Am zweiten Mai-Wochenende wandelt die DRM (Deutsche Rallye-Meisterschaft) auf den Pfaden der Weltmeisterschaft: Beim dritten Lauf im Rahmen der ADAC Pfalz-Westrich-Rallye (6. - 7. Mai) stehen nicht nur Wertungsprüfungen auf dem Programm, die auch bei der ADAC Rallye Deutschland zu absolvieren sind. Auch der idyllische Serviceplatz am Ufer des Bostalsees wurde für die deutsche Runde der Rallye-Königsklasse in den vergangenen Jahren genutzt.

Auf den 13 Prüfungen im Westrich, der Grenzregion zwischen Pfalz und Saarland, steht besonders ein Team im Visier: Sandro Wallenwein und Marcus Poschner (Stuttgart / Lautrach) wollen im Subaru Impreza den kleinen Vorsprung verteidigen, den sie mit einer konstanten Leistung bei den ersten beiden DRM-Läufen herausfahren konnten. Nun haben die Verfolger 140,69 Bestzeitkilometer, um Boden gut zu machen.

"Wenn wir die Meisterschaft spannend halten wollen, sollten wir möglichst vor Sandro ins Ziel kommen", ist die klare Ansage von Hermann Gaßner. Der vierfache deutsche Rallye-Meister konnte im Mitsubishi Lancer in diesem Jahr zwar schon einige beachtliche WP-Zeiten setzen - in der Summe reichte es aber noch nicht, sich an Wallenwein vorbeizuschieben. Und der Subaru-Pilot geht sein Ziel, nach drei Vize-Titeln in Folge nun endlich den Meisterpokal nach Stuttgart zu holen, mit schwäbischer Akribie an: "Die Pfalz-Westrich-Rallye wird auch für uns nicht einfach", erklärt Sandro Wallenwein. "Für uns ist alles neu. Aber normalerweise liegt uns das, denn auf neuen Strecken waren wir bislang immer schnell unterwegs."

Dabei ist die Aufgabe durchaus respekteinflößend: "Rallyes in dieser Region waren bisher immer tückisch", erklärt Wallenwein. "In diesem Fall zusätzlich auch durch den Schotteranteil." Keinen Druck dagegen verspürt der Tabellenleader durch die Tatsache, seit dem Saisonstart das Feld als Punkte- Primus anzuführen. "Wir bereiten uns und unser Auto für jede Veranstaltung gut vor und denken dabei von Rallye zu Rallye", sagt der 36-Jährige. "Aber natürlich ist die Stimmung im gesamten Team durch die Tabellenführung extrem gut." Im Blick hat Wallenwein naturgemäß immer die Konkurrenz. Neben den von Gaßner angeführten Verfolgern aus der DRM kämpfen im Saarland auch Teilnehmer aus der Luxemburger Meisterschaft und der Euro Rallye Trophee mit um den Sieg - eine Ausgangslage, die zusätzliche Spannung verspricht.

Lokalmatador Mysliwietz mischt an der Tabellenspitze mit

Zwischen Wallenwein und Gaßner mit ihren großvolumigen Rallyeboliden haben sich in der Meisterschaftstabelle Lars Mysliwietz / Oliver Schumacher (Nalbach / Fluterschen) geschoben. Der Saarländer und sein Westerwälder Co-Pilot pilotieren mit dem Citroën C2R2max eines der kleineren Fahrzeuge in der DRM. Durch zwei klare Divisionssiege und zusätzliche Punkte, die für Top-12-Platzierungen in der Gesamtwertung vergeben werden, schoben sie sich in der Meisterschaft ganz nach vorne.

Für Mysliwietz ist die Pfalz-Westrich-Rallye fast ein Heimspiel: "Auch wenn das eigentliche Heimspiel mit der Saarland Rallye noch kommen wird, waren wir im Westrich doch auf fast allen Prüfungen schon mehrmals bei Läufen zur Saarländischen Rallyemeisterschaft unterwegs." Die Verteidigung der zweiten Meisterschaftsposition hängt aber maßgeblich von einem weiteren Sieg in der Division ab. "Das ist aber in diesem Jahr besonders schwer", gesteht Mysliwietz. "Patrick Pusch wird sich nun an sein neues Auto gewöhnt haben und Jörg Broschart fährt jetzt seine erste Rallye auf bekannten Prüfungen. Wir müssen also noch mehr Gas geben."

Zumal neben den beiden in der umkämpften Division 4 mit Benjamin Hübner, Benjamin Scheller und Rafael Sulzinger noch weitere erfolgshungrige Youngster unterwegs sind, die dem 42- jährigen Routinier das Siegen schwer machen wollen. Nach der Nullrunde zum Auftakt und den ersten Zählern in Hessen hofft der Sachse Carsten Mohe im Renault Mégane RS nun endlich auf eine volle Punkteausbeute im pfälzischsaarländischen Grenzraum.

Showdown bei den "Rallye-Zwergen"

Die ADAC Pfalz-Westrich-Rallye könnte aber auch die große Show zweier weiterer Youngster werden. Der 20-jährige Sachse Sepp Wiegand und der 21- jährige Pfälzer Marijan Griebel sind mit ihren Suzuki Swift in der kleinsten DRM-Division unterwegs. Bislang teilten die Youngster die Divisionssiege gleichmäßig unter sich auf. Während Griebel beim norddeutschen DRM-Auftakt erfolgreich war, siegte Wiegand in Hessen. Punktgleich mit 35 Zählern liegen sie nun auf dem fünften Platz der DRM-Wertung.

Ungewöhnliche Gemeinsamkeit der beiden: Ihre ersten Motorsport-Erfolge feierten sie jeweils auf zwei Rädern. Griebel wurde 2008 Vize-Weltmeister im Junioren-Trial-Sport und ist zweimaliger Teilnehmer am Nationen-Grand-Prix. Sepp Wiegand kommt aus dem Enduro-Sport, wurde 2008 Cross-Country-Europameister und war 2009 im DMSB-Junior-Team bei den Sixdays in Portugal. Für Griebel bedeutet die dritte DRM-Runde ein Heimspiel, die Prüfungen führen fast durch seinen Vorgarten. Er schwärmt vom Duell mit Wiegand: "Gegen einen so starken Gegner wie Sepp bin ich noch nie gefahren. Abseits der Piste verstehen wir uns richtig gut - aber im Auto will natürlich jeder gewinnen."

Wiegand reist mit einer gehörigen Zusatzportion Motivation an den Bostalsee. Am vergangenen Wochenende verteidigte der 20-Jährige nicht nur seine Führung im ADAC Rallye Junior Cup, er übernahm als bislang jüngster Starter auch die Führung im ADAC Rallye Masters. "Ich denke es wird sehr schwierig, Marijan bei seiner Heimrallye zu schlagen, denn für mich ist das alles Neuland. Dennoch bin ich optimistisch. Ich werde alles geben, um am Ende ganz oben zu stehen und bin auf einen packenden Kampf sehr gespannt", freut sich der Sachse auf die neue Herausforderung.