Weltuntergang in Oruro/Bolivien, das Biwak versinkt nach heftigstem Dauerregen im Matsch. Keine wirkliche Erholung also, dort die Nacht zu verbringen, wartet doch am 7. Januar, einen Tag vor dem Restday in der bolivianischen Hauptstadt La Paz, der härteste Tag der Rallye auf die Piloten. Die längste Etappe der Dakar war auf 513 Kilometer in angesetzt.

Am wenigsten betroffen scheint die Mini-Crew. Die Fahrer liegen im Hotel und das Team baut seinen Stellplatz in weiser Voraussicht vor dem Biwak auf der asphaltierten Straße auf.

Auch die Peugeot-Fahrer werden beneidet, aber dieses Mal nicht um ihre schnellen Buggies, sondern um ihre Heizungen in den Wohnmobilen. Die Temperaturen stürzen im Vergleich zu Argentinien um schlappe 45 Grad ab.

Was man am späten Abend schon ahnen konnte, wird dann am frühen Morgen des Samstag Realität. Die Etappe, die bei den vergangenen Dakars schon oftmals die Vorentscheidung gebracht hat, wird abgesagt. Die Strecke ist durch die enormen Regenfälle unbefahrbar.

Die Nutznießer dürften die zweiradgetriebenen Buggy-/Peugeot-Piloten sein, denn immer wenn es so richtig schwer wird, sind die Allradler im Vorteil. Bisher konnten die Franzosen ihre klaren Vorteile beim Topspeed ausspielen. Das wäre heute nicht der Fall gewesen. Ärgern wird es Nani Roma, den zur Zeit einzigen direkten Verfolger des Peugeot Trios und auch alle andern ehemaligen Favoriten, die in diesem schweren Geläuf ihre Patzer aus den vorherigen Etappen durchaus in einem Schlag hätten wiedergutmachen können.

Die Frage ist bei einer Absage natürlich auch immer, warum nicht ein bisschen mehr Dakar-Spirit einfließen kann. In vergangenen Zeiten, sogar noch bis zur ersten Südamerika-Dakar 2009 war es völlig normal, dass 75 Prozent der Teams nicht nur den eigentlichen Renntag sondern auch noch den gesamten Restday benötigten um die Strecke zu bewältigen. Und wir reden nicht von den Zeiten in Afrika, als keiner davor gewahrt war, auch mal zwei Tage völlig verloren zu gehen.

Wenn natürlich Flussüberquerungen und das Fahren in Wadis (ausgetrocknete Flussbetten) bei dieser Etappe anstanden, dann kann man eine Absage durchaus verstehen, aber gesehen hätte man es natürlich gerne, wer sich auch bei solchen Bedingungen durchkämpfen kann.