich zur vergangenen Saison sind die Kupplungen heute allerdings wesentlich widerstandsfähiger.

In dieser Saison zählt sie zu den Einheitsbauteilen - hier stehen also Kosteneinsparungen im Vordergrund. In den vergangenen Jahren kamen möglichst leichte Sport-Kupplungen zum Einsatz, um noch mehr Gewicht einzusparen. In dieser Saison setzt die DTM etwa auf eine robuste Vierscheiben-Kupplung, davor war die Dreischeiben-Kupplung gang und gäbe.