Spannender hätte es kaum sein können: Bis zur Ziellinie duellierten sich beim Macau Motorcycle Grand Prix Peter Hickman, Michael Rutter und Martin Jessopp, mit dem besten Ausgang für den Vorjahressieger. Horst Saiger zeigte trotz seines Trainingscrashes eine tolle Leistung und fuhr Platz fünf ein.

Der Start: Von der Pole ging zwar Jessopp ins Rennen, doch den Holeshot schnappte sich nach einem Blitzstart von Position zwei aus Rutter. Jessopp ordnete sich als Zweiter ein, musste sich aber gleich noch Rookie Irwin geschlagen geben. Schon im Lauf der ersten Runde konnte sich Rutter einen kleinen Vorsprung herausfahren. Saiger kam von Position sechs ebenfalls gut weg und ordnete sich als Fünfter ein.

Schon nach zwei Runden zog sich das Feld etwas auseinander. Rutter fuhr mit einigen Zehnteln Vorsprung an der Spitze, während Jessopp sich am Ende von Start-Ziel an Irwin vorbeizwängte und die Verfolgung aufnahm. Als Vierter konnte Hickman noch an der Spitzengruppe bleiben, Saiger auf Fünf musste jedoch abreißen lassen und büßte nach drei Sekunden schon fünf Sekunden ein. Ein Mann pflügte sich unterdessen durchs Feld: Von Startplatz zehn aus war Hutchinson schon nach drei Runden Sechster.

In der vierten Runde war es dann so weit: Jessopp hing an Rutters Hinterrad, die Vierergruppe an der Spitze rückte wieder bis auf 1,6 Sekunden zusammen. Die Verfolgergruppe um Saiger und Hutchinson hingegen war bereits acht Sekunden zurück. Irwin hatte sichtlich Mühe, die Pace zu gehen, und Hickman nutzte in Runde fünf die Chance und bremste sich vorbei, doch der Rookie gab nicht klein bei. Es entspannen sich zwei Zweikämpfe: Rutter gegen Jessopp an der Spitze, Hickman gegen Irwin einige Zehntel dahinter. Unterdessen ging Hutchinson in Runde fünf an Saiger vorbei, hatte aber bereits neun Sekunden Rückstand und nur noch sieben Runden zu fahren.

Horst Saiger hielt sich in der Verfolgergruppe, Foto: Macau Grand Prix
Horst Saiger hielt sich in der Verfolgergruppe, Foto: Macau Grand Prix

Kurz vor Halbzeit des Rennens musste sich Saiger auch Cummins geschlagen geben und lag somit auf Rang sieben. An der Spitze wehrte sich Rutter weiter gegen Jessopp, konnte ihn aber trotz aller Mühen nicht abschütteln. Hickman hingegen setzte sich etwas von Irwin ab, kam aber noch nicht ganz in Schlagdistanz zu Jessopp. Eingangs der achten Runde ging es dann zur Sache: Erst beschleunigte Jessopp seine Ninja an Rutter vorbei, doch in der nächsten Kurve konterte der Routinier. Dieses Scharmützel gab Hickman die Chance, endgültig wieder aufzuschließen.

In Runde neun quetschte sich Jessopp wieder an Rutter vorbei, diesmal konnte der nicht gleich gegenhalten. Jessopp suchte sofort sein Heil in der Flucht nach vorn und binnen weniger Kurven war Rutter außer Schlagdistanz und geriet stattdessen durch Hickman unter Druck. Irwin hielt als Vierter gerade noch den Anschluss an die Gruppe, konnte aber kein Manöver starten. Jessopps Fluchtversuch hingegen wurde unterbunden. In der drittletzten Runde trennten die Top drei nur weniger als vier Zehntelsekunden.

Drama für Jessopp in der drittletzten Runde: Ihm fehlte plötzlich auf der Geraden die Power, möglicherweise hatte er sich verschaltet, und die drei Führenden konnten locker an ihm vorbeiziehen. Rutter und Hickman kämpften nun um den Sieg, während sich Jessopp wieder fing, aber hinter Irwin festhing.

