Matthias Kahle und Co-Pilot Thomas Schünemann nutzten den ersten Ruhetag bei der Dakar, um sich neu zu sortieren, über die weitere Taktik nachzudenken und ein paar Fragen zu beantworten.

Matthias, auf der siebten Prüfung ist Euer T4-Racetruck ausgefallen. Wie ist die Stimmung im HS RallyeTeam heute?
Matthias Kahle: Die Nachricht hat uns alle sehr getroffen. Thomas und ich wissen, was Mathias Behringer und seine Jungs bei dieser Rallye für uns geleistet haben. Ohne sie wären wir schon ausgeschieden. Hinzu kommt, dass wir einen sehr guten Draht zueinander haben und wir den Ausfall für sie persönlich sehr schade finden. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Welche konkreten Auswirkungen hat der Ausfall für Eure weitere Rallye?
Matthias Kahle: Wir müssen in erster Linie schauen, dass wir das Auto ohne Probleme ins Ziel bringen. Es macht schon einen Unterschied, wenn du weißt, dass du keinen Racetruck als Backup hast. Wir fahren schon immer mit möglichst wenig Risiko. Jetzt werden wir vielleicht noch ein bisschen vorsichtiger agieren.

Thomas Schünemann: Als Copilot bedeutet dies Konzentration auf das Wesentliche und - soweit möglich - Vorausschau. Mit dem Maximum an Aufmerksamkeit werde ich ständig Roadbook und Geländeformationen abgleichen und in mich hineinhorchen. Denn sicherlich ist die intuitive Komponente für den Erfolg mit ausschlaggebend.

Seit der dritten Etappe habt Ihr Euch in der Gesamtwertung um 48 Plätze verbessert. Auf welcher Position werden wir Euch in Buenos Aires sehen?
Matthias Kahle: Gute Frage, bei einer Dakar kann so viel passieren. Nach unseren Problemen haben wir uns schnell vorgearbeitet und liegen jetzt schon auf Platz 22. Wenn ich mir die Gesamtwertung anschaue, muss ich sagen, dass aus eigener Kraft kaum noch Verbesserungen möglich sind. Vor uns sind eigentlich nur noch schnelle Leute, die einen großen Vorsprung haben. Wir müssen einfach schauen, wer noch ausfällt - vorausgesetzt, wir haben selbst keine Probleme.

Thomas Schünemann: Unser Leistungswille ist ungebrochen. Wir werden alles dransetzen, unser Ziel zu erreichen. Wie Matthias schon sagte, auf der Dakar kann viel passieren. Daher ist aber auch alles möglich. Wir sind Kämpfer - und genau das werden wir tun.

In Eurer Buggy-Klasse habt Ihr den Tagessieg dreimal hintereinander nur um wenige Sekunden verpasst. Wie sehr ärgert Euch das?
Matthias Kahle: Ein Tagessieg ist zwar schön für die Statistik, aber letztendlich nicht wichtig für uns. Was zählt, ist das Ergebnis am Ende der Rallye. Wir liegen fast sieben Stunden hinter dem Spitzenreiter Bernard Errandonea, auf Yaroslav Solovyev im drittbesten Benzin-Buggy haben wir schon anderthalb Stunden Vorsprung herausgefahren, obwohl wir seit unseren technischen Problemen ein bisschen Tempo rausgenommen haben. Die Titelverteidigung können wir aus eigener Kraft nicht mehr schaffen. Warum also um jede Sekunde kämpfen?

Thomas Schünemann: Wie Konfuzius schon wusste: 'Der überlegene Mensch ist immer gelassen und ruhig.' Ärger bringt weder in der Unternehmenssteuerung noch im Rallyesport die gewünschten Ergebnisse. Richtig ist es, negative Emotionen zu kanalisieren um sie dann in eine sinnvolle Richtung positiv zu lenken. Qualität setzt sich durch. So muss man auch die Stärke haben, Leistung anzuerkennen."