Mittendrin - aber doch nur dabei. Dieser Satz trifft ungefähr die Berufsbeschreibung von Marco Wittmann in der DTM. Einen Stammplatz im Fahrerkader von BMW konnte er nicht ergattern, dafür unterstützt er die Münchner Truppe während der Saison offiziell als Test- und Entwicklungsfahrer. "Der Kontakt mit BMW kam beim DTM-Finale auf dem Hockenheimring im vergangenen Jahr zustande", verrät Wittmann im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Sie boten mir einen Test an, aber der kollidierte mit meinem Formel-3-Rennen in Macao. Im Dezember erhielt ich dann abermals die Möglichkeit für einen Test."

Dabei hätte es eigentlich anders verlaufen sollen, denn aufgrund seiner Erfolge in der Formel 3 Euro Serie stand ihm ein DTM-Test für Audi zu. "Ich sah meine Chance jedoch bei BMW, die hatten zu diesem Zeitpunkt den Kader noch nicht komplett bekannt gegeben, während der Audi-Kader quasi schon stand." Mit der Entscheidung pro BMW rechnete sich Wittmann Chancen auf ein Stammcockpit im M3 DTM aus, doch am Ende entschied sich Jens Marquardt gegen ihn. "Natürlich wäre ich lieber Stammpilot, aber als Testfahrer kann ich viel lernen und eine Menge mitnehmen", ärgert sich Wittmann nicht.

Vielmehr gibt er sich kämpferisch und wartet auf den richtigen Moment. Wittmann ist sicher, dass seine Zeit kommen wird, schließlich konnte er während seiner Formel-Karriere überzeugen. 2011 musste er sich nur Roberto Merhi im Gesamtklassement der Formel 3 Euro Serie geschlagen, der sich anschließend ja bekanntlich ein Cockpit im neuen C-Coupé von Mercedes sicherte. "Mein Ziel lautet, so schnell wie möglich Stammfahrer zu werden, das war es auch schon im vergangenen Winter", so Wittmann ambitioniert. "Am liebsten möchte ich schon nächstes Jahr voll dabei sein."

Doch wie kann sich Wittmann für einen festen Platz im M3 empfehlen, wo er doch an den Rennwochenenden zum Zusehen verdammt ist, während die BMW-Kollegen um Punkte kämpfen? "Ich will überall meine beste Leistung zeigen", sagt Wittmann. Die Möglichkeit dazu erhält er nicht nur bei DTM-Tests und PR-Auftritten, sondern auch im BMW Z4 GT3. "Um meine Rennschärfe zu behalten, fahre ich im GT-Programm von BMW", klärt Wittmann auf. Dazu zählen Läufe in der VLN auf dem Nürburgring, Wittmann geht von fünf bis zehn Einsätzen in diesem Jahr aus.

Eigener Helm, aber noch kein eigenes Auto, Foto: BMW
Eigener Helm, aber noch kein eigenes Auto, Foto: BMW

Aus zeitlichen Gründen wird er keine komplette Meisterschaft fahren, dafür aber erstmals die berühmten 24 Stunden vom Nürburgring. "Das wird richtig interessant, wir bereiten uns schon darauf vor", blickt Wittmann dem Event erwartungsvoll entgegen. Möglich sei außerdem ein Einsatz bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. "Damit ich nicht das ganze Jahr auf der Ersatzbank sitze, soll ich einige Rennen fahren", berichtet er weiter. "Das ist eine sehr gute Addition zu meinem restlichen Programm bei BMW."

Wittmann muss fit sein, schließlich steigt er ins DTM-Cockpit auf, sollte einer der Stammpiloten aus irgendwelchen Gründen an einem Rennwochenende ausfallen. In der vergangenen Saison ersetzte etwa Tom Kristensen bei Audi Mike Rockenfeller, der sich in Le Mans verletzt hatte. "Ich bin bereit, wenn ich zum Einsatz gerufen werde", so Wittmann, der in diesem Jahr erst einen Tag den M3 DTM testen konnte. Bereit ist er auch, wenn BMW sich dazu entscheiden sollte, mit Mercedes und Audi gleich zu ziehen. "Es ist ja nicht sicher, ob BMW nächstes Jahr sechs oder vielleicht doch acht Autos an den Start bringt", schielt Wittmann auf das mögliche Stammcockpit für 2013.

"BMW hat mich nicht umsonst in diese Rolle als Testfahrer gebracht, vielleicht wollen sie mich auf die DTM vorbereiten", gibt sich Wittmann stets selbstbewusst. "Ich konnte in den vergangenen Jahren gute Leistungen zeigen und brauchte nie lange, um mich auf etwas Neues einzuschießen. Ich will weiterkommen und mein Ziel erreichen sowie BMW das Vertrauen zurückzahlen."

Einen Teil der nötigen Tourenwagen-Erfahrung will er sich im Z4 GT3 holen. "Was ich bei meinen Einsätzen auf jeden Fall mitnehmen kann, sind Fights im Tourenwagen", erklärt der Youngster. "Ich bin jahrelang Formel gefahren und konnte da gut kämpfen, aber Tourenwagen sind eine andere Geschichte. Die Autos sind länger und breiter, außerdem siehst du dein Vorderrad nicht. Dafür muss man ein Gefühl entwickeln."

Das richtige Feeling für den M3 DTM soll Wittmann bei weiteren Tests entwickeln. Vor der Saison hatten verständlicherweise die sechs Stammfahrer meist den Vorrang, doch Wittmann lauert unter der Saison bei Aero- und Straightline-Tests auf seine Einsatzchance. "Und bei den DTM-Wochenenden bin ich bei Meetings und Briefings dabei, um die Abläufe kennen zu lernen. Ich bin in das gesamte Projekt involviert", erklärt Wittmann. Fehlt nur noch das eigene Rennauto.