In der Gesamtwertung weit abgeschlagen, auf der Etappe aber in Topform: Orlando Terranova hat gemeinsam mit Ronnie Graue die siebte Etappe mit knapp zweieinhalb Minuten Vorsprung auf den weiterhin bärenstark agierenden Rookie Yazeed Al-Rajhi gewonnen, nurwenige Sekunden dahinter landete der Niederländer Bernhard Ten Brinke. In Bolivien gab es keine nennenswerten Ausfälle zu beklagen, die Topkandidaten kamen ohne Probleme durch die 321 Kilometer lange Wertungsprüfung. In der Gesamtwertung schob sich das Bild an der Spitze aber zusammen: Giniel de Villiers machte drei Minuten auf Nasser Al-Attiyah gut, Yazeed Al-Rahji konnte auf beide aufholen.

7. Etappe: Iquique - Uyuni

(Verbindung: 392 km, Prüfung: 321 km, Verbindung: 4km)

Die erste Dakar-Prüfung auf bolivianischem Boden führte hoch hinaus: Die Anden standen wieder einmal auf dem Programm und es ging bis auf 3.900 Höhenmeter. Insgesamt wurden aber nie mehr als 300 Höhenmeter überbrückt, denn der tiefste Punkt der Wertungsprüfung befand sich auf 3.600 Metern Höhe. Dennoch war eine schnelle Anpassung gefordert, denn die Piloten starteten die Verbindungsetappe an der Küste. Auf die Gesamtetappe gerechnet ging es also fast 4.000 Meter in die Höhe, womit Sauerstoffmangel zu ernsthaften Navigationsfehlern führen konnte. Der Schwierigkeitsgrad der Etappe selbst war nicht hoch, doch die Höhe machte nahezu allen zu schaffen.

Giniel de Villiers macht weiter Druck auf Nasser Al-Attiyah, Foto: Red Bull
Giniel de Villiers macht weiter Druck auf Nasser Al-Attiyah, Foto: Red Bull

Größtenteils war die Prüfung von Stein und Geröll gesäumt, erst ab dem höchsten Punkt 40 Kilometer vor dem Ende der Prüfung ging es auf Sand. Gerade für die Reifen wurde das Geröll auf dem Hochplateau zu einer Bewährungsprobe. Auf dem Weg ging es an mehreren 5.000er-Gipfeln vorbei, für deren Bewunderung Fahrern und Beifahrern aber wie üblich kaum Zeit zur Verfügung stand. Diese Etappe stellte den ersten Teil einer Marathonetappe dar, die morgen fortgeführt wird.

Al-Rajhi mit fulminantem Auftakt

Nasser Al-Attiyah eröffnete als Vortagessieger die Marathonetappe. Als Gesamtführender wollte der Katarer aber angesichts des Serviceverbots nicht zu viel riskieren und fuhr bereits zu Beginn einen vorsichtigen Strich. Ganz anders ging es Rookie Yazeed Al-Rajhi an: Der Katarer wollte in seiner ohnehin schon mehr als beeindruckenden ersten Dakar endlich den ersten Tagessieg holen und ging mit seinem Teamkollegen Timo Gottschalk am ersten Checkpoint in Führung vor dem überraschend starken Stephane Peterhansel, der nur neun Sekunden zurücklag, obschon er aufgrund seiner Probleme am Vortag spät startete und mit Verkehr zu kämpfen hatte.

Peterhansel fiel nach starkem Beginn zurück, Foto: Red Bull
Peterhansel fiel nach starkem Beginn zurück, Foto: Red Bull

Einige Fahrer, die in der Gesamtwertung schon weiter zurückliegen, gingen ebenfalls volles Risiko, und so waren Nani Roma und Orlando Terranova mit 12 und 22 Sekunden Rückstand ebenfalls dicht dran. Insgesamt tat sich auf dem ersten Teilstück wenig; Al-Attiyah war als Achtschnellster hinter Krzysztof Holowczyc, Leeroy Poulter und Robby Gordon nur 50 Sekunden langsamer. Hinter Vladimir Vasilyev war Giniel de Villiers als Zehntschnellster 1:27 Minuten langsamer als Al-Rajhi und 37 Sekunden langsamer als Al-Attiyah.

De Villiers überholt Al-Attiyah

Dem zweiten Teilstück sollte eine entschieden größere Bedeutung zukommen: Die Top-10 waren am zweiten Checkpoint bereits um zwölfeinhalb Minuten auseinandergerissen. Orlando Terranova wurde von Ronnie Graue zielsicher auf 3.900 Meter geleitet und führte mit knapp zwei Minuten Vorsprung vor Al-Rajhi, dem weiterhin Roma mit nur sieben Sekunden Rückstand im Nacken saß. Ebenso schnell wie Terranova nahm Bernhard Ten Brinke die Steigung und verbesserte sich von Platz elf am ersten Checkpoint auf den vierten Rang an CP2. Holowczyc folgte auf Platz fünf.

Giniel de Villiers legte seine anfängliche Vorsicht ab und wagte den Direktangriff auf den Spitzenreiter. Tatsächlich gelang es dem Südafrikaner, Al-Attiyah nicht nur ein-, sondern auch zu überholen. Al-Attiyah litt unter der großen Höhe der Prüfung und musste mehrfach anhalten. Peterhansel kämpfte unterdessen mit seinem Peugeot und fiel auf Rang neun zurück.

