Vor zwei Jahren ist der Name EQXX erstmals bei Mercedes aufgetaucht. Hinter dem Markenkürzel schmiedeten die Stuttgarter an rekordverdächtigen Plänen für ein E-Auto. Jetzt nahm der Prototyp Vision EQXX Gestalt an und soll anhand verschiedener Fahrtests im Frühjahr beweisen, dass die 1.000 Kilometer an Reichweite zu knacken sind.

Grundlage für das E-Fahrzeug ist die modulare Aufbauarchitektur MMA des Herstellers. Das aerodynamische One Bow-Design mit der kurzen Haube, der stark abfallenden Dachlinie und dem abrupt endenden Heck, sorgt für einen cw-Wert von 0,17. Zum Vergleich: Der cw-Wert des aktuellen weltweiten Rekordhalters EQS liegt bei 0,20. Mit der 495 Kilogramm schweren 100 kWh-Batterie bringt der EQXX insgesamt rund 1.750 Kilogramm auf die Waage. Der Radstand beträgt knapp 2,80 Meter. Zu den anderen Maßen wollte sich Mercedes noch nicht äußern.

Gewichtseinsparungen wo es nur geht

Um die ambitionierten Ziele von Mercedes erreichen zu können, darf das Auto nicht allzu viel wiegen. Deshalb hat man beispielsweise in die schweren Rohbauteile des Autos Löcher geschnitten. Diese werden so leichter und sparen Gewicht. Als Vorbild dienten menschliche Knochen die auch an Stellen, wo sie nicht viel Gewicht tragen müssen, ein lockeres Knochengewebe haben. Weitere Einsparungsmaßnahmen findet man im schlichten Innenraum. Zentrales Element ist der 8K-Touchscreen im 47,5-Zoll-Format, der sich quer von der linken bis zur rechten Vordertüre erstreckt. Der enorme Screen soll trotz seiner Größe und dank dem Einsatz von einzeln steuerbaren LEDs äußerst energiesparend sein. Auch sorgen zum Beispiel kleine verbaute Lautsprecher in den Nackenstützen der Sitze für eine deutliche Energie- und Gewichtseinsparung. Weiters setzt Mercedes sogenannte neuromorphe Chips ein. Diese minimieren den Stromverbrauch der Hardware. Zusätzliche Energie kann aus den montieren Solarzellen aus Plexiglas auf dem Dachen bezogen werden.

Veganer 2+2-Sitzer

Neben der ganzen stromsparenden Technik im EQXX, wollte Mercedes auch auf den Nachhaltigkeitsaspekt achten. So wurden im Prototyp Materialien gewählt die vegan sind. Hier kommen beispielsweise Beläge aus Kaktuspulver oder einem Garn dessen Proteine aus Bakterienkulturen gewonnen werden zum Einsatz. Hinterlegt werden die Oberflächen mit einer Ambientebeleuchtung, welche die speziellen Materialien nochmals mehr in Szene setzen. Während man vorne im EQXX ausreichend Platz zu haben scheint, geht es auf der Rückbank doch recht eng zu. Vorab sei erwähnt: Die Fondtüren des E-Autos sind fake. Das heißt, auf die hinteren Sitze kommt man nur durch die Vordertür. Weiters können die hinteren Plätze auf Grund der Abmessungen und Platzverhältnisse im Interieur nur als Notsitze angesehen werden. Auch der Kofferraum fällt im EQXX nicht besonders groß aus. Der Platz wird dort größtenteils für die Technik des Fahrzeuges benutzt.

Im Fond des EQXX geht es beengt zu, Foto: Mercedes
Im Fond des EQXX geht es beengt zu, Foto: Mercedes

Die Aerodynamik

Grundsätzlich sorgt vor allem das windschnittige Design für den beachtlichen cw-Wert des EQXX. Verschiedene Anbauteile unterstützen aber zusätzlich. Zum einen gehören dazu die sogenannten Air Curtains. Diese fangen die Luft vor den Vorderrädern ein und leiten sie glatt über die aerodynamischen Räder. Dies besitzen zudem Plexiglas-Einsetzungen, um keine zusätzlichen Wirbel zu erzeugen. Zum anderen wird die Luft an den Rädern vorbei in den Air Breather geleitet, der Wirbel direkt im Radhaus verhindern soll. Weiters besitzt der EQXX aus aerodynamischen Gründen keine Außenspiegel. Der Diffusor am Heck fährt bei einer Geschwindigkeit von mehr als 30 km/h aus. Er klappt gleichzeitig nach unten und streckt sich nach hinten.

E-Motor mit 150 kW

Der Antriebsstrang arbeitet im Mercedes mit einer 900-Volt-Technologie. Die Batterie hingegen nur mit 100 kW Ladeleistung. Alles darüber wäre laut den Schwaben ineffizient. Dennoch sollen 300 Kilometer Reichweite in einem fünfzehnminütigen Ladestopp schaffbar sein. Auf einen Allradantrieb wird beim EQXX von vornherein verzichtet. Stattdessen wird die Hinterachse mit einem 150 kW-E-Motor (200 PS) mit nur zwei Gängen angetrieben. Zusätzlich sorgt ein Inverter, der mit Siliciumcarbid-Halbleiter arbeitet, für die Reduktion der Schaltverluste.

Die ersten Tests des Fahrzeugs im Frühjahr werden zeigen, ob Mercedes hält, was die Marke mit dem EQXX verspricht.