Viele Fans der Rallye Dakar waren empört, als Seriensieger Stephane Peterhansel auf der letzten Etappe am Straßenrand anhielt und Nani Roma zum Sieg vorbeiwinkte. Noch am Vortag schien die Dakar entschieden, denn X-Raid befahl seinen auf den Rängen eins bis drei fahrenden Mini-Piloten Roma, Peterhansel und Al-Attiyah frühzeitig, nichts zu riskieren und die Positionen zu halten.

Allerdings spielte ein Reifenschaden auf der vorletzten Etappe scheinbar Schicksal. Peterhansel erbte Platz eins von Roma und der nächste Gesamtsieg des elffachen Titelträgers schien unter Dach und Fach. Jedoch ließ X-Raid am letzten Tag die Reihenfolge zum Zeitpunkt der ausgerufenen Teamorder wieder herstellen, was Peterhansel dazu veranlasste, äußerst offensichtlich und provokant zu zeigen, wer der eigentliche Sieger des Rallye-Klassikers gewesen wäre.

Für Roma sind Aufregung und negatives Echo über die Art und Weise seines Triumphes nicht nachzuvollziehen: "Teamorder gab es schon immer bei der Rallye Dakar und ist ein regulärer Teil des Spiels", verriet der Spanier im Exklusivinterview mit Motorsport-Magazin.com . "Peterhansel hat seinen Dakar-Sieg 2007 ebenfalls nur durch Teamorder erreicht und im vergangenen Jahr musste ich sogar 20 Minuten auf ihn warten und verlor dadurch meinen dritten Rang, worüber aber weder damals noch heute ein Mensch gesprochen hat", verteidigt Roma die Entscheidung von Teamchef Sven Quandt vehement.

Auch Motorsport sei immerhin ein Geschäft; viel Geld und Prestige stünden auf dem Spiel. "Aus Teamsicht macht es doch absolut Sinn, einen quasi sicheren Dreifacherfolg nicht mehr zu gefährden. Es entbehrt jeglicher Logik, einen Podiumsplatz zu riskieren, auch wenn das Racing darunter natürlich etwas leidet und die Fans nicht ganz so viel Spektakel bekommen, wie sie gerne hätten."

Außenstehenden seien zudem nicht alle Fakten vorgelegen, die Quandts Entscheidung aus Romas Sicht umso plausibler machten: "Stephane war mit zwei Reifenschäden unterwegs, ich hatte nur noch einen guten Reifen für die restlichen 400 Kilometer bis ins Ziel und Nasser musste zwischendurch anhalten, um ein beschädigtes Rad zu wechseln." Dass der Veranstalter französisch ist und auch die TV-Produktion der Dakar in französischer Hand liegt, sieht Roma als Grund dafür, dass derart großes Aufsehen rund um die Teamorder gemacht wurde. "Das ist nach unserer Vorgeschichte nicht fair", fühlt sich der Spanier ungerecht als geschenkter Sieger degradiert.

Dennoch sei die Freude über den Triumph nach wie vor ungebrochen groß, bedeutet er nach Romas erstem Triumph auf einem KTM-Bike 2007 doch die Erfüllung des Lebenstraumes, auch bei den Vierrädern zu siegen. "Für mich zählt nur der Sieg und in ein paar Wochen interessiert das Zustandekommen sowieso niemanden mehr. Ich habe nach der Rallye mit Stephane über den Vorfall gesprochen und es gab keinerlei Probleme. Ich war über die gesamte Zeit der konstanteste Fahrer und habe die wenigsten Fehler gemacht - und somit den Sieg verdient".

Einen Triumph, den übrigens sein bei einem schweren Unfall im Jahr 2006 verstorbener Beifahrer Henri Magne vorausgesagt hatte...

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