Nasser Al-Attiyah übernachtet bei der Marathonetappe weiter als Gesamtführender, Foto: ASO
Nasser Al-Attiyah übernachtet bei der Marathonetappe weiter als Gesamtführender, Foto: ASO

Terranova bringt es durch

Das sandige Teilstück am Ende der Etappe brachte keine großen Veränderungen mehr mit sich. Die größte Verschiebung war das Zurückfallen Nani Romas, der den dritten Platz am zweiten Checkpoint gegen einen fünften im Ziel eintauschte. Orlando Terranova holte sich den Tagessieg mit 2:20 Minuten Vorsprung auf Yazeed Al-Rajhi. Nur acht Sekunden langsamer war Berhard Ten Brinke als Drittschnellster, der damit seine hervorragende Form bei der diesjährigen Dakar unterstrich. Auf Krysztof Holowczyc machte er im Kampf um Platz vier in der Gesamtwertung aber nicht viel gut, denn der Pole war als Tagesvierter nur 30 Sekunden langsamer.

Etwas mehr holte Giniel de Villiers auf seinen Kontrahenten: 2:58 Minuten war der Südafrikaner mit Copilot Dirk von Zitzewitz schneller als das Führungsduo Al-Attiyah/Baumel. Die beiden Anwärter auf den Sieg wurden Sechste und Siebte, womit beide Zeit gegenüber Al-Rahji einbüßten. Peterhansel beendete die Etappe als Achter vor Gordon und Vasilyev.

Ergebnis: 7. Etappe Autos (Top 10)

1. Terranova/Graue (Mini) 03:31:18 Stunden
2. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) +00:02:20
3. Ten Brinke/Colsoul (Toyota) +00:02:28
4. Holowczyc/Panseri (Mini) +00:02:57
5. Roma/Perin (Mini) +00:04:02
6. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +00:06:50
7. Al-Attiyah/Baumel (Mini) +00:09:48
8. Peterhansel/Cottret (Peugeot) +00:10:43
9. Gordon/Campbell (Gordini) +00:10:48
10. Vasilyev/Zhiltsov (Mini) +00:13:32

Gesamtwertung: Autos 07/13 (Top 10)

1. Al-Attiyah/Baumel (Mini) 23:11:50 Stunden (Strafzeit: 00:02:00)
2. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +00:08:14
3. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) +00:21:16
4. Holowczyc/Panseri (Mini) +00:54:02
5. Ten Brinke/Colsoul (Toyota) +00:57:03
6. Van Loon/Rosegaar (Mini) +01:15:11
7. Lavieille/Maimon (Toyota) +01:37:50
8. Peterhansel/Cottret (Peugeot) +01:50:36
9. Sousa/Fiuza (Mitsubishi) +01:58:32
10. Chabot/Pillot (SMG) +02:10:45

Stimmen nach der 7. Etappe

Orlando Terranova (Etappensieger): "Das war richtig schwierig. Anstrengend. Kompliziert. Aber wir haben es geschafft. Jetzt werden wir versuchen, das Auto zurück nach Chile zu bringen, damit sich unsere Crew drum kümmern kann. Wir werden besser, aber wir müssen hart arbeiten, um Fehler zu vermeiden, dann werden wir nächstes Jahr noch stärker sein."

Yazeed Al-Rajhi 2. Etappen-Rang): "Wir können uns glücklich schätzen, hier zu sein. Ich wollte keine Risiken eingehen, aber wir hatten einen kleinen Alarm, als wir ein Flussbett durchquert haben und der Filter nass wurde. Dadurch hat es sich dann komisch angehört. Das ist nach etwa 100 Kilometern passiert. Dann ist der Filter wieder getrocknet und wir konnten ein bisschen angreifen. Es ist keine große Sache, mein Copilot ist ein ausgezeichneter Mechaniker und wird sich drum kümmern. Ich bin immer noch drin im Geschäft. Ich bin nicht 10.000 Kilometer nur so zum Spaß gekommen!"

Giniel de Villiers (6. Etappen-Rang): "Ich habe heftige Kopfschmerzen...Die Höhe hat es nicht leicht gemacht und darüber hinaus war es eine schwierige Prüfung, auf der man konzentriert bleiben musste. Wir haben es geschafft, Nasser nach etwa 150 Kilometern einzuholen und dann hat er einen Fehler gemacht, so dass wir vorbeigezogen sind. Dann haben wir uns abgesetzt, aber auch drei, vier Fehler gemacht, aber wir waren zurück auf der Strecke, bevor er uns einholen konnte. Es war gut, wir haben drei Minuten von Nasser zurückgeholt. Alles kann passieren. Es ist noch so viel zu fahren, inklusive der schwierigen Stages nach dem Ruhetag. Je dichter wir ihm kommen, umso mehr Druck wird er fühlen."

Nasser Al-Attiyah (7. Etappen-Rang): "Die Stage war nicht so schwer, es war die Höhe. Ich musste dreimal anhalten und mich übergeben, dazu hatte ich jedes Mal, wenn wir über eine Unebenheit gefahren sind, schreckliche Kopfschmerzen. Ich habe ein bisschen Zeit verloren, aber das ist kein großes Problem. Wir müssen nicht ans Limit gehen. Das Auto ist in einer guten Verfassung, so dass wir nur die Reifen wechseln, ein paar Dinge durchchecken und uns dann ausruhen werden. Zu aller erst werde ich mich medizinisch durchchecken lassen."