Nicht nur das "Dass", sondern das "Wie" übertraf dabei alle Erwartungen – auch die eigenen. Als Außenseiter und Geheim(st)favorit gestartet erkämpften sich de Villiers/von Zitzewitz im Toyota Hilux "made in South Africa" bereits am zweiten Tag Gesamtrang zwei. Fortan kämpften sie auf Augenhöhe um die große Sensation, den Dakar-Sieg 2015. Und das gegen eine ganze Armada von zehn siegfähigen X-raid-Mini und drei werkseingesetzten Peugeot-Extrem-Buggys.

Etwas für die Geschichtsbücher

Mit ihrem "Bakkie" hielten sie das Duell mit ihrem ehemaligen Teamkollegen Nasser Al.Attiyah (X-raid-Mini) bis wenige Kilometer vor der Ziellinie offen – taktisch cleveres "Speed-Bumping" auf offenen Salzseen im Nascar-Stil ebenso inklusive wie fahrerische Giniel- und navigatorische Genie-Streiche. Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz gelten als Mr. und Mr. Zuverlässig der Rallye Dakar. Seit sie gemeinsam bei der härtesten Wüstenrallye der Welt starten - seit 2006 -, haben sie stets das Ziel erreicht. Beginnend mit dem Sieg 2009, dem ersten eines Diesel-Automobils, bei einer Südamerika-Dakar und für einen Afrikaner, durchlebten de Villiers/von Zitzewitz eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

Bei sieben in Argentinien, Chile, Peru und Bolvien ausgetragenen Dakars erreichten sie fünf Mal einen Podiumsrang – ein einsamer Bestwert. Nach dem Triumph 2009 erreichten sie dreimal Rang zwei und einmal die dritte Position. Mit dem Hallspeed-Hilux sorgten sie dabei jüngst für großes Aufsehen. Als Underdogs erreichten sie bei dessen Premiere im Jahr 2012 auf Anhieb Rang drei, den sie im Jahr darauf als Überraschungszweite noch verbesserten. Im vergangenen Jahr bedeutete Rang vier eine Podiumspause, die sie bei der Dakar 2015 prompt wieder beendeten. Rang zwei inmitten der weit stärker eingeschätzten Favoriten findet seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Mutter aller Wüstenrallyes.

Dakar in Bestform

Die Herausforderungen bei der 2015er-Dakar waren nicht nur vielfältig, sie waren auch immens. Kilometer-lange Vollgas-Stücke über Feldwege, gewundene Schotterpiste über Bergpässe im Rallye-WM-Stil, Geröllfelder, Wertungsprüfungen weit oberhalb der 3.500-Meter-Marke, kleine gemeine Dünen, turmhohe Sandberge, knifflige Navigation durch offenes Gelände, gnadenlose Wüsten-Passagen oder das Durchqueren von endlosen Labyrinthen ausgetrockneter Flussbetten – jeder Tag bot facettenreiche Prüfungen für Fahrer, Beifahrer und Material. Mit seinem zielsicheren Instinkt, stets den richtigen Weg zu finden, machte Dirk von Zitzewitz dabei als Navigator mehrfach Zeit gut.

Bei dem Versuch, den Druck auf Spitzenreiter Al-Attiyah zu erhöhen, mit einen Navigations-Coup ihren Rückstand von knapp acht Minuten im Handstreich gutzumachen und damit die Grenzen der Physik zu überwinden, verpokerten sich die Dakar-Sieger von 2009 allerdings und büßten stattdessen die entscheidenden 15 Minuten ein. Nach einer legalen Abkürzung von zehn Kilometern fanden sie auf Etappe zehn nicht sofort zurück ins Roadbook und umkreisten einen der obligatorisch anzusteuernden Wegpunkte mehrfach. "Wir mussten es versuchen und um ein Haar hätten wir vielleicht die entscheidende Zeit gutgemacht", so Dirk von Zitzewitz. "Ohne einen solchen Coup hätten wir Nasser nicht abfangen können. Er war einfach zu stark – das muss man anerkennen."