Glen Irwin war der große Pechvogel des Rennens, Foto: Macau Grand Prix
Glen Irwin war der große Pechvogel des Rennens, Foto: Macau Grand Prix

In der vorletzten Runde machte Vorjahressieger Hickman ernst: Er presste sich an Rutter vorbei und fuhr sofort zwei Zehntelsekunden heraus. Jessopp kam zwar an Irwin vorbei, hatte aber beinahe eine Sekunde Rückstand auf das Duo. Für ihn offenbar kein Grund, schon klein beizugeben, und prompt fuhr er sich wieder an Rutter heran. In der Verfolgergruppe hatte unterdessen Hutchinson einen Fehler und fiel wieder hinter Cummins und Saiger zurück.

Rechtzeitig zur letzten Runde hingen Hickman, Rutter und Jessopp wieder innerhalb von drei Zehntelsekunden. Irwin musste mit Problemen abdrehen und fiel noch hinter die Verfolgergruppe zurück. An der Spitze konnte sich Hickman im Infield etwas absetzen, weil sich Rutter mit allem, was er hatte, gegen Jessopp wehrte. Der attackierte nun in jeder Kurve, kam aber nicht vorbei. So konnte sich Hickman den Sieg holen, Rutter wurde Zweiter vor Jessopp.

Die Platzierungen: Der Sieg ging an Hickman, ebenfalls aufs Podium ging es für Rutter und Jessopp. Cummins holte Rang vier. Saiger wurde ein toller Fünfter vor Easton, McGuinness und Hutchinson. Platz neun ging an Sheils, Cooper komplettierte die Top Ten.

Die Zwischenfälle: Zu Unfällen kam es im Rennen nicht, einige Fahrer hatten allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen. Ausgerechnet Rookie Irwin, der ein tolles Debüt geleistet hatte, fiel in der vorletzten Runde weit zurück und musste in der letzten Runde aufgeben. Auch Johnson fiel mit technischen Problemen aus.

Das Wetter: Zwar hingen Wolken über der chinesischen Metropole, das Rennen der Motorräder blieb in Macau aber trocken. Mit 28 Grad war es außerdem tropisch schwül.

Die Analyse: Was für ein Rennen! Ein Millimeterduell bis zum Schluss, wilde Attacken in fast jeder Kurve in den Häuserschluchten, genau so will man Road Racing sehen. An Spannung stand der Macau GP 2016 der MotoGP jedenfalls in Nichts nach. Besonders erfreulich: Platz fünf für Horst Saiger, sodass die deutschsprachigen Fans endlich auch wieder etwas zu feiern haben. Auch, dass mit Glen Irwin ein Rookie an der Spitze mitmischen konnte, bis er leider kurz vor Schluss einen technischen Defekt hatte, lässt für die Zukunft des Road Racing nur Gutes erahnen.

Das sagten die Top Drei:

Peter Hickman (Platz 1): "Was für ein hartes Rennen! Ich wusste, dass ich gegen Ende richtig stark bin. Mein Start war gut, obwohl meine Übungsstart alle mies waren. Ich hielt mich hinter Glen und hoffte, dass wir Michael wieder einholen würden, das passierte früher als gedacht. Dann musste ich kämpfen. Es war eines der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin. Ich habe das Bike erst Donnerstag früh gesehen und bin ewig keine BMW mehr gefahren, das war also eine steile Lernkurve. Trotzdem habe ich es geschafft."

Michael Rutter (Platz 2): "Ich hatte einen guten Start und lag in Führung, wusste aber, dass ich damit die Reifen sehr beanspruche. Ich konnte eine Lücke herausfahren, aber dann kamen die andere zurück. Ich dachte, das wird ein höllisches Rennen. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Martin ging dann vorbei und es wurde echt hart. Ich sah am Eingang von Lisboa eine Chance und wollte wieder eine Lücke herausfahren, aber dann überholte mich Peter und ich dachte nur, das ist echt schrecklich. Ich versuchte alles, aber er war einfach perfekt und fuhr wie auf Schienen."

Martin Jessopp (Platz 3: "Beim Anbremsen von Lisboa wollte ich herunterschalten und da war plötzlich gar nichts mehr, ich war im Leerlauf. Dann zog ich die Kupplung und musste die Kurve völlig ohne Motorbremse anfahren, das war echt beängstigend. Ich wollte schon an den Streckenrand fahren, aber als ich langsamer wurde, ging es plötzlich wieder. Ich war noch an der Gruppe dran und konnte ein gutes Manöver gegen Glen setzen. Ich kam vorbei und versuchte alles, was ich konnte, aber das hat nicht mehr gereicht."