Ein dunkler Tag für die Rallye Dakar: Auf der siebten Etappe ließ der Portugiese Paulo Goncalves tragischerweise sein Leben. Honda-Pilot Kevin Benavides kam als Sieger ins Ziel, nachdem er versuchte, Goncalves zu helfen.

Goncalves, der sich an den ersten Tagen der Rallye stark im vorderen Mittelfeld hielt, erlitt nach 276 Kilometern einen heftigen Sturz an dessen Folgen er verstarb. Um 10:08 Uhr Ortszeit erhielten die Organisatoren ein Notsignal, woraufhin sofort ein Helikopter losgeschickt wurde. Dieser erreichte den Portugiesen um 10:16 Uhr Ortszeit. Goncalves lag in Folge eines Herzstillstandes bewusstlos an der Unfallstelle. Es wurden sofort Reanimierungsmaßnahmen gestartet, danach wurde Goncalves mit dem Helikopter ins Layla-Krankenhaus gebracht. Dort konnte leider nur noch sein Tod festgestellt werden.

Tag 7: Die längste Etappe der diesjährigen Dakar

Am Ruhetag Samstag hatten die Mechaniker Zeit, die Bikes der Zweirad-Piloten nach dem ersten Teil der Rallye Dakar gründlich zu reparieren. Das war auch notwendig, denn mit dem zweiten Teil stand den Fahrern die noch größere Herausforderung ins Haus. Diese begann schon am ersten Tag des zweiten Dakar-Teils. Mit 546 Kilometern Wertungsprüfung war die siebte Etappe die Längste der diesjährigen Rallye. Sie führte vom Biwak in Riad nach Wadi Al Dawasir und war für die Piloten sehr abwechslungsreich und hart. Zu Beginn mussten sich Barreda und Co. durch kleine Dünen kämpfen, bevor im Mittelteil Schotterpisten und ausgetrocknete Flussbetten warteten. Als sie diesen Teil hinter sich gelassen hatten, folgten weiträumige Sandflächen sowie Dünen und Pfade zwischen kleineren Bergen in der Sahara.

WP1/WP2/WP3: Benavides fackelt nicht lange

Mit Honda-Pilot Brabec startete einmal mehr der Sieger der vorherigen Etappe als Erster. Schon am ersten Waypoint übernahm aber Andrew Short (Husqvarna) die Führung, der für die 52 Kilometer nur 27 Minuten und 46 Sekunden brauchte. Hinter dem US-Amerikaner reihten sich Honda-Fahrer Kevin Benavides, Toby Price, Luciano Benavides und Ross Branch (alle drei KTM) in den Top-5 ein. Leader Brabec verpasste den ersten Waypoint und tauchte nach einer Stunde und acht Minuten an WP2 wieder auf.

An Waypoint zwei nach 106 Kilometern schob sich Kevin Benavides in Führung. Der Argentinier fuhr einen Vorsprung von 32 Sekunden auf seinen Verfolger Barreda heraus, während Price die Top-3 abrundete. Short fiel von P1 auf P4 zurück, während Luciano Benavides die Top-5 komplettierte. Brabec reihte sich nach seinem Verschwinden am zweiten WP als Elfter ein.

Auch nach 161 Kilometern war es Benavides, der die Führung in der Etappe inne hatte. Der Honda-Pilot war allerdings nur eine Sekunde schneller als sein Teamkollege Barreda, der damit reichlich Boden auf Benavides gut machte. Price hielt sich auf P3, lag aber mit einer Minute und 19 Sekunden Rückstand auf Benavides deutlich hinter den beiden schnellsten Piloten zurück. Short und Paulo Goncalves (HERO) komplettierten die Top-5, während Brabec vom zweiten zum dritten WP von Rang elf auf Rang sieben vorgefahren war.

WP4/WP5/WP6: Benavides tritt Führung ab

Eine Sekunde Vorsprung reichte Benavides offensichtlich nicht, denn am vierten Waypoint nach 214 Kilometern fuhr der Argentinier eine Lücke von 55 Sekunden auf Barreda auf. Damit lag er dann fast eine Minute vor dem restlichen Fahrerfeld, angeführt von Barreda, Price, Goncalves und Walkner in den Top-5. Brabec hielt sich am vierten Waypoint weiter auf dem siebten Rang.

Benavides war jedoch nicht in der Lage, seine Führung bis zum fünften Waypoint zu halten, sodass nach 321 Kilometern Barreda auf P1 das Feld anführte. Grund für seinen Rückfall war, dass der Argentinier versuchte, dem verunglückten Goncalves zu helfen. Gleiches galt für KTM-Pilot Price, der ebenfalls lange an der Unfallstelle blieb und versuchte, zu helfen. Benavides fiel durch seinen beherzten Einsatz von P1 auf P9 zurück.

