Er ist der derzeit erfolgreichste deutschsprachige Road Racer: Horst Saiger. Der gebürtige Österreicher, der mittlerweile in Liechtenstein lebt, nimmt an allen großen Straßenrennen teil, so auch bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. Bevor es mit den Trainings losging, hat sich Motorsport-Magazin.com mit dem Kawasaki-Fahrer über die TT, seine Vorbereitung und das Road Racing unterhalten.

Motorsport-Magazin.com: Erst einmal Gratulation zu den guten Ergebnissen beim NW 200. Wie ist die TT-Generalprobe aus deiner Sicht gelaufen?
Horst Saiger: Danke, aber die Ergebnisse waren weit weg von unserer Performance von 2014, aber natürlich viel besser als letztes Jahr, wo ich nur eine Runde weit kam am Samstag, bevor der schlimme Unfall passierte. Wir haben heuer zwei ganz neue Kawasaki ZX-10R im Einsatz und da fehlt uns noch sehr viel Erfahrung. Im Moment stehen wir ganz am Anfang und suchen nach der passenden Abstimmung bei Elektronik und Fahrwerk. Die Motorleistung der neuen Kawa ist unglaublich, aber im Moment bringen wir sie nicht auf den Boden.

Du konntest bei der TT 2013 als bester Newcomer in Superstock und Senior-TT schon einen beachtlichen Erfolg feiern, 2015 musstest du leider aussetzen. Was hast du dir dieses Jahr vorgenommen?
Es ist jetzt meine dritte TT, im Grunde bin ich noch immer Newcomer und muss einfach lernen, nichts erzwingen zu wollen. Einfach fahren und nicht auf Rundenzeiten und Platzierungen zu schauen. Es muss von ganz alleine schneller gehen, sonst lande ich wieder im Rettungshubschrauber wie 2014.

Die TT-Vorbereitungen: Zeit und Geld für Tests mangeln

Wie sieht deine TT-Vorbereitung aus, nutzen Tests auf Rennstrecken im Road Racing überhaupt viel?
Es hört sich jetzt nach Jammern an, aber es fehlt Zeit und vor allem Geld für Tests abseits der Rennen. Im März waren wir fünf Tage in Spanien testen, leider ohne den gewünschten Erfolg und dann hatte ich noch drei mal 20 Minuten in Spa... das war es schon. Bis jetzt konnten wir ein paar Einstellungen aussortieren, die nicht funktionieren.

Noch hat Horst Saiger mit vielen Wheelies zu kämpfen, Foto: Metzeler
Noch hat Horst Saiger mit vielen Wheelies zu kämpfen, Foto: Metzeler

Was unterscheidet deine Rennmaschinen von der Straßenversion? Wie viel von den technischen Veränderungen machst du selbst am Bike?
Ich habe drei Rennmaschinen: Superstock, Superbike und Supersport. Lassen wir die Supersport mal beiseite, denn die war nur zum Rundendrehen gedacht. Für heuer haben wir den Motor etwas getunt, aber ich mache viel zu wenige Kilometer, um dort einigermaßen konkurrenzfähig zu sein. Unser Superstock-Motorrad hat eine Kit-Elektronik von Kawasaki, eine Racing-Auspuffanlage, etwas mehr Verdichtung und Dämpfereinsätze in der Gabel sowie ein anderes Federbein... das ist es so ziemlich. Am Superbike kommen noch eine stabilere Gabel und bessere Bremsen dazu. Wir haben zu viert geschraubt: Maik Hickmann, Bernd Holzmüller, Mario Kupper und ich.

Beim NW 200 wurden den Zusehern die Gefahren des Sports vor Augen geführt, auch du selbst hattest schon Unfälle, etwa bei der TT 2014 und beim NW 200 letztes Jahr. Wie gehst du damit um?
Jeder Fahrer und Zuseher ist sich der Gefahr bewusst, es ist Teil dieses Sports. Irgendwie denke ich aber immer nach vorne und dann geht es einfach weiter, da kann auch der eine oder andere Spital-Besuch nichts daran ändern.

Du hast ja auf konventionellen Rennstrecken angefangen. Wie bist du dann ausgerechnet aufs Road Racing gekommen?
Ich bin da einfach so rein gerutscht. Mal ein Rennen in der Tschechei, wo ich durch Rico Penzkofer hin bin, dann die NW200 - da hat mich John McGuinness hin gebracht und ein Jahr später TT. Wer einmal richtiges Road Racing gefahren hat, der wird mir zustimmen, dass es nichts Vergleichbares gibt. Sogar als Zuseher ziehen dich diese Rennen unwahrscheinlich in ihren Bann.

Die TT-Strecke: Eine andere Dimension

NW 200 und TT könnten kaum unterschiedlicher sein, Massenstart gegen Time Trial. Welcher Rennmodus ist dir beim Road Racing lieber?
In Wirklichkeit gibt es nur ein Rennen und nur eine Rennstrecke, das ist ganz eindeutig die TT, der Mountain Course ist einfach eine andere Dimension. Ich denke das ganze Jahr an die 250 oder was weiß ich wie vielen Kurven und wie ich sie am besten fahren kann. Hier gibt es keine offensichtliche Ideallinie, die musst du suchen und das Suchen bei über 250 kmh kann schnell ins Auge gehen, wenn du nicht weißt, wo die größten Buckel und Wellen in der Fahrbahn versteckt sind.

Auch in Macau trat Saiger bereits an, hier 2010 auf MV Agusta, Foto: CGPM
Auch in Macau trat Saiger bereits an, hier 2010 auf MV Agusta, Foto: CGPM

In Deutschland ist Road Racing eine Randerscheinung. Wo siehst du Potenzial? Wie steht es um den deutschsprachigen Nachwuchs?
Durch die IRRC kommen immer mehr Fahrer zum Road Racing. Ich würde niemals jemanden raten Road Racing zu machen, auch wenn ich kein Rennen missen möchte. Es kann sehr schnell ins Auge gehen, das habe ich trotz meiner Erfahrung schon mehrfach erleben müssen. Hätte ich vor 20 Jahren mit der TT angefangen, dann wüsste ich nicht, ob ich noch hier wäre ... darum bewundere ich alle Jungen, die clever und cool genug sind. Road Racing wird sich in Deutschland, Österreich oder gar der Schweiz nie mehr durchsetzen können, denn wir haben viel zu viele Menschen mit zu viel Zeit und die machen sich ja um alles Sorgen.

Wir danken für das Interview und wünschen Horst Saiger eine erfolgreiche Tourist Trophy!