Ein Wunder ist geschehen, das Wetter klart auf. Und das rechtzeitig, denn heute geht es zum ersten Mal in die Höhe. Die Stage findet auf 3.600 Meter Höhe statt, aber auf dem Weg zum Start kommen wir hoch bis auf 4.100 Meter. Gerade als ich erzählen möchte, dass in dieser Höhe normalerweise die Chipstüten aufplatzen (die ungesunderweise jeden Tag im Versorgungspack stecken), macht es ' Plopp'. Meine Chipstüte und ich haben offensichtlich einen guten Draht.

Die Höhe macht uns unterschiedlich schwer zu schaffen. Wir nehmen alle vor Antritt der Fahrt zwei Aspirin, ein bewährtes Mittel, um das Blut zu verdünnen. Damit geht es einigermaßen, aber trotzdem merkt man die dünne Luft hier oben deutlich.

Da eine Runde um Jujuy gefahren wird haben wir am Ausgangspunkt gleichzeitig Start und Ziel im Blick. So können wir fast alle Trucks am Start abpassen und haben trotzdem Sebastian Loebs zweiten Peugeot-Tagessieg im Blick. Auch die Fahrer haben so ihre Probleme. Das sieht man ihren Gesichtern im Ziel deutlich an.

Bei der Rückkehr ins Biwak fahren wir zunächst nochmal nach Jujuy, denn wir müssen tanken und einem Freund aus dem Biwak Schuhe der Marke "Irgendwas Festes" in Größe 44 besorgen. Gar kein leichtes Unterfangen, aber am Ende finden wir etwas Angemessenes und mit vollem Tank geht es ins Pressezelt des Biwaks zurück, um unsere Fotos zu sortieren und die Texte zu schreiben.

Apropos tanken, in den größeren Städten wird der angesehene Beruf des Tankwarts meist von einem Mann ausgeübt. Kommt man ein wenig ins Hinterland, sind die Tankstellen fest in weiblicher Hand. Dort sind die Männer für das Putzen der Toiletten zuständig. An absolut jeder Tankstelle finden sich drei bis sechs Hunde, die zu den festen Bewohnern gehören. Da wir auf unserer Fahrt immer mal wieder an überfahrenen Hunden vorbeikommen, ist es zumindest schön zu sehen, dass es den Tieren, die an einer Tankstelle 'andocken' konnten, relativ gut geht. Zeckenverseucht, aber immerhin nicht so klapperdürr wie beispielsweise in Chile.

Einen kleinen Reisetipp möchte ich an dieser Stelle noch loswerden: Jeder, der an eine Fahrt durch Südamerika denkt, sollte sich das Wort "Effektivo" merken. Das bedeutet "Bargeld" und mit dem kann man hier definitiv mehr erreichen als mit einer Kreditkarte. Das war auch der Grund, warum Anfang des Monats alle Geldautomaten leer waren, da nur Effektivo auch effektiv ist. Doch ich stelle fest, dass langsam ein Umdenken stattfindet. Denn noch vor drei Jahren brauchte man für eine Zahlung mit Karte nicht nur den Pin-Code, sondern auch die Unterschrift und ein gültiges Ausweispapier. Das mit dem Pass hat sich inzwischen erledigt.

Jetzt freuen wir uns alle auf den morgigen Tag. 650 Kilometer, davon knapp 250 auf Schotter und durchs Gebirge. Dann der Grenzübertritt nach Bolivien. Das gibt viele Reisefotos. Die Rennautos werden wir nur mit Glück zu sehen bekommen und auch was die Internetverbindung angeht, sind wir momentan mehr als skeptisch. Also wird es vielleicht morgen keine Infos geben. Aber wer weiß, vielleicht finden wir ja ein Café oder was auch immer und können für euch alle Infos übertragen.