Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah gewann völlig überraschend die zweite Etappe der Rallye Dakar. Der Hummer-Pilot konnte sich trotz seiner schlechten Startposition gegen seine Konkurrenten durchsetzen. Gestern hatte der Katari großes Pech und kam nur als 38. mit fast zehn Minuten Rückstand ins Ziel, nachdem eine durchgeschmorte Benzinleitung fast für das Dakar-Ende gesorgt hatte. Das Hummer-Team arbeitete die ganze Nacht an seinem Fahrzeug und Al-Attiyah dankte es mit dem Etappensieg.

Hinter Al-Attiyah belegte der Dakar-Favorit Stephane Peterhansel mit 54 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Auch der zweite Hummer mit Robby Gordon am Steuer zeigte eine starke Leistung und wurde Dritter vor dem lange Führenden Mini-Piloten Krzysztof Holowczyc und seinem Teamkollegen Nani Roma. Sechster wurde Giniel de Villiers mit seinem neuen Toyota vor dem besten Mitsubishi mit Guilherme Spinelli am Steuer. Leonid Novitskiy fuhr als Achter über die Ziellinie und verlor damit die Gesamtführung.

Robby Gordon bestimmte die Anfangsphase

Robby Gordon mit seinem Hummer, Foto: Toyo Tires
Robby Gordon mit seinem Hummer, Foto: Toyo Tires

Novitskiy und sein Navigator Andreas Schulz starteten als Sieger des Vortages mit ihrem Mini All4 Racing mit der Startnummer 312 um 06:49 Uhr Ortszeit in die zweite Etappe der Dakar 2012. Es folgten die beiden X-Raid-Teamkollegen Holowczyc sowie Peterhansel. Nur noch 153 Teilnehmer hatten sich vom Startort Santa Maria de la Pampa auf den Weg zur 290 Kilometer langen Wertungsprüfung gemacht, die sie zu den grauen Vulkansanden von El Nihuil führte.

Der Amerikaner Gordon führte die Zeitentabelle des ersten Wertungsabschnittes nach 140 Kilometern an. Peterhansel und Holowczyc lagen in Schlagdistanz direkt dahinter. Auf Rang vier folgte das Toyota-Duo mit dem Dakar-Sieger aus 2009 de Villiers und Dirk von Zitzewitz aus Südafrika und Deutschland. Auf Platz sechs lag zu diesem Zeitpunkt Novitskiy, der mit einem Rückstand von etwas über einer Minute die Gesamtführung bereits verloren hatte.

Auch nach dem zweiten Wertungsabschnitt lag Gordon vor den beiden X-Raid-Minis mit Peterhansel und Holowczyc in Führung. Gordon konnte nach einer Stunde Fahrzeit seinen Vorsprung auf 34 Sekunden ausbauen. Bei der nächsten Zeitmessung fiel Gordons Hummer nach einem Reifenschaden bis auf Position acht zurück. Drei Mini-Fahrzeuge übernahmen jetzt das Kommando. Holowczyc lag nun vor Peterhansel und Nani Roma, der sich langsam aber sicher nach vorne arbeiten konnte.

Grandiose Aufholjagd von Al-Attiyah

Nach zwei Stunden hatte Holowczyc sogar 51 Sekunden Vorsprung vor Peterhansel. Auf Platz drei und vier waren inzwischen die beiden Toyota Hilux mit de Villiers und Orlando Terranova vorgefahren. Auf dem letzten Teil der Etappe war Al-Attiyah eine Klasse für sich. Der Katari stellte das Klassement völlig auf den Kopf und machte aus einem zweiminütigen Rückstand einen Vorsprung von sagenhaften 54 Sekunden.

Peterhansel konnte durch den zweiten Rang die Führung im Gesamtstand übernehmen. Gordon folgt mit 2:28 Minuten Rückstand auf Platz zwei. Knapp dahinter liegt nun Holowczyc vor de Villiers und Roma. Durch den Tagessieg schob sich Al-Attiyah von Position 38 bis auf Platz sechs vor. Sein Rückstand auf Peterhansel beträgt aber noch acht Minuten und 47 Sekunden.

