Für heutige Rennverhältnisse zwar nicht mehr schnell genug, jedoch robust, schön anzusehen und für viele Motorradfahrer eine echte Herausforderung, ziehen sie nicht nur Klassikfans in ihren Bann.

1894 - ein zweirädriger Viertakter erobert die Welt

Der Ursprung moderner Motorräder liegt im Jahr 1885. Daimler und Maybach konstruierten damals den sogenannten Reitwagen als Versuchsobjekt für schnelllaufende Benzinmotoren. Dieses mit Stützen versehene Zweirad wird heute als "die Mutter" aller Motorräder betrachtet. Das erste Serienmotorrad stammte aus dem Hause Hildebrand & Wolfmüller. Bei der Entwicklung orientierten sich die Konstrukteure am Reitwagen. Vor der Markteinführung des neuen Fortbewegungsmittels gab es ein kleines, technisches Problem. Das Unternehmen musste bei der Probefahrt im Januar 1894 feststellen, dass ihre Maschine zwar gleichmäßig, jedoch nur rückwärtslief. Nach einigen technischen Verbesserungen konnte Hildebrand & Wolfmüller das Gefährt noch im selben Jahr in den Handel bringen. Mit einem wassergekühlten 2,5-PS-Zweizylinder-Tandem-Motor, Glührohrzündung und Oberflächenvergaser versehen, erreichte der Viertakter serienmäßig eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h, der Geschwindigkeitsrekord lag bei 72 km/h. Schnell eroberte das im Gegensatz zum Automobil verhältnismäßig günstige Motorrad den Markt.

Rennsportklassiker, Motorräder mit Geschichte

Ähnliche wie bei Automobilen entwickelte sich der Motorradrennsport aus Testfahrten der Hersteller. Das erste (nicht offizielle) Motorradrennen fand am 20. September 1896 mit acht Teilnehmern statt. Die Strecke führte von Paris nach Nantes und zurück. Ob alle Fahrer das Ziel erreichten, ist nicht bekannt. Ab 1900 gab es offizielle Straßen- und Geländerennen, ab circa 1903 Meisterschaften auf Rundstrecken und Bergrennen. Heute sind viele Motorräder der Pionierzeit entweder verschollen oder befinden sich in den Händen von Museen und Privatsammlern. Zu den wichtigsten Vertretern aus der Zeit vor 1945 zählen unter anderem die Harley-Davidson Bahnrennmaschine, die BMW R2 und die NSU SS 500. Von den Rennsportmaschinen aus der Bauzeit nach 1945 blieben deutlich mehr erhalten. Noch heute lassen klangvolle Namen wie Norton Manx, BMW und Harley Davidson das Herz eines jeden Motorsportfans höher schlagen. Dabei zählt die Manx (1947 bis 1963) zu den erfolgreichsten Maschinen der Rennsportgeschichte. Auf einer 250er beziehungsweise einer 350er Harley Davidson holte sich Walter Villa in den Jahren 1974 bis 1976 den Weltmeistertitel, BMW fährt noch immer bei großen Motorradrennen mit.

Individualität der besonderen Art, Klassik-Rennmaschinen

Ohne Frage unterliegen historische Zweiräder bezüglich Komfort und Technik den modernen Motorrädern. Die Veteranen besitzen keine elektronischen Spielereien wie Motorreglung und elektronische Einspritzung, die Sitzbank ist nicht ergonomisch und das Wort Aerodynamik kannten die Konstrukteure anfangs nur aus dem Physikunterricht. Dennoch wiesen die Rennmaschinen erstaunliche Leistungen auf. Ernst Walker fuhr 1920 mit der Indian 167,67 km/h, Ernst Jakob Henne bereits 1937 mithilfe von Motoraufladung beachtliche 279,5 km/h. Die ersten Doppelkolbenmotoren verbauten Ingenieure 1913, im Jahr 1934 setzte Gilera bei der Rondine einen Vierzylinder-Viertakter quer ein. Ab 1914 kam der elektrische Starter zum Einsatz. Wer eine historische Rennmaschine oder einen Nachbau erwirbt, fährt ein wunderschönes, robustes Motorrad, das trotz seiner eigentlich veralteten Technik erstaunlich schnell ist und in vielen Punkten mit modernen Straßenmaschinen durchaus konkurrieren kann.