Markus Winkelhock trägt einen der berühmtestetn Namen im deutschen Motorsport: Als amtierender GT1-Weltmeister hat er die Familientradition würdig fortgeführt. Zusammen mit den beiden Belgiern Anthony Kumpen und Enzo Ide startet er in einem Audi von Phoenix Racing beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps.

Warum ist es in diesem Jahr die GT-Szene und nicht Tourenwagen-WM geworden?
Mir machen die GT-Autos einfach unheimlich viel Spaß. Ich habe so die Möglichkeit, mit Audi und dem Team Phoenix zusammen das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und die BES zu fahren. Und dann auch noch in Daytona und das GT Masters - das ist einfach ein Angebot, dass ich nicht ausschlagen konnte.

Nervt es manchmal, nicht als GT1-Weltmeister, sondern als ehemaliger DTM- oder Formel-1-Pilot präsentiert zu werden?
Das Formel-1-Thema ist schon eine Riesensache. Ich bin zwar nur ein Rennen gefahren, aber für den Bekanntheitsgrad bringt das extrem viel, wenn man mal eine Viertelstunde vorne rumfährt. Darauf sprechen mich mehr Leute an als auf meinen GT-Titel. Ich bin aber stolzer auf den WM-Titel. Das Gambling mit den Reifen am Spyker war schon eine megalustige Sache damals, aber rein von der Leistung her ist mir die WM einfach wichtiger.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie fällt die Halbzeitbilanz aus?
Bis jetzt war es insgesamt schon durchwachsen. Es hat angefangen mit Daytona mit dem 24-Stunden-Rennen, als 300 Meter vor dem Ziel der Sprit ausging - das war schon bitter. In der BES sind wir gut aufgestellt, aber bei 60 Autos gehört einfach viel Glück dazu. In Monza waren wir Sechste, was ganz okay war. In Silverstone wurden wir "nur" Neunte. Der Speed ist da, aber bislang ist noch kein Podium rausgekommen.

In der BES sind durchschnittlich über 60 Fahrzeuge gemeldet. Ist das noch gutes Racing?
Ich glaube, dass das Limit schon fast überschritten ist. Ich finde es geil, dass es eine Serie mit über 60 Wagen am Start gibt. Aber es ist gerade im Qualifying eine Riesenlotterie, reine Glückssache, ob man ein bis zwei freie Runden hat, bei denen man den Reifen richtig ausnutzen kann. Man kann es einfach nicht planen.

Wie ist die Balance of Performance (BoP) in diesem Jahr geglückt?
Das ist ein ganz schwieriges Thema. Man kann es nie allen wirklich recht machen. In Silverstone war es schon relativ fair, obwohl der Aston Martin schon erheblich schneller war. Wenn es auf der einen Strecke funktioniert, heißt das noch lang nicht, dass es auf der nächsten auch so ist, weil die Streckencharakteristika sich verändern. Daher wird man auch nie eine perfekte BoP über eine Saison hinbekommen. Ich möchte aber auch nicht derjenige sein, der die Einteilung für sechs verschiedene Rennstrecken vornimmt.

Warum sollte man als GT-Fan unbedingt nach Spa-Francorchamps zum 24-Stunden-Rennen?
Es ist einfach eine geile Atmosphäre: egal ob Nordschleife oder Daytona. Letztes Jahr bin ich in Spa nicht gefahren, aber ich bin trotzdem als Zuschauer hin. Die Scheinwerfer von 60 Autos in der Nacht sind einfach etwas, was bei "normalen Rennen" nicht da ist. Das ist einfach etwas Unvergessliches.