Stimmen nach der 2. Etappe:

Nasser Al-Attiyah: "Wir sind heute Morgen als 38. gestartet und mussten unterwegs viele andere überholen, was uns etwas Zeit gekostet hat, weil es sehr staubig war, vor allem, da wir eine Scheibe zerbrochen haben, was die Sicht nicht unbedingt verbessert hat. Aber ich wollte zeigen, dass mit einer guten Strategie noch mit uns zu rechnen ist, dass wir noch nicht aus dem Rennen raus sind. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir genau auf die Ersten wettgemacht haben, aber wir sind jetzt auf der Piste besser positioniert. Und für eine gute Zeit muss man intelligent sein."

Stephane Peterhansel: "Der erste Teil der Wertungsprüfung war schnell, also gab es keine Gelegenheit, sich von den anderen abzuheben. Aber im zweiten Teil haben wir uns besser gefühlt, als es erst holpriger und in den Dünen etwas anspruchsvoller wurde. Hier haben wir etwas Zeit auf Holowczyc gutgemacht. Aber vor allem hat es am Ende Spaß gemacht."

Robby Gordon: "Ein guter Tag für uns alle. Mit dem Auto ist alles glatt gelaufen, aber wir haben einen großen Stein mitgenommen und hatten einen Platten. Sonst hätten wir die Scratch-Wertung schaffen können. Aber gut. Was zählt ist, dass wir heute perfekt gefahren sind und das Auto auf der Piste geblieben ist, ohne große Probleme, und das Verhalten insgesamt ganz angenehm war."

Krzysztof Holowczyc: "Stephane liegt in der Gesamtwertung vor mir und das akzeptiere ich, denn für mich ist er der beste Fahrer im Feld. Genauso wie ich den Sieg von Nasser akzeptiere, der heute eine echt starke Leistung abgeliefert hat. Aber diese Wertungsprüfung war nicht einfach, vor allem auf den Buckelpisten, denn die Einstellung meiner Federung war nicht gut und eigentlich zu hart für mich. Mein Rücken ist solche Stöße nicht gewöhnt. Also musste ich auf diesem Rüttelstück den Fuß etwas vom Gas nehmen."

Ergebnis: 2. Etappe Autos (Top 10)

1. Al-Attiyah/Cruz (HUMMER), 02:47:18 Stunden
2. Peterhansel/Cottret (MINI), + 00:00:54
3. Gordon/Campbell (HUMMER), + 00:02:42
4. Holowczyc/Fortin (MINI), + 00:03:31
5. Roma/Perin (MINI), + 00:04:15
6. De Villiers/Von Zitzewitz (TOYOTA), + 00:04:37
7. Spinelli/Haddad (MITSUBISHI), + 00:09:57
8. Novitskiy/Schulz (MINI) + 00:12:20
9. Leal Dos Santos/Fiuza (MINI), + 00:13:31
10. Alvarez/Graue (TOYOTA), + 00:14:10

Gesamtwertung: Autos 2/14 (Top 10)

1. Peterhansel/Cottret (MINI), 03:20:33 Stunden
2. Gordon/Campbell (HUMMER), + 00:02:28
3. Holowczyc/Fortin (MINI), + 00:02:33
4. De Villiers/Von Zitzewitz (TOYOTA), + 00:3:49
5. Roma/Perin (MINI), + 00:05:32
6. Al-Attiyah/Cruz (HUMMER), 00:08:47
7. Spinelli/Haddad (MITSUBISHI), + 00:11:07
8. Novitskiy/Schulz (MINI) + 00:11:17
9. Leal Dos Santos/Fiuza (MINI), + 00:14:41
10. Alvarez/Graue (TOYOTA), + 00:15:22

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