Es wird eine hochklassige Dakar. Zwar gab es heute nur eine Mini-Etappe von 13 Kilometern Sandfahren, aber der Eindruck, den man im Vorfeld gewinnen konnte, hat sich in den Ergebnislisten bestätigt, das Feld ist eng zusammen und die fahrbaren Untersätze von höchster Qualität. Das beginnt bei den Autos, wo es in diesem Jahr schwer ist, eindeutige Favoriten festzumachen, und geht über die Trucks, die ein Wahnsinnsfeld aufbieten, bis hin zu den kleineren Klassen wie den side by side Buggies oder den Quads. Die Teams machen durchweg einen super Eindruck. Vorbei die Zeiten, als hier auch Teams antraten (vornehmlich aus Südamerika), denen man zwar den guten Willen anrechnen musste, die aber definitiv nicht gewusst zu haben schienen, auf was für ein Abenteuer sie sich eigentlich einlassen.

Auch den Bikern wird einiges abverlangt werden. Sie sind die einzigen, die die Tradition des Marathondays erleben dürfen. Zwei Tage Racing hintereinander ohne Service. Mit anderen Worten, man nimmt Schlafsack und Werkzeug mit und repariert im Ernstfall selbst. Im Bivak sind die Motorradler alleine, denn die Autos und LKW müssen nicht durch diese Tortur und nächtigen woanders. Ich persönlich fände es prima, wenn alle einen solchen Tag hätten, denn das wäre definitiv etwas, um Privat- und Werksteams ein wenig näher zusammen zu bringen.

Bei den heutigen Sandkastenspielen ging es in erster Linie um das Prestige und natürlich um die Startaufstellung für den ersten richtigen Renntag, aber trotz der Kürze der Strecke konnte man auch heute schon ordentlich Zeit im Wüstensand liegen lassen. Auf jeden Fall sah man direkt, wer unbedingt was zeigen wollte und wem es wohl wichtiger war, am nächsten Tag nicht als Erster im Sand die Spuren zu legen. Trotzdem Gratulation an das neue Buggy-Team der Ex-Dakar-Sieger Carlos Sainz und Nasser Al-Attiyah, denn die beiden tragen sich in der Tagesliste als Erster und Dritter ein.

Ellen Lohrs Favorit: Lucio Alvarez, Foto: Dakar Press
Ellen Lohrs Favorit: Lucio Alvarez, Foto: Dakar Press

Dazwischen einer meiner Dauerfavoriten, der Argentinier Lucio Alvarez, der in den letzten drei Jahren immer in den Top 10 auftaucht, dem aber noch das Durchbruch-bringende Ergebnis unter den Top 3 fehlt. Erstaunlich zurückhaltend sind die Minis unterwegs und so sehen wir den Vorjahressieger Peterhansel nur auf Position 6, wobei die Minimannschaft es fertig bringt, zu dritt zeitgleich ins Ziel zu kommen. Wirklich gut schlägt sich Adam Malysz, der Ex-Skispringer aus Polen, Dauergegner unseres Sven Hannawald. Ich habe ihn auf der Strecke gesehen und das sah sauschnell aus. Kompliment, das hätte ich nicht erwartet, aber wenn er diesen Stil hält, ist er zumindest ein Top 10 Kandidat. Er wird heute 14.

Aus deutscher Sicht gibt es nur vorsichtigen Grund zum Jubeln. Kahle und Schott erreichen die Plätze 27 und 33. Wieder mal einen ziemlichen Totalreinfall am ersten Tag gibt es für Mitfavorit Robby Gordon. Lange hieß, es er würde gar nicht an der Dakar teilnehmen, aber dann steht er doch mit seinem knatsch-roten Gummiboot am Start. Allerdings scheint es nicht sein Glückstag, denn er verliert 10 Minuten, als er sich in den Dünen festfährt und seinen Rückwärtsgang verliert. Dumm an der Geschichte ist, dass der Veranstalter ASO diese Stage mit einem Koeffizienten belegt hat. Dieser Koeffizient ist "drei", so verliert er also schon am ersten Tag 30 Minuten auf die Konkurrenz. Sein Kollege im Geiste, der Fanzose Vigouroux, auf einem amerikanischen Protruck unterwegs, kommt ebenfalls noch nicht richtig in Schwung.

Aber wie erwähnt zeigt sich an den Zeiten wie homogen das Feld in diesem Jahr scheint, denn nur drei Minuten trennen Sainz auf der Pole von Platz 60 - und schon 47 Sekunden dahinter fährt der erste Polaris Buggy ins Ziel (klar, alles mal drei). Das wird eine richtig spannende Dakar!

De Rooy schockt die Konkurrenz

Bei der Trucks sieht es ähnlich aus, vorbei die Zeiten von Dauersiegern, hier muss jeder Fahrer und jede Marke jedes Jahr aufs Neue kämpfen. Und wie! Im Bivak sehen wir ausschließlich wunderschön aufgebaute Renntrucks. Tatra, Daf, Man, Unimog, Iveco eine lange Liste von Siegeswilligen (insgesamt sind 75 Renntrucks am Start) macht sich an die erste Etappe. Auf dieser gibt es dann erstmal für alle eine kalte Dusche von Vorjahresgewinner de Rooy, er deklassiert genauso wie Neuteamkollege Hans Stacey die gesamte Konkurrenz. 41 Sekunden liegen die beiden Iveco im Ziel vorne. Rein rechnerisch zwar völlig unbedeutend ist dies eine definitive Klatsche für alle, die ihn vom Thron stoßen wollen. Die Mercedes-Flaggen hält ein alter Bekannter hoch. Mit Platz 27 steht Johan Elfrink auf einem Axor in der Liste, der erste Unimog folgt auf Position 41.