Der Regen blieb aus, die endlosen Gelbphasen fanden nicht statt und auch das Chaos in der Boxengasse hielt sich in Grenzen: Das dreistündige Rennen der Blancpain-Langstreckenserie lieferte in Monza spannenden Motorsport ohne ein Destruction Derby zu werden. Der Zweikampf zwischen Shane van Gisbergen im Garage-59-McLaren und Maximilian Buhk im HTP-Mercedes sorgte für eine nervenzerreißende Schlussphase. Van Gisbergen, Come Ledogar und Rob Bell sorgten im 650S für den zweiten Monza-Sieg des britischen Herstellers nach 2014 und für ein enormes Erfolgserlebnis für das neu formierte Team um den ehemaligen Marc-VDS-Manager Bas Leinders.

0,3 Sekunden fehlen HTP; Bentley schleicht aufs Podium

Maxi Buhks Aufholjagd im letzten Stint bescherte dem GT3-Europameister von 2012 zusammen mit Dominik Baumann und Jazeman Jaafar den zweiten Platz – mit 0,3 Sekunden Rückstand. Buhk hatte den Abstand mehr und mehr verkürzt, war aber nicht in der Lage den auf den Geraden schnelleren McLaren auszubremsen. Da sich der McLaren und der Mercedes souverän durch das Feld der Überrundeten arbeiteten, kam es weder zu einer Kollision, noch zu einem Positionswechsel.

Hinter dem Spitzenduo ging es wenige aufregend zu: Nach einem guten Start hielt sich der M-Sport-Bentley mit der Startnummer Sieben schadlos. Das Ergebnis war ein solider dritter Platz für Andy Soucek, Wolfgang Reip und Maxime Soulet. Der Schwesterwagen verpasste die Punkteränge wegen einer Durchfahrtsstrafe.

RJN mit kreativer Boxenstrategie; WRT zu ungestüm

Eine kuriose Lösung fand das RJN Team, dessen Nissan sich bei den ersten Boxenstopps plötzlich von Attempto-Porsche und dem später eintreffenden Boutsen-BMW eingekeilt wurde. Die Mechaniker bockten den GT-R schnell auf, schoben ein Rollbrett unter und drehten den Wagen um 45 Grad in Richtung der Boxengasse. So verloren Ordonez, Takaboshi und Buncombe zwar vergleichsweise wenig Zeit, fielen aber zunächst auf den sechsten Platz zurück. Am Ende wurde es Platz Vier mit dem Gefühl, dass mehr möglich gewesen wäre.

Monza gehört traditionell nicht zu den stärksten Strecken der GT3-Audi. Dies änderte sich auch 2016 nicht. Der beste R8 LMS kam als Sechster ins Ziel. Will Stevens, Nico Müller und Antonio Garcia bleiben unauffällig. Dies ließ sich vom Schwesterwagen mit der Startnummer Eins nicht sagen: Dries Vanthoor, der jüngere Bruder von Laurens, verursachte erneut eine Kollision, die mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet wurde: Rang Neun brachte immerhin noch ein paar Punkte. Dahinter lieferten sich die Markenkollegen Filip Salaquarda (ISR) und Christopher Haase (Saintéloc) in der letzten Rennstunde ein sehr sehenswertes Duell, das letztlich aber für beide unbelohnt blieb.

Ferrari-Armada lässt schon früh Federn

Die Hoffnung der italienischen Fans auf einen Ferrari-Sieg wurden schon in der ersten Stunde enttäuscht: Gleich drei Sportwagen aus Maranello bogen schon in der ersten Runde in die Box. Der von Platz Drei gestartete 488 der Scuderia Praha (Pisarik/Malucelli) fiel früh aus, der AF-Corse-Wagen mit der Startnummer 50 (Lathouras/Rugolo/Pier Guidi) war nach 30 Minuten in einen Auffahrunfall vor der Rettifilio-Schikane verwickelt und musste neben der Reparatur auch zu einer Durchfahrtsstrafe an die Box. Der schnelle 488 von Cameron/Griffin musste ebenfalls im ersten Renndrittel in die Garage.

Bitter wurde es auch für Rinaldi Racing als Rinat Salikhov bei der Ausfahrt aus der Box nach dem ersten Fahrerwechsel zu früh über die weiße Linie fuhr: Eine Durchfahrtsstrafe warf den Wagen mit der Nummer 333 weit zurück. Der Kessel-Ferrari von Michal Broniszewski, Alessandro Bonacini und Andrea Rizzoli wurde als Fünfter auch Sieger der Pro-Am-Wertung und sorgte für ein einigermaßen veröhnliches Ergebnis.

Jenseits der Punkte: die beiden Attempto-Lamborghini konnten nicht auf sich aufmerksam machen, Foto: Vision Sport Agency
Jenseits der Punkte: die beiden Attempto-Lamborghini konnten nicht auf sich aufmerksam machen, Foto: Vision Sport Agency

Rowe trotz Reifenplatzer im Glück; Black Falcon mit Aufholjagd

Nach einem relativ erfolgreichen Wochenende in Misano verlief der Besuch in Monza für Rowe Racing wenig erfreulich. Der Wagen von Dusseldorp, Graf und Luhr musste schon in der ersten Runde an die Box. Kurz vor Rennhalbzeit verabschiedete sich der rechte Vorderreifen von Dirk Werner vor der Parabolica. Auch wenn der BMW-Werksfahrer seinen M6 gekonnt abfing und Schlimmeres verhinderte, waren damit alle Punktehoffnungen für das Team begraben.

Auch die weiteren deutschen Teams verließen Monza mit gemischten Gefühlen. Black Falcon hatte mit Haupt, Christodoulou und Simonsen auf dem siebten Rang nach einem Start aus dem Mittelfeld Grund zur Freude. Die beiden Attemtpo-Lamborghini verloren sich auf den Plätzen 19 und 23. Der Zakspeed-Mercedes war schon in der ersten Runde in eine Kollision verwickelt.

Wie geht es in der Blancpain-GT-Serie weiter?

Die nächste Veranstaltung der Blancpain GT Series ist in zwei Wochen auf der Strecke von Brands Hatch. Die Teilnehmer der Sprint-Serie werden sich auf dem kniffeligen Kurs messen. Apropos Messen: Der Maßstab waren im letzten Jahr Robin Frijns und Laurens Vanthoor im WRT-Audi, die die Qualifikation und beide Rennen gewannen.