Wenn es um die Mobilität der Zukunft geht, sind nicht nur umweltfreundliche Antriebskonzepte ein Thema. Bei der IAA Mobility 2021 in München werden unter anderem Reifen im Vordergrund stehen. Michelin und Continental präsentieren jeweils eine Neuentwicklung, bei der recycelte PET-Flaschen verwendet werden.

Continental wird ab dem kommenden Jahr wiederaufbereitetem Polyester aus recycelten Kunststoffflaschen in der Reifenproduktion einsetzen. "In unserem neuartigen Recyclingprozess werden die Fasern aus recyceltem PET gesponnen, ohne dass das Material zuvor in seine Komponenten zerlegt werden muss", erklärt Dr. Andreas Topp. Er verantwortet in Continentals Geschäftsfeld Tires den Bereich Material, Prozessentwicklung und Industrialisierung.

Bei der Verarbeitung werden die Flaschen im ersten Schritt sortiert, ehe die Verschlusskappen entfernt und sie maschinell gereinigt werden. Anschließend zerkleinern Maschinen die Flaschen, schmelzen sie ein und granulieren sie. Es folgen die Festkörper-Polymerisation und ein modifizierter Spinnprozess, um dem Granulat die Stabilität und die Form von Reifen zu geben.

Herkömmliches PET kommt bei der Produktion von Pkw-Reifen seit langem als Werkstoff zum Einsatz. Es bleibt bei hoher Belastung und bei hohen Temperaturen formstabil und sorgt damit in den gängigen Fahrsituationen für Sicherheit. Continental konnte bei Labor- und Reifentests zeigen, dass Fasern aus Sekundärrohstoffen ebenso leistungsfähig sind wie die bisher verwendeten Fasern. Sie haben die gleiche Qualität wie PET-Neuware.

Michelin PET-Reifen ab 2024

Michelin setzt ab 2024 auf Pneus mit PET-Anteil. Der französischen Reifenhersteller plant, jährlich fast vier Milliarden PET-Flaschen als Füllstoff für Autoreifen zu verwenden. Aber nicht nur PET-Flaschen würden als Rohstoff dienen, sondern auch sämtliches Einwegplastik, unter anderen Verpackungen von Lebensmitteln. Um einen Reifen zu produzieren, braucht Michelin 143 Joghurtbecher und 12,5 PET-Flaschen.

Das Unternehmen setzt sich das Ziel, seine Reifen bis zum Jahr 2030 zu 40 Prozent aus nachhaltigen Materialien herzustellen. Neben Plastik wird auch auf Naturkautschuk und Sonnenblumenöl gesetzt werden. Bis 2050 wollen Continental und Michelin ihre Reifen vollständig aus nachhaltigen Rohstoffen produzieren.

Die erste Initiative startet auf der IAA

Am Michelin-Messestand der IAA Mobility am Königsplatz in München werden die Besucher die Möglichkeit haben, sich über die Wertstoff-Reise der Rohstoffe zu informieren. Im sogenannten 'Michelin REGEN'Lab' können sie die Schritte der Recyclingprozesse nachverfolgen und erfahren, wie aus Holz, PET-Plastik und Verpackungsmüll Rohstoffe für neue Reifen gewonnen werden. Zudem stellt Michelin seine Zukunftsvision des Recycling-Reifens aus. Übrigens: Der Konzeptreifen ist luftlos und damit resistent gegen einen 'Platten'.

Michelin will die IAA-Besucher aktiv zum Recyclen von Plastikmüll animieren. Während der Messe ziehen sechs Teams, bestehend aus Mitarbeitern aller deutschen Michelin Standorte, durch München, um die ersten Materialien für recycelte Reifen einzusammeln.