Der Franzose Victor Bernier (16, R-ace GP) hat in einem spektakulären Abschlussrennen auf dem DEKRA Lausitzring seinen zweiten Saisonsieg in der ADAC Formel 4 eingefahren, der Engländer Jonny Edgar (16, Van Amersfoort Racing) steuert unterdessen mit großen Schritten auf den Titelgewinn zu. Edgar wurde am Sonntag im letzten Lauf Vierter und reist nach einem dramatischen Ausfall seines Teamkollegen und Verfolgers Jak Crawford (15, USA), der den zweiten Lauf am Sonntagmorgen noch gewonnen hatte, mit 23 Punkten Vorsprung zum Saisonfinale nach Oschersleben am kommenden Wochenende. Jubelstürme derweil bei Tim Tramnitz (15, Hamburg, US Racing): Der Förderpilot der ADAC Stiftung Sport sicherte sich durch zwei starke Rennen am Sonntag vorzeitig den Titel des besten Rookies.

"Den Rookie-Titel jetzt schon gewonnen zu haben, ist einfach nur cool. Vielen Dank an das Team, die machen echt eine klasse Arbeit", sagte Tramnitz mit einem Strahlen: "Es hat richtig viel Spaß gemacht. Es waren richtige schwere Bedingungen, gerade am Ende, da hat der Regen nochmals deutlich zugenommen. Auf der Strecke zu bleiben hat sich ausgezahlt."

Der Sonntag in der Lausitz begann erstmals an diesem Wochenende unter trockenen Bedingungen. Der Russe Kirill Smal (15, R-ace GP) startete von der Pole Position in den zweiten Lauf des Wochenendes am Vormittag und behielt zunächst auch die Führung vor Crawford. Der Meisterschaftsführende Edgar musste das Rennen vom letzten Startplatz aus in Angriff nehmen, nachdem er im Qualifying keine Zeit setzen konnte. Der Engländer flog aber förmlich durch das Feld und machte Position um Position gut. Bald schon war er direkt hinter Crawford, ehe beide binnen weniger Kurven am Führenden Smal vorbeigingen.

Anschließend versuchte Edgar einen Angriff auf Crawford, doch der Engländer touchierte mit seinem Frontflügel den Boliden seines Teamkollegen und musste in die Box abbiegen. Edgar fiel weit zurück, eine Safety-Car-Phase nach einem Dreher von Samstagssieger Vladislav Lomko (15, Russland, US Racing) brachte den 16-Jährigen aber wieder an das Feld heran. Den Restart entschied an der Spitze Crawford für sich, der die letzten Runden souverän abspulte. Dahinter gelang Tramnitz kurz vor Schluss noch ein starkes Manöver gegen Smal.

Der Berliner Joshua Dürksen (17, ADAC Berlin-Brandenburg e.V.) kam ganz knapp hinter Smal als Vierter ins Ziel vor Bernier und Oliver Bearman (15, England, US Racing). Edgar konnte nach dem Restart noch ein paar Plätze aufholen und wurde Siebter. Der Israeli Roee Meyuhas (20, R-ace GP) belegte den achten Platz und sicherte sich damit die Pole Position für den dritten Lauf. Die Punkteränge komplettierten die Teamkollegen Erick Zuniga (16, Mexiko) und Josef Knopp (16, Tschechien) vom ADAC Berlin-Brandenburg e.V.

Rund eine Stunde vor dem Start des dritten Laufes öffnete der Himmel über Südbrandenburg wieder seine Schleusen, das abschließende Rennen wurde zu einer erneuten Regenschlacht. Meyuhas verlor am Start einige Plätze, ganz anders hingegen Bernier, der von Startplatz vier direkt ganz nach vorne stürmte. Auch Bearman verbesserte sich von Rang drei auf Platz zwei. Edgar, der von Rang zwei startete, büßte zwei Plätze ein. Noch schlimmer erwischte es Crawford, der vom achten Startplatz zunächst ganz nach hinten zurückfiel.

Während sich Bernier an der Spitze absetzte, kam es dahinter zu vielen Zweikämpfen. Crawford arbeitete sich Stück für Stück nach vorne und sah plötzlich seine Chance gekommen, als Edgar von der Strecke rutschte und zunächst bis auf den siebten Platz zurückfiel. Crawford ging vorbei und war nun Fünfter, ehe sein Rennen unverschuldet beendet wurde. Nach einem Zweikampf zwischen Bearman und Smal, bei dem beide von der Strecke abkamen, touchierte Bearman beim Zurückfahren Crawford, der sich ins Kiesbett drehte und sich nicht mehr befreien konnte. Das Safety Car kam auf die Strecke, nach dem Restart brachte Bernier den Sieg ins Ziel vor Tramnitz, der wie bereits im ersten Lauf noch den Weg an Smal vorbei fand.

Edgar arbeitete sich noch bis auf Platz vier nach vorne und sammelte wertvolle Punkte für die Meisterschaft, Meyuhas wurde Fünfter vor Elias Seppänen (17, Finnland, US Racing). Das Trio des ADAC Berlin-Brandenburg e.V. um Dürksen, Zuniga und Knopp folgte auf den Plätzen sieben bis neun. Der letzte Punkt ging an Lomko.

"Es war ein sehr unglückliches Rennen für mich, ich hatte alle Chancen auf das Podium, und dann ist das passiert. Für die Meisterschaft ist das natürlich ganz bitter, aber man kann es nicht mehr ändern", ärgerte sich Crawford, der im Titelrennen nun auf Schützenhilfe angewiesen ist. "Wer weiß, was passiert. An diesem Wochenende waren alle Rennen verschieden. Ich versuche, in allen drei Rennen das Beste zu geben und dann wird die Meisterschaft durch Jonnys Ergebnisse entschieden", blickte er bereits auf das Finale in Oschersleben am kommenden Wochenende voraus.

Edgar fühlte mit seinem Rivalen. "Für ihn war es sehr unglücklich, aber für die Meisterschaft ist es gut", sagte Edgar, der in Oschersleben kein unnötiges Risiko eingehen will. "Ich muss nicht zu hart kämpfen. Solange ich vor Jak bin oder direkt hinter ihm, ist alles gut", sagte er.