Neuer Zweiter wurde damit aber Walkner mit einem Rückstand von bereits zwei Minuten und 56 Sekunden, während Brabec, Luciano Benavides und Short in den Top-5 landeten. Husqvarna-Pilot Mohammed Balooshi musste nach 229 Kilometern aufgeben, da er sein Bike nicht mehr reparieren konnte.

Am sechsten Waypoint blieb die Top-5 unverändert. Barreda brachte die 377 Kilometer in drei Stunden, 47 Minuten und 41 Sekunden hinter sich und war damit weiterhin der schnellste Fahrer im Feld. Zwei Minuten langsamer war Walkner, der damit Zweiter vor Brabec, Luciano Benavides und Short blieb. Kevin Benavides gelang es, sich einen Rang vorzuschieben, sodass er an WP6 neuer Achter war. Nach Balooshi musste auch Fabio Fasola die Dakar für dieses Jahr aufgeben.

Die siebte Etappe der Rallye Dakar 2020, Foto: ASO/Dakar
Die siebte Etappe der Rallye Dakar 2020, Foto: ASO/Dakar

WP7/WP8/Ziel: Barreda muss Sieg an Benavides abtreten

Den siebten Waypoint nach 431 Kilometern passierten die Top-4-Piloten in derselben Reihenfolge wie zuvor WP6. Lediglich Jose Ignacio Cornejo auf der Honda schob sich an Short vorbei und sicherte sich somit den fünften Rang. Auch Kevin Benavides hielt sich auf P8.

Der letzte Waypoint der Etappe wartete nach 483 Kilometern auf die Zweirad-Piloten. Die Top-5 blieb nun vollständig unverändert, während es Kevin Benavides gelang, sich einen weiteren Platz nach vorn zu schieben und damit auf P7 zu liegen.

So war es auch Barreda, der am Ende der siebten Etappe den Sieg feiern konnte - zumindest kurzzeitig. Er kam nach vier Stunden, 37 Minuten und 45 Sekunden ins Ziel und triumphierte damit über KTM-Mann Walkner, der mit einem Rückstand von zwei Minuten und 54 Sekunden Zweiter wurde.

Aus mit Barredas Sieg war es jedoch, als Kevin Benavides ins Ziel kam. Die Offiziellen rechneten ihm die Zeit, die er bei Goncalves verbracht hatte, ab, sodass er am Ende einen Vorsprung von einer Minute und 23 Sekunden auf Barreda hatte. Dieser wurde Zweiter vor Walkner, Luciano Benavides und Brabec in den Top-5.

Rallye Dakar 2020: Highlights der 7. Motorrad-Etappe (03:50 Min.)

Gesamtwertung: Honda weiter vorn

Es scheint so, als wäre Honda auf dem besten Weg nach vielen Jahren endlich wieder eine Dakar zu gewinnen. Mit Pilot Ricky Brabec liegt der japanischer Hersteller souverän knapp 25 Minuten vor Konkurrent Husqvarna, die mit Pablo Quintanilla den momentan zweitstärksten Piloten an Bord haben. Die Gesamtränge drei und fünf gehören ebenfalls Honda (Cornejo und Barreda). KTM hat Boden verloren, die erste Maschine aus Mattighofen steht mit Price erst auf Position vier.

Ergebnis 7. Etappe Motorräder (Top-10)

Pos.FahrerMotorradZeit
1.Kevin BenavidesHonda+04:36:22
2.Joan BarredaHonda+00:01:23
3.Matthias WalknerKTM+00:04:17
4.Luciano BenavidesKTM+00:04:48
5.Ricky BrabecHonda+00:04:52
6.Jose Ignacio CornejoHonda+00:06:12
7.Toby PriceKTM+00:07:57
8.Pablo QuintanillaHusqvarna+00:08:44
9.Andrew ShortHusqvarna+00:09:02
10.Franco CaimiYamaha+00:09:59

Gesamtwertung nach 7/12 Etappen

Pos.FahrerMotorradZeit
1.Ricky BrabecHonda28:25:01
2.Pablo QuintanillaHusqvarna+00:24:48
3.Jose Ignacio CornejoHonda+00:27:01
4.Toby PriceKTM+00:28:44
5.Joan BarredaHonda+00:29:29
6.Matthias WalknerKTM+00:33:04
7.Luciano BenavidesKTM+00:38:58
8.Skyler HowesHusqvarna+01:15:02
9.Franco CaimiYamaha+01:15:31
10.Adrien MetgeSherco TVS+01:39:36